und anderer urkunden ist hir allein hinreichend, wie davon die lehnbrife die unverwerfliche probe abgeben, als welche die übergabe des lehns vor- stellen, obgleich die kaufbrife allein das wirkliche eigentum des übergebers nicht hinreichend zu be- weisen vermögen. Bei den gerechtigkeiten sind von der einen seite das stillschweigen und auf der andern seite die ausübung, auch wol ein gebot und verbot nötig. Hingegen zur beibehaltung des bereits rechtmäsig erlangten besizes ist der wille hinreichend. Bei entstehendem zweifel wird für denjenigen gesprochen, welcher sich im besize be- findet. Es brauchet auch ordentlicher weise der besizer den titul nicht zu erweisen. Die ausna- men hirvon sihe bei dem Hert in der disp. de quasi possidente probante.
§ 1882
Wenn man eine ganze sache in besiz nemenob die besiz- ergreifung von einem teile auf das ganze erstrecket werden könne? soll, iedoch nur von einem teile den besiz ergriffen hat, wird solches für eben so gut gehalten, als wenn solches mit dem ganzen beschehen sey, wo- fern nur ein anderer nicht schon einen teil ergriffen hat, folglich dadurch jener an der besizergreifung behindert wird, Stryk im vsu moderno p. lib. 41 tit. I § 5, Estor am a. o. § 119 s. 86. Di- semnach hat derjenige, welcher den besiz über das ganze ergriffen hat, die vermutung für sich, daß er solchen in allen teilen des ganzen habe.
§ 1883
Es darf nimand seines besizes entsezet werden,nimand darf one rechtmäsige ursach sei- nes besizes entsezet werden. es wäre dann zuförderst nach rechte in der sache erkannt und verfaren worden. Daher in der Kammer-gerichts-ordnung die schlechte und gewaltsame entsezung vorkömmt, und auf jene kein mandat one clausel erkannt wird. Die schüzung beim jüngsten besize, oder das possesso-
rium
B b b 5
vom beſize und mit-beſize.
und anderer urkunden iſt hir allein hinreichend, wie davon die lehnbrife die unverwerfliche probe abgeben, als welche die uͤbergabe des lehns vor- ſtellen, obgleich die kaufbrife allein das wirkliche eigentum des uͤbergebers nicht hinreichend zu be- weiſen vermoͤgen. Bei den gerechtigkeiten ſind von der einen ſeite das ſtillſchweigen und auf der andern ſeite die ausuͤbung, auch wol ein gebot und verbot noͤtig. Hingegen zur beibehaltung des bereits rechtmaͤſig erlangten beſizes iſt der wille hinreichend. Bei entſtehendem zweifel wird fuͤr denjenigen geſprochen, welcher ſich im beſize be- findet. Es brauchet auch ordentlicher weiſe der beſizer den titul nicht zu erweiſen. Die ausna- men hirvon ſihe bei dem Hert in der diſp. de quaſi poſſidente probante.
§ 1882
Wenn man eine ganze ſache in beſiz nemenob die beſiz- ergreifung von einem teile auf das ganze erſtrecket werden koͤnne? ſoll, iedoch nur von einem teile den beſiz ergriffen hat, wird ſolches fuͤr eben ſo gut gehalten, als wenn ſolches mit dem ganzen beſchehen ſey, wo- fern nur ein anderer nicht ſchon einen teil ergriffen hat, folglich dadurch jener an der beſizergreifung behindert wird, Stryk im vſu moderno π. lib. 41 tit. I § 5, Eſtor am a. o. § 119 ſ. 86. Di- ſemnach hat derjenige, welcher den beſiz uͤber das ganze ergriffen hat, die vermutung fuͤr ſich, daß er ſolchen in allen teilen des ganzen habe.
§ 1883
Es darf nimand ſeines beſizes entſezet werden,nimand darf one rechtmaͤſige urſach ſei- nes beſizes entſezet werden. es waͤre dann zufoͤrderſt nach rechte in der ſache erkannt und verfaren worden. Daher in der Kammer-gerichts-ordnung die ſchlechte und gewaltſame entſezung vorkoͤmmt, und auf jene kein mandat one clauſel erkannt wird. Die ſchuͤzung beim juͤngſten beſize, oder das poſſeſſo-
rium
B b b 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0773"n="761"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">vom beſize und mit-beſize.</hi></fw><lb/>
und anderer urkunden iſt hir allein hinreichend,<lb/>
wie davon die lehnbrife die unverwerfliche probe<lb/>
abgeben, als welche die uͤbergabe des lehns vor-<lb/>ſtellen, obgleich die kaufbrife allein das wirkliche<lb/>
eigentum des uͤbergebers nicht hinreichend zu be-<lb/>
weiſen vermoͤgen. Bei den gerechtigkeiten ſind<lb/>
von der einen ſeite das ſtillſchweigen und auf der<lb/>
andern ſeite die ausuͤbung, auch wol ein gebot<lb/>
und verbot noͤtig. Hingegen zur beibehaltung<lb/>
des bereits rechtmaͤſig erlangten beſizes iſt der wille<lb/>
hinreichend. Bei entſtehendem zweifel wird fuͤr<lb/>
denjenigen geſprochen, welcher ſich im beſize be-<lb/>
findet. Es brauchet auch ordentlicher weiſe der<lb/>
beſizer den titul nicht zu erweiſen. Die ausna-<lb/>
men hirvon ſihe bei dem <hirendition="#fr">Hert</hi> in der diſp. <hirendition="#aq">de<lb/>
quaſi poſſidente probante.</hi></p></div><lb/><divn="3"><head>§ 1882</head><lb/><p>Wenn man eine ganze ſache in beſiz nemen<noteplace="right">ob die beſiz-<lb/>
ergreifung<lb/>
von einem<lb/>
teile auf<lb/>
das ganze<lb/>
erſtrecket<lb/>
werden<lb/>
koͤnne?</note><lb/>ſoll, iedoch nur von einem teile den beſiz ergriffen<lb/>
hat, wird ſolches fuͤr eben ſo gut gehalten, als<lb/>
wenn ſolches mit dem ganzen beſchehen ſey, wo-<lb/>
fern nur ein anderer nicht ſchon einen teil ergriffen<lb/>
hat, folglich dadurch jener an der beſizergreifung<lb/>
behindert wird, <hirendition="#fr">Stryk</hi> im <hirendition="#aq">vſu moderno π. lib.</hi><lb/>
41 tit. <hirendition="#aq">I</hi> § 5, <hirendition="#fr">Eſtor</hi> am a. o. § 119 ſ. 86. Di-<lb/>ſemnach hat derjenige, welcher den beſiz uͤber das<lb/>
ganze ergriffen hat, die vermutung fuͤr ſich, daß<lb/>
er ſolchen in allen teilen des ganzen habe.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 1883</head><lb/><p>Es darf nimand ſeines beſizes entſezet werden,<noteplace="right">nimand<lb/>
darf one<lb/>
rechtmaͤſige<lb/>
urſach ſei-<lb/>
nes beſizes<lb/>
entſezet<lb/>
werden.</note><lb/>
es waͤre dann zufoͤrderſt nach rechte in der ſache<lb/>
erkannt und verfaren worden. Daher in der<lb/><hirendition="#fr">Kammer-gerichts-ordnung</hi> die <hirendition="#fr">ſchlechte</hi> und<lb/>
gewaltſame entſezung vorkoͤmmt, und auf jene<lb/>
kein mandat one clauſel erkannt wird. Die<lb/>ſchuͤzung beim juͤngſten beſize, oder das poſſeſſo-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B b b 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">rium</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[761/0773]
vom beſize und mit-beſize.
und anderer urkunden iſt hir allein hinreichend,
wie davon die lehnbrife die unverwerfliche probe
abgeben, als welche die uͤbergabe des lehns vor-
ſtellen, obgleich die kaufbrife allein das wirkliche
eigentum des uͤbergebers nicht hinreichend zu be-
weiſen vermoͤgen. Bei den gerechtigkeiten ſind
von der einen ſeite das ſtillſchweigen und auf der
andern ſeite die ausuͤbung, auch wol ein gebot
und verbot noͤtig. Hingegen zur beibehaltung
des bereits rechtmaͤſig erlangten beſizes iſt der wille
hinreichend. Bei entſtehendem zweifel wird fuͤr
denjenigen geſprochen, welcher ſich im beſize be-
findet. Es brauchet auch ordentlicher weiſe der
beſizer den titul nicht zu erweiſen. Die ausna-
men hirvon ſihe bei dem Hert in der diſp. de
quaſi poſſidente probante.
§ 1882
Wenn man eine ganze ſache in beſiz nemen
ſoll, iedoch nur von einem teile den beſiz ergriffen
hat, wird ſolches fuͤr eben ſo gut gehalten, als
wenn ſolches mit dem ganzen beſchehen ſey, wo-
fern nur ein anderer nicht ſchon einen teil ergriffen
hat, folglich dadurch jener an der beſizergreifung
behindert wird, Stryk im vſu moderno π. lib.
41 tit. I § 5, Eſtor am a. o. § 119 ſ. 86. Di-
ſemnach hat derjenige, welcher den beſiz uͤber das
ganze ergriffen hat, die vermutung fuͤr ſich, daß
er ſolchen in allen teilen des ganzen habe.
ob die beſiz-
ergreifung
von einem
teile auf
das ganze
erſtrecket
werden
koͤnne?
§ 1883
Es darf nimand ſeines beſizes entſezet werden,
es waͤre dann zufoͤrderſt nach rechte in der ſache
erkannt und verfaren worden. Daher in der
Kammer-gerichts-ordnung die ſchlechte und
gewaltſame entſezung vorkoͤmmt, und auf jene
kein mandat one clauſel erkannt wird. Die
ſchuͤzung beim juͤngſten beſize, oder das poſſeſſo-
rium
nimand
darf one
rechtmaͤſige
urſach ſei-
nes beſizes
entſezet
werden.
B b b 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 761. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/773>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.