auf was art der landes- herr seine lande zu re- giren hat?
Einem Teutschen landesherrn kommet zu, den ihm anvertrauten stat und seine lande nach den regeln der klugheit zu regiren, deren aufname und flor zu befördern, alles dasjenige, was zu irer er- haltung, verbesserung abzilet, vorzukeren, auch diejenige mittel zu ergreifen, welche ihn in den stand sezen, seine und der untertanen absichten in die wirklichkeit zu sezen.
§ 2083
hirzu muß er eine ge- walt und mittel ha- ben.
Wenn der landesherr das beste seiner staten beforgen, und seiner untertanen wolfart befördern, auch seine lande beschüzen soll, muß er nicht allein hirzu eine gewalt, sondern auch die mittel haben, die hoheit, und sich, benebst seiner famili, auf eine irer hohen würde gemäse art, samt denen, welche ihm und dem state dinste leisten, zu erhalten. Hirzu ist ein bereitestes vermögen in einem state nötig, welches entweder in gewissen, auch zufäl- ligen gerechtsamen und einkünften bestehet, oder auf den untertanen, deren gütern und gewerben haftet.
§ 2084
worin die majestäts- rechte beste- heu?
Der umfang, oder inbegrif derer rechte, welche dem unabhängigen regenten, vermöge der höch- sten gewalt zukommen, werden die majestät, die majestäts-rechte, höchste gewalt genennet. Dise gewalt kan durch verträge, auch gedinge, nicht minder durch gesäze beschränket werden, Joh. Wilh. Göbelde iuribus procerum imperii maiestaticis.
§ 2085
was ho- heitsrechte heißen? und regalien sind?
Diejenige rechte, welche aus der landesherr- lichkeit wesentlich flüssen, sowohl abzuleiten sind, heissen hoheitsrechte, und sind von den so ge- nannten regalien zu unterscheiden; immaßen dar-
unter
LII haubtſtuͤck
§ 2082
auf was art der landes- herr ſeine lande zu re- giren hat?
Einem Teutſchen landesherrn kommet zu, den ihm anvertrauten ſtat und ſeine lande nach den regeln der klugheit zu regiren, deren aufname und flor zu befoͤrdern, alles dasjenige, was zu irer er- haltung, verbeſſerung abzilet, vorzukeren, auch diejenige mittel zu ergreifen, welche ihn in den ſtand ſezen, ſeine und der untertanen abſichten in die wirklichkeit zu ſezen.
§ 2083
hirzu muß er eine ge- walt und mittel ha- ben.
Wenn der landesherr das beſte ſeiner ſtaten beforgen, und ſeiner untertanen wolfart befoͤrdern, auch ſeine lande beſchuͤzen ſoll, muß er nicht allein hirzu eine gewalt, ſondern auch die mittel haben, die hoheit, und ſich, benebſt ſeiner famili, auf eine irer hohen wuͤrde gemaͤſe art, ſamt denen, welche ihm und dem ſtate dinſte leiſten, zu erhalten. Hirzu iſt ein bereiteſtes vermoͤgen in einem ſtate noͤtig, welches entweder in gewiſſen, auch zufaͤl- ligen gerechtſamen und einkuͤnften beſtehet, oder auf den untertanen, deren guͤtern und gewerben haftet.
§ 2084
worin die majeſtaͤts- rechte beſte- heu?
Der umfang, oder inbegrif derer rechte, welche dem unabhaͤngigen regenten, vermoͤge der hoͤch- ſten gewalt zukommen, werden die majeſtaͤt, die majeſtaͤts-rechte, hoͤchſte gewalt genennet. Diſe gewalt kan durch vertraͤge, auch gedinge, nicht minder durch geſaͤze beſchraͤnket werden, Joh. Wilh. Goͤbelde iuribus procerum imperii maieſtaticis.
§ 2085
was ho- heitsrechte heißen? und regalien ſind?
Diejenige rechte, welche aus der landesherr- lichkeit weſentlich fluͤſſen, ſowohl abzuleiten ſind, heiſſen hoheitsrechte, und ſind von den ſo ge- nannten regalien zu unterſcheiden; immaßen dar-
unter
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LII haubtſtuͤck
§ 2082
Einem Teutſchen landesherrn kommet zu, den
ihm anvertrauten ſtat und ſeine lande nach den
regeln der klugheit zu regiren, deren aufname und
flor zu befoͤrdern, alles dasjenige, was zu irer er-
haltung, verbeſſerung abzilet, vorzukeren, auch
diejenige mittel zu ergreifen, welche ihn in den
ſtand ſezen, ſeine und der untertanen abſichten in
die wirklichkeit zu ſezen.
§ 2083
Wenn der landesherr das beſte ſeiner ſtaten
beforgen, und ſeiner untertanen wolfart befoͤrdern,
auch ſeine lande beſchuͤzen ſoll, muß er nicht allein
hirzu eine gewalt, ſondern auch die mittel haben,
die hoheit, und ſich, benebſt ſeiner famili, auf eine
irer hohen wuͤrde gemaͤſe art, ſamt denen, welche
ihm und dem ſtate dinſte leiſten, zu erhalten.
Hirzu iſt ein bereiteſtes vermoͤgen in einem ſtate
noͤtig, welches entweder in gewiſſen, auch zufaͤl-
ligen gerechtſamen und einkuͤnften beſtehet, oder
auf den untertanen, deren guͤtern und gewerben
haftet.
§ 2084
Der umfang, oder inbegrif derer rechte, welche
dem unabhaͤngigen regenten, vermoͤge der hoͤch-
ſten gewalt zukommen, werden die majeſtaͤt, die
majeſtaͤts-rechte, hoͤchſte gewalt genennet. Diſe
gewalt kan durch vertraͤge, auch gedinge, nicht
minder durch geſaͤze beſchraͤnket werden, Joh.
Wilh. Goͤbel de iuribus procerum imperii
maieſtaticis.
§ 2085
Diejenige rechte, welche aus der landesherr-
lichkeit weſentlich fluͤſſen, ſowohl abzuleiten ſind,
heiſſen hoheitsrechte, und ſind von den ſo ge-
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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 840. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/852>, abgerufen am 23.11.2024.
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