ten, daß er vom gegenteile an seinen ehren, oder sonst zum höchsten beleidiget worden, noch den provoca- ten, als ob ihm seiner übel-eingebildeten meinung nach, das nicht-erscheinen an seinen geburts-ehren, mannhaftigkeit, oder profession nachteilig, oder schimpflich sey, im geringsten nicht entschuldigen kan, zumal ein ieder, welcher sich von einem andern beleidiget befindet, sich an ordentlichen richter ersät- tigen zu lassen schuldig, dem provocaten aber sein aussenbleiben keinesweges zu unehren gereichen, oder er deswegen für kleinmütig, oder zaghaft ge- halten, sondern vilmehr ehr und lob davon haben soll. Damit aber derjenige, welcher an seinen eh- ren beleidiget zu seyn vermeinet, auch dasselbe be- weislich beibringen wird, wegen erlidtenen schim- pfes, genugtuung habe, der beleidiger und injuriant hergegen seines frevels halber zur gebürenden stra- fe gezogen werde, wofern dann die injurien bei des injuriantens ordentlicher oberkeit, wie billig, besche- hen soll, klagbar gemacht, und der injuriant der in- jurien geständig ist, oder deren überwisen wird, so soll, wenn die injurien in worten bestehen, der inju- riant zu einem öffentlichen widerrufe, entweder sum- marisch, oder wenn die sache durch den weg rech- tens ordentlich ausgefüret werden muß, durch ei- nen bescheid, darneben auch nach beschaffenheit der begünstigung, in eine ansehnliche geldbuse, verteilet, in den real- oder tätlichen injurien, da der injuriant den gegenteil entweder mit der faust, oder mit an- dern instrumenten geschlagen hätte, soll der injuriant schuldig seyn und dahin durch gehörige zwangs- mittel im verweigerungs-falle angewisen werden, daß er bei seiner ordentlichen oberkeit, in gegenwart seines widerparts, nider-knien, und von disem ent- weder eine maulschelle, oder da auf andre weise mit stecken, oder prügeln, oder andern instrumenten
die
P p p 4
von dem duelliren, balgen, rauſen ꝛc.
ten, daß er vom gegenteile an ſeinen ehren, oder ſonſt zum hoͤchſten beleidiget worden, noch den provoca- ten, als ob ihm ſeiner uͤbel-eingebildeten meinung nach, das nicht-erſcheinen an ſeinen geburts-ehren, mannhaftigkeit, oder profeſſion nachteilig, oder ſchimpflich ſey, im geringſten nicht entſchuldigen kan, zumal ein ieder, welcher ſich von einem andern beleidiget befindet, ſich an ordentlichen richter erſaͤt- tigen zu laſſen ſchuldig, dem provocaten aber ſein auſſenbleiben keinesweges zu unehren gereichen, oder er deswegen fuͤr kleinmuͤtig, oder zaghaft ge- halten, ſondern vilmehr ehr und lob davon haben ſoll. Damit aber derjenige, welcher an ſeinen eh- ren beleidiget zu ſeyn vermeinet, auch daſſelbe be- weislich beibringen wird, wegen erlidtenen ſchim- pfes, genugtuung habe, der beleidiger und injuriant hergegen ſeines frevels halber zur gebuͤrenden ſtra- fe gezogen werde, wofern dann die injurien bei des injuriantens ordentlicher oberkeit, wie billig, beſche- hen ſoll, klagbar gemacht, und der injuriant der in- jurien geſtaͤndig iſt, oder deren uͤberwiſen wird, ſo ſoll, wenn die injurien in worten beſtehen, der inju- riant zu einem oͤffentlichen widerrufe, entweder ſum- mariſch, oder wenn die ſache durch den weg rech- tens ordentlich ausgefuͤret werden muß, durch ei- nen beſcheid, darneben auch nach beſchaffenheit der beguͤnſtigung, in eine anſehnliche geldbuſe, verteilet, in den real- oder taͤtlichen injurien, da der injuriant den gegenteil entweder mit der fauſt, oder mit an- dern inſtrumenten geſchlagen haͤtte, ſoll der injuriant ſchuldig ſeyn und dahin durch gehoͤrige zwangs- mittel im verweigerungs-falle angewiſen werden, daß er bei ſeiner ordentlichen oberkeit, in gegenwart ſeines widerparts, nider-knien, und von diſem ent- weder eine maulſchelle, oder da auf andre weiſe mit ſtecken, oder pruͤgeln, oder andern inſtrumenten
die
P p p 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f1015"n="907[967]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von dem duelliren, balgen, rauſen ꝛc.</hi></fw><lb/>
ten, daß er vom gegenteile an ſeinen ehren, oder ſonſt<lb/>
zum hoͤchſten beleidiget worden, noch den provoca-<lb/>
ten, als ob ihm ſeiner uͤbel-eingebildeten meinung<lb/>
nach, das nicht-erſcheinen an ſeinen geburts-ehren,<lb/>
mannhaftigkeit, oder profeſſion nachteilig, oder<lb/>ſchimpflich ſey, im geringſten nicht entſchuldigen<lb/>
kan, zumal ein ieder, welcher ſich von einem andern<lb/>
beleidiget befindet, ſich an ordentlichen richter erſaͤt-<lb/>
tigen zu laſſen ſchuldig, dem provocaten aber ſein<lb/>
auſſenbleiben keinesweges zu unehren gereichen,<lb/>
oder er deswegen fuͤr kleinmuͤtig, oder zaghaft ge-<lb/>
halten, ſondern vilmehr ehr und lob davon haben<lb/>ſoll. Damit aber derjenige, welcher an ſeinen eh-<lb/>
ren beleidiget zu ſeyn vermeinet, auch daſſelbe be-<lb/>
weislich beibringen wird, wegen erlidtenen ſchim-<lb/>
pfes, genugtuung habe, der beleidiger und injuriant<lb/>
hergegen ſeines frevels halber zur gebuͤrenden ſtra-<lb/>
fe gezogen werde, wofern dann die injurien bei des<lb/>
injuriantens ordentlicher oberkeit, wie billig, beſche-<lb/>
hen ſoll, klagbar gemacht, und der injuriant der in-<lb/>
jurien geſtaͤndig iſt, oder deren uͤberwiſen wird, ſo<lb/>ſoll, wenn die injurien in worten beſtehen, der inju-<lb/>
riant zu einem oͤffentlichen widerrufe, entweder ſum-<lb/>
mariſch, oder wenn die ſache durch den weg rech-<lb/>
tens ordentlich ausgefuͤret werden muß, durch ei-<lb/>
nen beſcheid, darneben auch nach beſchaffenheit der<lb/>
beguͤnſtigung, in eine anſehnliche geldbuſe, verteilet,<lb/>
in den real- oder taͤtlichen injurien, da der injuriant<lb/>
den gegenteil entweder mit der fauſt, oder mit an-<lb/>
dern inſtrumenten geſchlagen haͤtte, ſoll der injuriant<lb/>ſchuldig ſeyn und dahin durch gehoͤrige zwangs-<lb/>
mittel im verweigerungs-falle angewiſen werden,<lb/>
daß er bei ſeiner ordentlichen oberkeit, in gegenwart<lb/>ſeines widerparts, nider-knien, und von diſem ent-<lb/>
weder eine maulſchelle, oder da auf andre weiſe<lb/>
mit ſtecken, oder pruͤgeln, oder andern inſtrumenten<lb/><fwplace="bottom"type="sig">P p p 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[907[967]/1015]
von dem duelliren, balgen, rauſen ꝛc.
ten, daß er vom gegenteile an ſeinen ehren, oder ſonſt
zum hoͤchſten beleidiget worden, noch den provoca-
ten, als ob ihm ſeiner uͤbel-eingebildeten meinung
nach, das nicht-erſcheinen an ſeinen geburts-ehren,
mannhaftigkeit, oder profeſſion nachteilig, oder
ſchimpflich ſey, im geringſten nicht entſchuldigen
kan, zumal ein ieder, welcher ſich von einem andern
beleidiget befindet, ſich an ordentlichen richter erſaͤt-
tigen zu laſſen ſchuldig, dem provocaten aber ſein
auſſenbleiben keinesweges zu unehren gereichen,
oder er deswegen fuͤr kleinmuͤtig, oder zaghaft ge-
halten, ſondern vilmehr ehr und lob davon haben
ſoll. Damit aber derjenige, welcher an ſeinen eh-
ren beleidiget zu ſeyn vermeinet, auch daſſelbe be-
weislich beibringen wird, wegen erlidtenen ſchim-
pfes, genugtuung habe, der beleidiger und injuriant
hergegen ſeines frevels halber zur gebuͤrenden ſtra-
fe gezogen werde, wofern dann die injurien bei des
injuriantens ordentlicher oberkeit, wie billig, beſche-
hen ſoll, klagbar gemacht, und der injuriant der in-
jurien geſtaͤndig iſt, oder deren uͤberwiſen wird, ſo
ſoll, wenn die injurien in worten beſtehen, der inju-
riant zu einem oͤffentlichen widerrufe, entweder ſum-
mariſch, oder wenn die ſache durch den weg rech-
tens ordentlich ausgefuͤret werden muß, durch ei-
nen beſcheid, darneben auch nach beſchaffenheit der
beguͤnſtigung, in eine anſehnliche geldbuſe, verteilet,
in den real- oder taͤtlichen injurien, da der injuriant
den gegenteil entweder mit der fauſt, oder mit an-
dern inſtrumenten geſchlagen haͤtte, ſoll der injuriant
ſchuldig ſeyn und dahin durch gehoͤrige zwangs-
mittel im verweigerungs-falle angewiſen werden,
daß er bei ſeiner ordentlichen oberkeit, in gegenwart
ſeines widerparts, nider-knien, und von diſem ent-
weder eine maulſchelle, oder da auf andre weiſe
mit ſtecken, oder pruͤgeln, oder andern inſtrumenten
die
P p p 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 907[967]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1015>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.