Die morgengabe ist ein zusammen geseztes wort,was die morgengabe bedeutet? aus morgen und gabe. Selbige hat vi- lerlei bedeutungen. Denn es wird darunter bald die Teutsche brautgift des bräutigams, oder das wittum, Struvensiurispr. heroica P. II s. 475, 585, P. III s. 97 s. 108, Kuchenbeckersanale- cta Hassiaca, coll. V s. 195, Leges Langobar- dorum lib. II cap. I, bald der brautschaz, oder die aussteuer, Ostfrisisches landrecht im Iten bu- che cap. 66 s. 166 begriffen. Hier betrachten wir sie als ein geschenk, welches zum zeichen der libe die braut von seiten des bräutigams des mor- gens frühe nach gehaltenem ersten beischlafe er- hält. Sie bestehet meistens aus beweglichen sa- chen, im gelte, schmuke, und andern kostbaren sachen. Allein sie kan auch in unbeweglichen gü- tern ausgesezet und angewiesen werden, Struve am a. o. Pufendorf in den obseruat. iuris vni- versi, vol. II s. 102 § 13, Kreßde iuribus foe- minarum illustrium § XX s. 19, 20.
§ 800
Wie es mit sotaner morgengabe ehedem gehal-wie es ehe- dem damit gehalten worden ist, wird gezei- get. ten worden sey, kan man aus des herzogs Geor- gens in Bayern beilagers cäremoniel beim Mül- ler im entdekten stats-kabinete, IIten eröfnung s. 367 fg. ersehen, da es folgendermassen heisset: "des morgen frühe an der mitwoche, da nun die "praut und präutigam aufgestanden waren, da "kamen die fürsten zu in gegangen, der keiser und "markgraf Albrecht und die andre fürsten und be-
"gon-
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von der morgengabe.
Hundert und achtes haubtſtuͤck Von der morgengabe.
§ 799
Die morgengabe iſt ein zuſammen geſeztes wort,was die morgengabe bedeutet? aus morgen und gabe. Selbige hat vi- lerlei bedeutungen. Denn es wird darunter bald die Teutſche brautgift des braͤutigams, oder das wittum, Struvensiurispr. heroica P. II ſ. 475, 585, P. III ſ. 97 ſ. 108, Kuchenbeckersanale- cta Haſſiaca, coll. V ſ. 195, Leges Langobar- dorum lib. II cap. I, bald der brautſchaz, oder die ausſteuer, Oſtfriſiſches landrecht im Iten bu- che cap. 66 ſ. 166 begriffen. Hier betrachten wir ſie als ein geſchenk, welches zum zeichen der libe die braut von ſeiten des braͤutigams des mor- gens fruͤhe nach gehaltenem erſten beiſchlafe er- haͤlt. Sie beſtehet meiſtens aus beweglichen ſa- chen, im gelte, ſchmuke, und andern koſtbaren ſachen. Allein ſie kan auch in unbeweglichen guͤ- tern ausgeſezet und angewieſen werden, Struve am a. o. Pufendorf in den obſeruat. iuris vni- verſi, vol. II ſ. 102 § 13, Kreßde iuribus foe- minarum illuſtrium § XX ſ. 19, 20.
§ 800
Wie es mit ſotaner morgengabe ehedem gehal-wie es ehe- dem damit gehalten worden iſt, wird gezei- get. ten worden ſey, kan man aus des herzogs Geor- gens in Bayern beilagers caͤremoniel beim Muͤl- ler im entdekten ſtats-kabinete, IIten eroͤfnung ſ. 367 fg. erſehen, da es folgendermaſſen heiſſet: „des morgen fruͤhe an der mitwoche, da nun die „praut und praͤutigam aufgeſtanden waren, da „kamen die fuͤrſten zu in gegangen, der keiſer und „markgraf Albrecht und die andre fuͤrſten und be-
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von der morgengabe.
Hundert und achtes haubtſtuͤck
Von der morgengabe.
§ 799
Die morgengabe iſt ein zuſammen geſeztes wort,
aus morgen und gabe. Selbige hat vi-
lerlei bedeutungen. Denn es wird darunter bald
die Teutſche brautgift des braͤutigams, oder das
wittum, Struvens iurispr. heroica P. II ſ. 475,
585, P. III ſ. 97 ſ. 108, Kuchenbeckers anale-
cta Haſſiaca, coll. V ſ. 195, Leges Langobar-
dorum lib. II cap. I, bald der brautſchaz, oder
die ausſteuer, Oſtfriſiſches landrecht im Iten bu-
che cap. 66 ſ. 166 begriffen. Hier betrachten
wir ſie als ein geſchenk, welches zum zeichen der
libe die braut von ſeiten des braͤutigams des mor-
gens fruͤhe nach gehaltenem erſten beiſchlafe er-
haͤlt. Sie beſtehet meiſtens aus beweglichen ſa-
chen, im gelte, ſchmuke, und andern koſtbaren
ſachen. Allein ſie kan auch in unbeweglichen guͤ-
tern ausgeſezet und angewieſen werden, Struve
am a. o. Pufendorf in den obſeruat. iuris vni-
verſi, vol. II ſ. 102 § 13, Kreß de iuribus foe-
minarum illuſtrium § XX ſ. 19, 20.
was die
morgengabe
bedeutet?
§ 800
Wie es mit ſotaner morgengabe ehedem gehal-
ten worden ſey, kan man aus des herzogs Geor-
gens in Bayern beilagers caͤremoniel beim Muͤl-
ler im entdekten ſtats-kabinete, IIten eroͤfnung
ſ. 367 fg. erſehen, da es folgendermaſſen heiſſet:
„des morgen fruͤhe an der mitwoche, da nun die
„praut und praͤutigam aufgeſtanden waren, da
„kamen die fuͤrſten zu in gegangen, der keiſer und
„markgraf Albrecht und die andre fuͤrſten und be-
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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/353>, abgerufen am 24.11.2024.
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