Das haubtwerk kommet darauf an: daß die schäfer nicht zur weide treiben, so lang das gras vom reife, oder tau naß ist, Hückels abhandelung vom schaf-vihe § 52 s. 39, gestalt die nässe über- haubt dem schafvihe schädlich ist, auch, wo ein honigtau gefallen ist, diser inen durst erwecket, worauf das saufen die fäule nach sich zihet, 2) die lämmer auch das übrige schafvih auf die hize nicht saufen lassen, wobei auf reines, und helles wasser zu sehen ist; 3) bei donnerwettern den schafen zusprechen, und sorge tragen, daß sie nicht ausbrechen; 4) die lämmer bei kaltem und nas- sem wetter nicht in die horten schlagen, sondern in den stall bringen; 5) den hortenschlag alle mor- gen fortrücken, und in behöriger grösse, z. e. zu 100 stücken schafen 8 horten zu 14 schue lang, da- mit 1 morgen des nachts mit 1000 gedünget wer- de; 6) die lämmer im brachfelde, die übrigen auf guten angern und bergen, die faulen schafe, auch den stechhaufen auf nidrige wisen und brüche treiben; 7) im winter täglich in die luft ausser den stall kommen, iedoch beim tiefen schnee, glat- eisen und scharfen winden nicht austreiben; 8) in die gärten, hägewälder nicht hüten; 9) vom lezten tage Aprilis (wo es nicht zu kalte und schneeigte gegend ist) bis auf den 1ten Nov. die wisen nicht behüten, F. H. Casselische verordnung vom jare 1735; 10) in die stoppeln nicht treiben, bis das rindvih darin geweidet worden ist, im- maßen es im sprüchworte heisset: ein schaf ist zwar fromm, es graset aber genau. Deshalber woll- ten die gemeinde Eßdorf wider iren gerichtsherrn den von Eßdorf im Altenburgischen, und die ge- meinde Hermannstein im Hessen-Darmstädtischen wider den herrn Schenken zu Schweinsberg die
hütung
X haubtſtuͤck
§ 1199
und pflich- ten.
Das haubtwerk kommet darauf an: daß die ſchaͤfer nicht zur weide treiben, ſo lang das gras vom reife, oder tau naß iſt, Huͤckels abhandelung vom ſchaf-vihe § 52 ſ. 39, geſtalt die naͤſſe uͤber- haubt dem ſchafvihe ſchaͤdlich iſt, auch, wo ein honigtau gefallen iſt, diſer inen durſt erwecket, worauf das ſaufen die faͤule nach ſich zihet, 2) die laͤmmer auch das uͤbrige ſchafvih auf die hize nicht ſaufen laſſen, wobei auf reines, und helles waſſer zu ſehen iſt; 3) bei donnerwettern den ſchafen zuſprechen, und ſorge tragen, daß ſie nicht ausbrechen; 4) die laͤmmer bei kaltem und naſ- ſem wetter nicht in die horten ſchlagen, ſondern in den ſtall bringen; 5) den hortenſchlag alle mor- gen fortruͤcken, und in behoͤriger groͤſſe, z. e. zu 100 ſtuͤcken ſchafen 8 horten zu 14 ſchue lang, da- mit 1 morgen des nachts mit 1000 geduͤnget wer- de; 6) die laͤmmer im brachfelde, die uͤbrigen auf guten angern und bergen, die faulen ſchafe, auch den ſtechhaufen auf nidrige wiſen und bruͤche treiben; 7) im winter taͤglich in die luft auſſer den ſtall kommen, iedoch beim tiefen ſchnee, glat- eiſen und ſcharfen winden nicht austreiben; 8) in die gaͤrten, haͤgewaͤlder nicht huͤten; 9) vom lezten tage Aprilis (wo es nicht zu kalte und ſchneeigte gegend iſt) bis auf den 1ten Nov. die wiſen nicht behuͤten, F. H. Caſſeliſche verordnung vom jare 1735; 10) in die ſtoppeln nicht treiben, bis das rindvih darin geweidet worden iſt, im- maßen es im ſpruͤchworte heiſſet: ein ſchaf iſt zwar fromm, es graſet aber genau. Deshalber woll- ten die gemeinde Eßdorf wider iren gerichtsherrn den von Eßdorf im Altenburgiſchen, und die ge- meinde Hermannſtein im Heſſen-Darmſtaͤdtiſchen wider den herrn Schenken zu Schweinsberg die
huͤtung
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X haubtſtuͤck
§ 1199
Das haubtwerk kommet darauf an: daß die
ſchaͤfer nicht zur weide treiben, ſo lang das gras
vom reife, oder tau naß iſt, Huͤckels abhandelung
vom ſchaf-vihe § 52 ſ. 39, geſtalt die naͤſſe uͤber-
haubt dem ſchafvihe ſchaͤdlich iſt, auch, wo ein
honigtau gefallen iſt, diſer inen durſt erwecket,
worauf das ſaufen die faͤule nach ſich zihet, 2)
die laͤmmer auch das uͤbrige ſchafvih auf die hize
nicht ſaufen laſſen, wobei auf reines, und helles
waſſer zu ſehen iſt; 3) bei donnerwettern den
ſchafen zuſprechen, und ſorge tragen, daß ſie nicht
ausbrechen; 4) die laͤmmer bei kaltem und naſ-
ſem wetter nicht in die horten ſchlagen, ſondern in
den ſtall bringen; 5) den hortenſchlag alle mor-
gen fortruͤcken, und in behoͤriger groͤſſe, z. e. zu
100 ſtuͤcken ſchafen 8 horten zu 14 ſchue lang, da-
mit 1 morgen des nachts mit 1000 geduͤnget wer-
de; 6) die laͤmmer im brachfelde, die uͤbrigen
auf guten angern und bergen, die faulen ſchafe,
auch den ſtechhaufen auf nidrige wiſen und bruͤche
treiben; 7) im winter taͤglich in die luft auſſer
den ſtall kommen, iedoch beim tiefen ſchnee, glat-
eiſen und ſcharfen winden nicht austreiben; 8)
in die gaͤrten, haͤgewaͤlder nicht huͤten; 9) vom
lezten tage Aprilis (wo es nicht zu kalte und
ſchneeigte gegend iſt) bis auf den 1ten Nov. die
wiſen nicht behuͤten, F. H. Caſſeliſche verordnung
vom jare 1735; 10) in die ſtoppeln nicht treiben,
bis das rindvih darin geweidet worden iſt, im-
maßen es im ſpruͤchworte heiſſet: ein ſchaf iſt zwar
fromm, es graſet aber genau. Deshalber woll-
ten die gemeinde Eßdorf wider iren gerichtsherrn
den von Eßdorf im Altenburgiſchen, und die ge-
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wider den herrn Schenken zu Schweinsberg die
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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/512>, abgerufen am 22.11.2024.
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