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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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LIX haubtstück
welche die forelle an einem liblichern geschmacke
übertrifft, iedoch gar bald ausserm wasser abste-
het iren raub dahir noch weniger hat verüben mö-
gen; absonderlich da sie sich blos mit den kleinen
fischgen, als ellrizen und kaulköpfen begnüget;
ferner der gröste verdacht die hechte drückt, welche
wo sie 5 bis 6 pfund haben, einen zweipfündigen
hecht verschlucken; zugeschweigen, daß ein vier-
pfündiger hecht einen dreipfündigen karpen ertöd-
tet und verschlucket; nicht minder ein par hechte
im stande sind, 50 schocke (iedes zu 60 gerechnet)
karpen und karauschen-brut in einem jare zu ver-
tilgen; auch die wilden änten, die doch auf disen
teich nicht fallen, den gefressenen hecht-rogen nicht
dahin gebracht haben können, daß hechte daraus
erzilet worden wären, wofern man bei besezung
des teiches keine hinein gebracht hat; überdem die
barsche sich auch nicht fanden, da dise onehin nur
kleine fischgen, als kaulbarsche und ellrizen, auch
junge krebse rauben; nicht weniger der gose keine
schuld hir träget; immassen er nur von der fettig-
keit des wassers lebet, dem karpen gleichet, iedoch
schmackhafter ist; und wie der karpe von der fet-
tigkeit lebet, anbenebst einen faulen leimigten boden
libet; also man glauben sollte, daß er hir begleiben
müsse, wenn er gleich einen faulen geschmack vom
sumpfigten wasser davon getragen hätte, und de-
nen karpen nicht gleiche, welche in einem teiche ge-
sezet werden, auch besser, als der karpe schmäcket,
dennoch wegen der menge von gräten gefärlich zu
essen fället; ausserdem schlamm und einen mora-
stigen boden erfodert, auch den karpen im moraste
verwület, gleichwol ein weiches wasser haben will;
derohalben erscheinet daraus so vil: daß der in
frage gekommene teich, als unfruchtbares, auch
unschickliches mageres werk verpachtet worden sey,

dessen

LIX haubtſtuͤck
welche die forelle an einem liblichern geſchmacke
uͤbertrifft, iedoch gar bald auſſerm waſſer abſte-
het iren raub dahir noch weniger hat veruͤben moͤ-
gen; abſonderlich da ſie ſich blos mit den kleinen
fiſchgen, als ellrizen und kaulkoͤpfen begnuͤget;
ferner der groͤſte verdacht die hechte druͤckt, welche
wo ſie 5 bis 6 pfund haben, einen zweipfuͤndigen
hecht verſchlucken; zugeſchweigen, daß ein vier-
pfuͤndiger hecht einen dreipfuͤndigen karpen ertoͤd-
tet und verſchlucket; nicht minder ein par hechte
im ſtande ſind, 50 ſchocke (iedes zu 60 gerechnet)
karpen und karauſchen-brut in einem jare zu ver-
tilgen; auch die wilden aͤnten, die doch auf diſen
teich nicht fallen, den gefreſſenen hecht-rogen nicht
dahin gebracht haben koͤnnen, daß hechte daraus
erzilet worden waͤren, wofern man bei beſezung
des teiches keine hinein gebracht hat; uͤberdem die
barſche ſich auch nicht fanden, da diſe onehin nur
kleine fiſchgen, als kaulbarſche und ellrizen, auch
junge krebſe rauben; nicht weniger der goſe keine
ſchuld hir traͤget; immaſſen er nur von der fettig-
keit des waſſers lebet, dem karpen gleichet, iedoch
ſchmackhafter iſt; und wie der karpe von der fet-
tigkeit lebet, anbenebſt einen faulen leimigten boden
libet; alſo man glauben ſollte, daß er hir begleiben
muͤſſe, wenn er gleich einen faulen geſchmack vom
ſumpfigten waſſer davon getragen haͤtte, und de-
nen karpen nicht gleiche, welche in einem teiche ge-
ſezet werden, auch beſſer, als der karpe ſchmaͤcket,
dennoch wegen der menge von graͤten gefaͤrlich zu
eſſen faͤllet; auſſerdem ſchlamm und einen mora-
ſtigen boden erfodert, auch den karpen im moraſte
verwuͤlet, gleichwol ein weiches waſſer haben will;
derohalben erſcheinet daraus ſo vil: daß der in
frage gekommene teich, als unfruchtbares, auch
unſchickliches mageres werk verpachtet worden ſey,

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[940/0952] LIX haubtſtuͤck welche die forelle an einem liblichern geſchmacke uͤbertrifft, iedoch gar bald auſſerm waſſer abſte- het iren raub dahir noch weniger hat veruͤben moͤ- gen; abſonderlich da ſie ſich blos mit den kleinen fiſchgen, als ellrizen und kaulkoͤpfen begnuͤget; ferner der groͤſte verdacht die hechte druͤckt, welche wo ſie 5 bis 6 pfund haben, einen zweipfuͤndigen hecht verſchlucken; zugeſchweigen, daß ein vier- pfuͤndiger hecht einen dreipfuͤndigen karpen ertoͤd- tet und verſchlucket; nicht minder ein par hechte im ſtande ſind, 50 ſchocke (iedes zu 60 gerechnet) karpen und karauſchen-brut in einem jare zu ver- tilgen; auch die wilden aͤnten, die doch auf diſen teich nicht fallen, den gefreſſenen hecht-rogen nicht dahin gebracht haben koͤnnen, daß hechte daraus erzilet worden waͤren, wofern man bei beſezung des teiches keine hinein gebracht hat; uͤberdem die barſche ſich auch nicht fanden, da diſe onehin nur kleine fiſchgen, als kaulbarſche und ellrizen, auch junge krebſe rauben; nicht weniger der goſe keine ſchuld hir traͤget; immaſſen er nur von der fettig- keit des waſſers lebet, dem karpen gleichet, iedoch ſchmackhafter iſt; und wie der karpe von der fet- tigkeit lebet, anbenebſt einen faulen leimigten boden libet; alſo man glauben ſollte, daß er hir begleiben muͤſſe, wenn er gleich einen faulen geſchmack vom ſumpfigten waſſer davon getragen haͤtte, und de- nen karpen nicht gleiche, welche in einem teiche ge- ſezet werden, auch beſſer, als der karpe ſchmaͤcket, dennoch wegen der menge von graͤten gefaͤrlich zu eſſen faͤllet; auſſerdem ſchlamm und einen mora- ſtigen boden erfodert, auch den karpen im moraſte verwuͤlet, gleichwol ein weiches waſſer haben will; derohalben erſcheinet daraus ſo vil: daß der in frage gekommene teich, als unfruchtbares, auch unſchickliches mageres werk verpachtet worden ſey, deſſen

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 940. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/952>, abgerufen am 23.11.2024.