cap. II § 9 s. 44. Dafern auch in einem Lande unterschiedene religionen sich vorfinden, und von fremden die frage ist: welcher religions-geistlichen solche zu begraben haben? so siehet man hier auf diejenige religion, der ein verstorbener zugethan gewesen ist. Wäre aber geboten, dise religion solle die fremden begraben; so gehet dergleichen verordnung nur auf diejenigen, welche gar nicht aus dem lande des herrns sind. Man sezet ie- doch voraus, daß ein ieder sothaner landen-reli- gions geistlicher das begräbnisrecht habe; sonst wäre die frage vergeblich.
Achtzehntes haubtstück vom strandrechte.
§ 118
Aus dem zustande der fremden ist auch daswas das strandrecht sey? strandrecht hergekommen, kraft dessen die ver- unglückten schiffe und waaren für herrnlose sachen geachtet wurden, Jacob Schuback in comm. de jure littoris, vom strandrechte. Ehedem verschonete man der menschen hierbei nicht einmal, gestalt daher das sprüchwort entstanden ist: "der "schiffer kan leib und gut verfahren, wenn er "schiffbruch leidet" Klockde aerario, II, 14, Schuback am a. o. s. 14 fg. Sihe den art. 218, der peinlichen halsgerichtsordnung kaiser Carls des V. allwo dieses verboten worden ist.
Neun-
D 2
XVIII haubtſt. vom ſtrandrechte.
cap. II § 9 ſ. 44. Dafern auch in einem Lande unterſchiedene religionen ſich vorfinden, und von fremden die frage iſt: welcher religions-geiſtlichen ſolche zu begraben haben? ſo ſiehet man hier auf diejenige religion, der ein verſtorbener zugethan geweſen iſt. Waͤre aber geboten, diſe religion ſolle die fremden begraben; ſo gehet dergleichen verordnung nur auf diejenigen, welche gar nicht aus dem lande des herrns ſind. Man ſezet ie- doch voraus, daß ein ieder ſothaner landen-reli- gions geiſtlicher das begraͤbnisrecht habe; ſonſt waͤre die frage vergeblich.
Achtzehntes haubtſtuͤck vom ſtrandrechte.
§ 118
Aus dem zuſtande der fremden iſt auch daswas das ſtrandrecht ſey? ſtrandrecht hergekommen, kraft deſſen die ver- ungluͤckten ſchiffe und waaren fuͤr herrnloſe ſachen geachtet wurden, Jacob Schuback in comm. de jure littoris, vom ſtrandrechte. Ehedem verſchonete man der menſchen hierbei nicht einmal, geſtalt daher das ſpruͤchwort entſtanden iſt: „der „ſchiffer kan leib und gut verfahren, wenn er „ſchiffbruch leidet„ Klockde aerario, II, 14, Schuback am a. o. ſ. 14 fg. Sihe den art. 218, der peinlichen halsgerichtsordnung kaiſer Carls des V. allwo dieſes verboten worden iſt.
Neun-
D 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0061"n="51"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">XVIII</hi> haubtſt. vom ſtrandrechte.</hi></fw><lb/>
cap. <hirendition="#aq">II</hi> § 9 ſ. 44. Dafern auch in einem Lande<lb/>
unterſchiedene religionen ſich vorfinden, und von<lb/>
fremden die frage iſt: welcher religions-geiſtlichen<lb/>ſolche zu begraben haben? ſo ſiehet man hier auf<lb/>
diejenige religion, der ein verſtorbener zugethan<lb/>
geweſen iſt. Waͤre aber geboten, diſe religion<lb/>ſolle die fremden begraben; ſo gehet dergleichen<lb/>
verordnung nur auf diejenigen, welche gar nicht<lb/>
aus dem lande des herrns ſind. Man ſezet ie-<lb/>
doch voraus, daß ein ieder ſothaner landen-reli-<lb/>
gions geiſtlicher das begraͤbnisrecht habe; ſonſt<lb/>
waͤre die frage vergeblich.</p></div></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Achtzehntes haubtſtuͤck<lb/><hirendition="#g">vom<lb/>ſtrandrechte</hi>.</hi></head><lb/><divn="3"><head>§ 118</head><lb/><p><hirendition="#in">A</hi>us dem zuſtande der fremden iſt auch das<noteplace="right">was das<lb/>ſtrandrecht<lb/>ſey?</note><lb/>ſtrandrecht hergekommen, kraft deſſen die ver-<lb/>
ungluͤckten ſchiffe und waaren fuͤr herrnloſe ſachen<lb/>
geachtet wurden, <hirendition="#fr">Jacob Schuback</hi> in <hirendition="#aq">comm.<lb/>
de jure littoris,</hi> vom ſtrandrechte. Ehedem<lb/>
verſchonete man der menſchen hierbei nicht einmal,<lb/>
geſtalt daher das ſpruͤchwort entſtanden iſt: „der<lb/>„ſchiffer kan leib und gut verfahren, wenn er<lb/>„ſchiffbruch leidet„<hirendition="#fr">Klock</hi><hirendition="#aq">de aerario, II,</hi> 14,<lb/><hirendition="#fr">Schuback</hi> am a. o. ſ. 14 fg. Sihe den art. 218,<lb/>
der peinlichen halsgerichtsordnung kaiſer Carls<lb/>
des <hirendition="#aq">V.</hi> allwo dieſes verboten worden iſt.</p></div></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">D 2</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Neun-</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[51/0061]
XVIII haubtſt. vom ſtrandrechte.
cap. II § 9 ſ. 44. Dafern auch in einem Lande
unterſchiedene religionen ſich vorfinden, und von
fremden die frage iſt: welcher religions-geiſtlichen
ſolche zu begraben haben? ſo ſiehet man hier auf
diejenige religion, der ein verſtorbener zugethan
geweſen iſt. Waͤre aber geboten, diſe religion
ſolle die fremden begraben; ſo gehet dergleichen
verordnung nur auf diejenigen, welche gar nicht
aus dem lande des herrns ſind. Man ſezet ie-
doch voraus, daß ein ieder ſothaner landen-reli-
gions geiſtlicher das begraͤbnisrecht habe; ſonſt
waͤre die frage vergeblich.
Achtzehntes haubtſtuͤck
vom
ſtrandrechte.
§ 118
Aus dem zuſtande der fremden iſt auch das
ſtrandrecht hergekommen, kraft deſſen die ver-
ungluͤckten ſchiffe und waaren fuͤr herrnloſe ſachen
geachtet wurden, Jacob Schuback in comm.
de jure littoris, vom ſtrandrechte. Ehedem
verſchonete man der menſchen hierbei nicht einmal,
geſtalt daher das ſpruͤchwort entſtanden iſt: „der
„ſchiffer kan leib und gut verfahren, wenn er
„ſchiffbruch leidet„ Klock de aerario, II, 14,
Schuback am a. o. ſ. 14 fg. Sihe den art. 218,
der peinlichen halsgerichtsordnung kaiſer Carls
des V. allwo dieſes verboten worden iſt.
was das
ſtrandrecht
ſey?
Neun-
D 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/61>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.