Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite

XXXIII haubtstück
gung dises braurechtes, von Marquard in den
decisionibus caussae Meklenburgicae classe II
tit. 10 s. 79 vertaidigen (§ 316).

§ 1503
wiefern die
braunarung
dem adel
beizulegen
ist?

Es ist dise stadt-narung dem adel nicht anders
zu vergönnen, als wenn er das recht eines gast-
wirts-hauses hergebracht hat oder damit belehnet
ist; immaßen er alsdann seinem gastwirte das
bier zum schanke vorlegen kan.

§ 1504
worauf die
oberkeit bei
dem bier-
brauen zu
sehen hat?

Die oberkeit hat dahin zu sehen, damit gesun-
des gutes bier durch gewissenhafte, beeidigte und
geschickte leute gebrauet werde, und zwar 1) aus
guten und nicht verdorbenen körnern oder unta-
delhaften malze; 2) guten und tüchtigen hopfen,
gestalt das bittere bier gesunder, als das süsse ist;
3) daß gutes und gesundes frisches wasser dazu
genommen werde; 4) daß es klar sey; 5) daß
es genug gekochet; 6) daß es nicht verfälschet,
durch kunst zum kopfreiser gemachet, und die feler
mit verderblichen auch ungesunden sachen und zu-
säzen zu verbessern gesuchet werde. Es sind solche
zusäze entweder erlaubete oder verbotene. Zu
disen gehören z. e. wenn, um den hopfen zu er-
sparen, scharlei, künpost, künrus, weiden-blät-
ter, wermut, kockels-körner, das post- oder wan-
zen-kraut, wodurch die leute in eine rasende voll-
heit geraten, Neumann s. 478 des IIten bandes,
Ister teil der chimi, ochsen-galle etc. genommen,
womit der gesundheit heftig geschadet wird. Aus-
serdem gehören dahin: das salz etc. So ist auch
keine gute verbesserung das dicke pichen der bier-
fässer. Es ist deßfalls die entzihung der brau-ge-
rechtigkeit, und nach befinden der umstände, eine
gelt- gefängniß- auch leibes-strafe zu sezen, My-
lius
im corpore constitut. Magdeburg. P. III

constit.

XXXIII haubtſtuͤck
gung diſes braurechtes, von Marquard in den
deciſionibus cauſſae Meklenburgicae claſſe II
tit. 10 ſ. 79 vertaidigen (§ 316).

§ 1503
wiefern die
braunarung
dem adel
beizulegen
iſt?

Es iſt diſe ſtadt-narung dem adel nicht anders
zu vergoͤnnen, als wenn er das recht eines gaſt-
wirts-hauſes hergebracht hat oder damit belehnet
iſt; immaßen er alsdann ſeinem gaſtwirte das
bier zum ſchanke vorlegen kan.

§ 1504
worauf die
oberkeit bei
dem bier-
brauen zu
ſehen hat?

Die oberkeit hat dahin zu ſehen, damit geſun-
des gutes bier durch gewiſſenhafte, beeidigte und
geſchickte leute gebrauet werde, und zwar 1) aus
guten und nicht verdorbenen koͤrnern oder unta-
delhaften malze; 2) guten und tuͤchtigen hopfen,
geſtalt das bittere bier geſunder, als das ſuͤſſe iſt;
3) daß gutes und geſundes friſches waſſer dazu
genommen werde; 4) daß es klar ſey; 5) daß
es genug gekochet; 6) daß es nicht verfaͤlſchet,
durch kunſt zum kopfreiſer gemachet, und die feler
mit verderblichen auch ungeſunden ſachen und zu-
ſaͤzen zu verbeſſern geſuchet werde. Es ſind ſolche
zuſaͤze entweder erlaubete oder verbotene. Zu
diſen gehoͤren z. e. wenn, um den hopfen zu er-
ſparen, ſcharlei, kuͤnpoſt, kuͤnrus, weiden-blaͤt-
ter, wermut, kockels-koͤrner, das poſt- oder wan-
zen-kraut, wodurch die leute in eine raſende voll-
heit geraten, Neumann ſ. 478 des IIten bandes,
Iſter teil der chimi, ochſen-galle ꝛc. genommen,
womit der geſundheit heftig geſchadet wird. Auſ-
ſerdem gehoͤren dahin: das ſalz ꝛc. So iſt auch
keine gute verbeſſerung das dicke pichen der bier-
faͤſſer. Es iſt deßfalls die entzihung der brau-ge-
rechtigkeit, und nach befinden der umſtaͤnde, eine
gelt- gefaͤngniß- auch leibes-ſtrafe zu ſezen, My-
lius
im corpore conſtitut. Magdeburg. P. III

conſtit.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0618" n="606"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXXIII</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck</hi></fw><lb/>
gung di&#x017F;es braurechtes, <hi rendition="#fr">von Marquard</hi> in den<lb/><hi rendition="#aq">deci&#x017F;ionibus cau&#x017F;&#x017F;ae Meklenburgicae cla&#x017F;&#x017F;e II</hi><lb/>
tit. 10 &#x017F;. 79 vertaidigen (§ 316).</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 1503</head><lb/>
            <note place="left">wiefern die<lb/>
braunarung<lb/>
dem adel<lb/>
beizulegen<lb/>
i&#x017F;t?</note>
            <p>Es i&#x017F;t di&#x017F;e &#x017F;tadt-narung dem adel nicht anders<lb/>
zu vergo&#x0364;nnen, als wenn er das recht eines ga&#x017F;t-<lb/>
wirts-hau&#x017F;es hergebracht hat oder damit belehnet<lb/>
i&#x017F;t; immaßen er alsdann &#x017F;einem ga&#x017F;twirte das<lb/>
bier zum &#x017F;chanke vorlegen kan.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 1504</head><lb/>
            <note place="left">worauf die<lb/>
oberkeit bei<lb/>
dem bier-<lb/>
brauen zu<lb/>
&#x017F;ehen hat?</note>
            <p>Die oberkeit hat dahin zu &#x017F;ehen, damit ge&#x017F;un-<lb/>
des gutes bier durch gewi&#x017F;&#x017F;enhafte, beeidigte und<lb/>
ge&#x017F;chickte leute gebrauet werde, und zwar 1) aus<lb/>
guten und nicht verdorbenen ko&#x0364;rnern oder unta-<lb/>
delhaften malze; 2) guten und tu&#x0364;chtigen hopfen,<lb/>
ge&#x017F;talt das bittere bier ge&#x017F;under, als das &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e i&#x017F;t;<lb/>
3) daß gutes und ge&#x017F;undes fri&#x017F;ches wa&#x017F;&#x017F;er dazu<lb/>
genommen werde; 4) daß es klar &#x017F;ey; 5) daß<lb/>
es genug gekochet; 6) daß es nicht verfa&#x0364;l&#x017F;chet,<lb/>
durch kun&#x017F;t zum kopfrei&#x017F;er gemachet, und die feler<lb/>
mit verderblichen auch unge&#x017F;unden &#x017F;achen und zu-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;zen zu verbe&#x017F;&#x017F;ern ge&#x017F;uchet werde. Es &#x017F;ind &#x017F;olche<lb/>
zu&#x017F;a&#x0364;ze entweder erlaubete oder verbotene. Zu<lb/>
di&#x017F;en geho&#x0364;ren z. e. wenn, um den hopfen zu er-<lb/>
&#x017F;paren, &#x017F;charlei, ku&#x0364;npo&#x017F;t, ku&#x0364;nrus, weiden-bla&#x0364;t-<lb/>
ter, wermut, kockels-ko&#x0364;rner, das po&#x017F;t- oder wan-<lb/>
zen-kraut, wodurch die leute in eine ra&#x017F;ende voll-<lb/>
heit geraten, <hi rendition="#fr">Neumann</hi> &#x017F;. 478 des <hi rendition="#aq">II</hi>ten bandes,<lb/><hi rendition="#aq">I</hi>&#x017F;ter teil der chimi, och&#x017F;en-galle &#xA75B;c. genommen,<lb/>
womit der ge&#x017F;undheit heftig ge&#x017F;chadet wird. Au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erdem geho&#x0364;ren dahin: das &#x017F;alz &#xA75B;c. So i&#x017F;t auch<lb/>
keine gute verbe&#x017F;&#x017F;erung das dicke pichen der bier-<lb/>
fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er. Es i&#x017F;t deßfalls die entzihung der brau-ge-<lb/>
rechtigkeit, und nach befinden der um&#x017F;ta&#x0364;nde, eine<lb/>
gelt- gefa&#x0364;ngniß- auch leibes-&#x017F;trafe zu &#x017F;ezen, <hi rendition="#fr">My-<lb/>
lius</hi> im <hi rendition="#aq">corpore con&#x017F;titut. Magdeburg. P. III</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">con&#x017F;tit.</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[606/0618] XXXIII haubtſtuͤck gung diſes braurechtes, von Marquard in den deciſionibus cauſſae Meklenburgicae claſſe II tit. 10 ſ. 79 vertaidigen (§ 316). § 1503 Es iſt diſe ſtadt-narung dem adel nicht anders zu vergoͤnnen, als wenn er das recht eines gaſt- wirts-hauſes hergebracht hat oder damit belehnet iſt; immaßen er alsdann ſeinem gaſtwirte das bier zum ſchanke vorlegen kan. § 1504 Die oberkeit hat dahin zu ſehen, damit geſun- des gutes bier durch gewiſſenhafte, beeidigte und geſchickte leute gebrauet werde, und zwar 1) aus guten und nicht verdorbenen koͤrnern oder unta- delhaften malze; 2) guten und tuͤchtigen hopfen, geſtalt das bittere bier geſunder, als das ſuͤſſe iſt; 3) daß gutes und geſundes friſches waſſer dazu genommen werde; 4) daß es klar ſey; 5) daß es genug gekochet; 6) daß es nicht verfaͤlſchet, durch kunſt zum kopfreiſer gemachet, und die feler mit verderblichen auch ungeſunden ſachen und zu- ſaͤzen zu verbeſſern geſuchet werde. Es ſind ſolche zuſaͤze entweder erlaubete oder verbotene. Zu diſen gehoͤren z. e. wenn, um den hopfen zu er- ſparen, ſcharlei, kuͤnpoſt, kuͤnrus, weiden-blaͤt- ter, wermut, kockels-koͤrner, das poſt- oder wan- zen-kraut, wodurch die leute in eine raſende voll- heit geraten, Neumann ſ. 478 des IIten bandes, Iſter teil der chimi, ochſen-galle ꝛc. genommen, womit der geſundheit heftig geſchadet wird. Auſ- ſerdem gehoͤren dahin: das ſalz ꝛc. So iſt auch keine gute verbeſſerung das dicke pichen der bier- faͤſſer. Es iſt deßfalls die entzihung der brau-ge- rechtigkeit, und nach befinden der umſtaͤnde, eine gelt- gefaͤngniß- auch leibes-ſtrafe zu ſezen, My- lius im corpore conſtitut. Magdeburg. P. III conſtit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/618
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/618>, abgerufen am 22.12.2024.