Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite
X haubtst. von den
§ 83
die kran-
ken am ge-
müthe
werden
namhaft
gemacht.

Die am gemüthe krank sind, heißen milzsichti-
ge, narren, blödsinnige, sinnlose, wanwizige, wan-
sinnige, unsinnige, tolle, rasende, thoren etc dolen,
dwalen, desipere. Die raserei wird genommen
1) pro levi insania, wenn einer zörnet, saget man,
lasset ihn ausrasen, 2) pro gravi insania, furore
cum impetu. Man pfleget zu sagen: "narren-
spiel, narrenteidung will raum haben", Hert lib. I
paroem.
114 s. 384 T. III Vol. II Fatznarren,
schalksnarren, oder kurzweilige, pickelhering, von
hering, grex, pickeln, ludere, Gundlingiana XXXI
stück, num. 4 s. 76 u. f. Reichsabschid 1458 § 43,
1500 § 26, 1577 tit. 29. Die eintheilung der
Teutschen narren ist in der probeschrift de poena
capitali homicidis dolosis necessario infligenda

cap. VIII §. 88, gezeiget worden, Pistorius cent.
VIII paroem.
17 und 50. Unsinnig, oder stock-
narr, alber, ad intelligendum inhabilis est. Sie
sagten: große narren, große schellen, Pistorius
am a. o. Narren muß man die kolbe lausen,
Pistorius cent. 7 paroem. 14 s. 574 u. f.

§ 84
die trun-
kenheit ist
verboten,

Eine krankheit des gemüths ist auch die trun-
kenheit, der die Teutschen sehr ergeben waren,
Tacitus, cap. 22. Hert s. 42. Daher man sagte:
"einem vollen mann soll ein geladener wagen wei-
chen" Pistorius cent. 6 paroem. 56 s. 496, Hert
lib. I par. 21 s. 283, doch glaubten sie auch: wer
trunkener weise stehle, werde nüchterner weise ge-
hencket, das ist, was einer trunkener weise sündi-
get, muß er nüchterner weise büßen, Hert 3 B.
paroem. 1 § 5 s. 412 vol. 2 T. III, Pistorius
cent. 1 paroem. 89 s. 120, "ein trunkener mund
"spricht aus herzensgrund, eines trunkenen äcker

"tragen
X haubtſt. von den
§ 83
die kran-
ken am ge-
muͤthe
werden
namhaft
gemacht.

Die am gemuͤthe krank ſind, heißen milzſichti-
ge, narren, bloͤdſinnige, ſinnloſe, wanwizige, wan-
ſinnige, unſinnige, tolle, raſende, thoren ꝛc dolen,
dwalen, deſipere. Die raſerei wird genommen
1) pro levi inſania, wenn einer zoͤrnet, ſaget man,
laſſet ihn ausraſen, 2) pro gravi inſania, furore
cum impetu. Man pfleget zu ſagen: „narren-
ſpiel, narrenteidung will raum haben„, Hert lib. I
paroem.
114 ſ. 384 T. III Vol. II Fatznarren,
ſchalksnarren, oder kurzweilige, pickelhering, von
hering, grex, pickeln, ludere, Gundlingiana XXXI
ſtuͤck, num. 4 ſ. 76 u. f. Reichsabſchid 1458 § 43,
1500 § 26, 1577 tit. 29. Die eintheilung der
Teutſchen narren iſt in der probeſchrift de poena
capitali homicidis doloſis neceſſario infligenda

cap. VIII §. 88, gezeiget worden, Piſtorius cent.
VIII paroem.
17 und 50. Unſinnig, oder ſtock-
narr, alber, ad intelligendum inhabilis eſt. Sie
ſagten: große narren, große ſchellen, Piſtorius
am a. o. Narren muß man die kolbe lauſen,
Piſtorius cent. 7 paroem. 14 ſ. 574 u. f.

§ 84
die trun-
kenheit iſt
verboten,

Eine krankheit des gemuͤths iſt auch die trun-
kenheit, der die Teutſchen ſehr ergeben waren,
Tacitus, cap. 22. Hert ſ. 42. Daher man ſagte:
„einem vollen mann ſoll ein geladener wagen wei-
chen„ Piſtorius cent. 6 paroem. 56 ſ. 496, Hert
lib. I par. 21 ſ. 283, doch glaubten ſie auch: wer
trunkener weiſe ſtehle, werde nuͤchterner weiſe ge-
hencket, das iſt, was einer trunkener weiſe ſuͤndi-
get, muß er nuͤchterner weiſe buͤßen, Hert 3 B.
paroem. 1 § 5 ſ. 412 vol. 2 T. III, Piſtorius
cent. 1 paroem. 89 ſ. 120, „ein trunkener mund
„ſpricht aus herzensgrund, eines trunkenen aͤcker

„tragen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0046" n="36"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">X</hi> haubt&#x017F;t. von den</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 83</head><lb/>
            <note place="left">die kran-<lb/>
ken am ge-<lb/>
mu&#x0364;the<lb/>
werden<lb/>
namhaft<lb/>
gemacht.</note>
            <p>Die am gemu&#x0364;the krank &#x017F;ind, heißen milz&#x017F;ichti-<lb/>
ge, narren, blo&#x0364;d&#x017F;innige, &#x017F;innlo&#x017F;e, wanwizige, wan-<lb/>
&#x017F;innige, un&#x017F;innige, tolle, ra&#x017F;ende, thoren &#xA75B;c dolen,<lb/>
dwalen, de&#x017F;ipere. Die ra&#x017F;erei wird genommen<lb/>
1) pro levi in&#x017F;ania, wenn einer zo&#x0364;rnet, &#x017F;aget man,<lb/>
la&#x017F;&#x017F;et ihn ausra&#x017F;en, 2) pro gravi in&#x017F;ania, furore<lb/>
cum impetu. Man pfleget zu &#x017F;agen: &#x201E;narren-<lb/>
&#x017F;piel, narrenteidung will raum haben&#x201E;, <hi rendition="#fr">Hert</hi> <hi rendition="#aq">lib. I<lb/>
paroem.</hi> 114 &#x017F;. 384 <hi rendition="#aq">T. III Vol. II</hi> Fatznarren,<lb/>
&#x017F;chalksnarren, oder kurzweilige, pickelhering, von<lb/>
hering, grex, pickeln, ludere, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gundlingiana</hi> XXXI</hi><lb/>
&#x017F;tu&#x0364;ck, num. 4 &#x017F;. 76 u. f. <hi rendition="#fr">Reichsab&#x017F;chid</hi> 1458 § 43,<lb/>
1500 § 26, 1577 tit. 29. Die eintheilung der<lb/>
Teut&#x017F;chen narren i&#x017F;t in der probe&#x017F;chrift <hi rendition="#aq">de poena<lb/>
capitali homicidis dolo&#x017F;is nece&#x017F;&#x017F;ario infligenda</hi><lb/>
cap. <hi rendition="#aq">VIII</hi> §. 88, gezeiget worden, <hi rendition="#fr">Pi&#x017F;torius</hi> <hi rendition="#aq">cent.<lb/>
VIII paroem.</hi> 17 und 50. Un&#x017F;innig, oder &#x017F;tock-<lb/>
narr, alber, ad intelligendum inhabilis e&#x017F;t. Sie<lb/>
&#x017F;agten: große narren, große &#x017F;chellen, <hi rendition="#fr">Pi&#x017F;torius</hi><lb/>
am a. o. Narren muß man die kolbe lau&#x017F;en,<lb/><hi rendition="#fr">Pi&#x017F;torius</hi> <hi rendition="#aq">cent. 7 paroem.</hi> 14 &#x017F;. 574 u. f.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 84</head><lb/>
            <note place="left">die trun-<lb/>
kenheit i&#x017F;t<lb/>
verboten,</note>
            <p>Eine krankheit des gemu&#x0364;ths i&#x017F;t auch die trun-<lb/>
kenheit, der die Teut&#x017F;chen &#x017F;ehr ergeben waren,<lb/><hi rendition="#fr">Tacitus,</hi> cap. 22. <hi rendition="#fr">Hert</hi> &#x017F;. 42. Daher man &#x017F;agte:<lb/>
&#x201E;einem vollen mann &#x017F;oll ein geladener wagen wei-<lb/>
chen&#x201E; <hi rendition="#fr">Pi&#x017F;torius</hi> <hi rendition="#aq">cent. 6 paroem.</hi> 56 &#x017F;. 496, <hi rendition="#fr">Hert</hi><lb/><hi rendition="#aq">lib. I par.</hi> 21 &#x017F;. 283, doch glaubten &#x017F;ie auch: wer<lb/>
trunkener wei&#x017F;e &#x017F;tehle, werde nu&#x0364;chterner wei&#x017F;e ge-<lb/>
hencket, das i&#x017F;t, was einer trunkener wei&#x017F;e &#x017F;u&#x0364;ndi-<lb/>
get, muß er nu&#x0364;chterner wei&#x017F;e bu&#x0364;ßen, <hi rendition="#fr">Hert</hi> 3 B.<lb/><hi rendition="#aq">paroem.</hi> 1 § 5 &#x017F;. 412 vol. 2 <hi rendition="#aq">T. III,</hi> <hi rendition="#fr">Pi&#x017F;torius</hi><lb/><hi rendition="#aq">cent. 1 paroem.</hi> 89 &#x017F;. 120, &#x201E;ein trunkener mund<lb/>
&#x201E;&#x017F;pricht aus herzensgrund, eines trunkenen a&#x0364;cker<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;tragen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0046] X haubtſt. von den § 83 Die am gemuͤthe krank ſind, heißen milzſichti- ge, narren, bloͤdſinnige, ſinnloſe, wanwizige, wan- ſinnige, unſinnige, tolle, raſende, thoren ꝛc dolen, dwalen, deſipere. Die raſerei wird genommen 1) pro levi inſania, wenn einer zoͤrnet, ſaget man, laſſet ihn ausraſen, 2) pro gravi inſania, furore cum impetu. Man pfleget zu ſagen: „narren- ſpiel, narrenteidung will raum haben„, Hert lib. I paroem. 114 ſ. 384 T. III Vol. II Fatznarren, ſchalksnarren, oder kurzweilige, pickelhering, von hering, grex, pickeln, ludere, Gundlingiana XXXI ſtuͤck, num. 4 ſ. 76 u. f. Reichsabſchid 1458 § 43, 1500 § 26, 1577 tit. 29. Die eintheilung der Teutſchen narren iſt in der probeſchrift de poena capitali homicidis doloſis neceſſario infligenda cap. VIII §. 88, gezeiget worden, Piſtorius cent. VIII paroem. 17 und 50. Unſinnig, oder ſtock- narr, alber, ad intelligendum inhabilis eſt. Sie ſagten: große narren, große ſchellen, Piſtorius am a. o. Narren muß man die kolbe lauſen, Piſtorius cent. 7 paroem. 14 ſ. 574 u. f. § 84 Eine krankheit des gemuͤths iſt auch die trun- kenheit, der die Teutſchen ſehr ergeben waren, Tacitus, cap. 22. Hert ſ. 42. Daher man ſagte: „einem vollen mann ſoll ein geladener wagen wei- chen„ Piſtorius cent. 6 paroem. 56 ſ. 496, Hert lib. I par. 21 ſ. 283, doch glaubten ſie auch: wer trunkener weiſe ſtehle, werde nuͤchterner weiſe ge- hencket, das iſt, was einer trunkener weiſe ſuͤndi- get, muß er nuͤchterner weiſe buͤßen, Hert 3 B. paroem. 1 § 5 ſ. 412 vol. 2 T. III, Piſtorius cent. 1 paroem. 89 ſ. 120, „ein trunkener mund „ſpricht aus herzensgrund, eines trunkenen aͤcker „tragen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/46
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/46>, abgerufen am 22.12.2024.