zu schalten und zu walten, wie man will, oder nicht. Im ersten falle saget man: eigen herr- schaft ist geltes wert. Weil aber die Teutschen auf die erhaltung der familien haubtsächlich sa- hen, so konnte man über die von den ältern ererbte güter nach gefallen nicht gebaren, imgleichen nicht über die lehngüter. Daher die stamm- und lehn- güter in einem beschränkten eigentume sich be- finden.
§ 1821
die eintei- lungen des eigentumes.
Das eigentum lässet sich auf verschidene weise einteilen. Denn die sachen gehören entweder ei- nem allein, oder verschidenen eigentümlich zu. Jenes wird das eigentum schlechterdings benennet, dises aber heisset ein gemeinschastliches, gesammt- vilherrisch-eigentum, eine gemeinds- eine mitherr- schaft, gan-erbschaft, die mitherren nennete man gemeiner, des freiherrn von Senckenbergpri- mae lineae condominii pro indiuiso siue Gan- erbinatus der gemeinds- herrschaften, Göttin- gen 1736, 4, der B. Durlachische geheimte rat herr Reinhart in der ausfürung für die herren Rheingrafen wegen Daun: "die gemeinschaft als ein warer grund, der erbfolge, und der einzige grund der lehnsfolge der seiten-verwandten, 1755 fol. Hirnächst ist entweder der nüßbrauch mit dem ei- gentume zugleich verknüpfet, oder nicht. In je- nem falle hat man ein völliges, in disem aber ein bloses eigentum. Ferner findet sich ein natürli- ches und bürgerliches, wahrhaftes und erdichte- tes, ein ober- und nuzbares, ein allgemeines und besonderes, imgleichen ein gemeines (vulgare) und oberstes (eminens); nicht minder ein inter- ims-eigentum, Sibrand und Johann Kleinde dominio interimistico, Rostock 1684 s. 78 fgg. in des Joh. Kleinsdissert. iuridicis,Cocceji
disp.
XLVI haubtſtuͤck
zu ſchalten und zu walten, wie man will, oder nicht. Im erſten falle ſaget man: eigen herr- ſchaft iſt geltes wert. Weil aber die Teutſchen auf die erhaltung der familien haubtſaͤchlich ſa- hen, ſo konnte man uͤber die von den aͤltern ererbte guͤter nach gefallen nicht gebaren, imgleichen nicht uͤber die lehnguͤter. Daher die ſtamm- und lehn- guͤter in einem beſchraͤnkten eigentume ſich be- finden.
§ 1821
die eintei- lungen des eigentumes.
Das eigentum laͤſſet ſich auf verſchidene weiſe einteilen. Denn die ſachen gehoͤren entweder ei- nem allein, oder verſchidenen eigentuͤmlich zu. Jenes wird das eigentum ſchlechterdings benennet, diſes aber heiſſet ein gemeinſchaſtliches, geſammt- vilherriſch-eigentum, eine gemeinds- eine mitherr- ſchaft, gan-erbſchaft, die mitherren nennete man gemeiner, des freiherrn von Senckenbergpri- mae lineae condominii pro indiuiſo ſiue Gan- erbinatus der gemeinds- herrſchaften, Goͤttin- gen 1736, 4, der B. Durlachiſche geheimte rat herr Reinhart in der ausfuͤrung fuͤr die herren Rheingrafen wegen Daun: „die gemeinſchaft als ein warer grund, der erbfolge, und der einzige grund der lehnsfolge der ſeiten-verwandten, 1755 fol. Hirnaͤchſt iſt entweder der nuͤßbrauch mit dem ei- gentume zugleich verknuͤpfet, oder nicht. In je- nem falle hat man ein voͤlliges, in diſem aber ein bloſes eigentum. Ferner findet ſich ein natuͤrli- ches und buͤrgerliches, wahrhaftes und erdichte- tes, ein ober- und nuzbares, ein allgemeines und beſonderes, imgleichen ein gemeines (vulgare) und oberſtes (eminens); nicht minder ein inter- ims-eigentum, Sibrand und Johann Kleinde dominio interimiſtico, Roſtock 1684 ſ. 78 fgg. in des Joh. Kleinsdiſſert. iuridicis,Cocceji
diſp.
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XLVI haubtſtuͤck
zu ſchalten und zu walten, wie man will, oder
nicht. Im erſten falle ſaget man: eigen herr-
ſchaft iſt geltes wert. Weil aber die Teutſchen
auf die erhaltung der familien haubtſaͤchlich ſa-
hen, ſo konnte man uͤber die von den aͤltern ererbte
guͤter nach gefallen nicht gebaren, imgleichen nicht
uͤber die lehnguͤter. Daher die ſtamm- und lehn-
guͤter in einem beſchraͤnkten eigentume ſich be-
finden.
§ 1821
Das eigentum laͤſſet ſich auf verſchidene weiſe
einteilen. Denn die ſachen gehoͤren entweder ei-
nem allein, oder verſchidenen eigentuͤmlich zu.
Jenes wird das eigentum ſchlechterdings benennet,
diſes aber heiſſet ein gemeinſchaſtliches, geſammt-
vilherriſch-eigentum, eine gemeinds- eine mitherr-
ſchaft, gan-erbſchaft, die mitherren nennete man
gemeiner, des freiherrn von Senckenberg pri-
mae lineae condominii pro indiuiſo ſiue Gan-
erbinatus der gemeinds- herrſchaften, Goͤttin-
gen 1736, 4, der B. Durlachiſche geheimte rat
herr Reinhart in der ausfuͤrung fuͤr die herren
Rheingrafen wegen Daun: „die gemeinſchaft
als ein warer grund, der erbfolge, und der einzige
grund der lehnsfolge der ſeiten-verwandten, 1755 fol.
Hirnaͤchſt iſt entweder der nuͤßbrauch mit dem ei-
gentume zugleich verknuͤpfet, oder nicht. In je-
nem falle hat man ein voͤlliges, in diſem aber ein
bloſes eigentum. Ferner findet ſich ein natuͤrli-
ches und buͤrgerliches, wahrhaftes und erdichte-
tes, ein ober- und nuzbares, ein allgemeines und
beſonderes, imgleichen ein gemeines (vulgare)
und oberſtes (eminens); nicht minder ein inter-
ims-eigentum, Sibrand und Johann Klein de
dominio interimiſtico, Roſtock 1684 ſ. 78 fgg.
in des Joh. Kleins diſſert. iuridicis, Cocceji
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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 736. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/748>, abgerufen am 22.11.2024.
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