Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite

XCIX haubtstück
hen und nidern adels ehedem geritten haben.
Das pferd nebst den waffen und andern vihe
brachte die braut dem bräutigam als ein geschenk
mit, Breuning de vaderphio veterum Ger-
manorum,
Leipzig 1751. Heineccius am a. o.
lib. I tit. XI § 241 s. 195. Auf dise art ist der
Tacitus zu verstehen, wenn er schreibet: hoc
iuncti boues, hoc paratus equus, hoc data ar-
ma denunciant. cap. XVIII.

§ 709
was auf die
heimfürung
erfolget ist.

In den mittleren zeiten und nachher, wurde
beim hohen und nidern adel gespeiset, getrunken,
gespilet, getanzet, und endlich feierlich zum bette
geschritten. Es wurde nach der heimfürung auch
beschehener trauung das Hochzeitmal eingenom-
men; die speisen waren gar mäsig und geringe
gegen die izigen zeiten, besage der tafel-zedel beim
Wecken in der beschreibung der stadt Dresden
s. 347 fg. Der hohe adel hielte ein turnier den
feierlichen vor- und braut-tanz, die abendmalzeit,
worauf der fakel-tanz erfolgte, sihe die vollstän-
dige beschreibung aller solennitäten bei dem hohen
königlichen Sicilianischen vermälungs-feste, wel-
ches im Mai-monate 1738 zu Dresden gehalten
worden ist, fol. s. 100. Lünigs theatrum cae-
rimoniale II
s. 383-506, Faßmanns leben
Friderich Wilhelms, königes in Preusen, s. 19 fg.
wie auch den Kuchenbeker von den Heßischen
erb-hofämtern s. 134 fgg. (In Sachsen werden
strohe-kranz-reden annoch ieweilen abgehalten,
Gottscheds rede-kunst s. 619.) darauf wurde
der bräutigam benebst der braut ins schlafgemach
gebracht, nachdem das schlafzimmer feierlich auf-
geschlossen worden war. Die entkleidung ge-
schahe öffentlich, der schlaftrunk wurde gereichet,
so dann die feierliche beschlagung der deke vorge-

nommen,

XCIX haubtſtuͤck
hen und nidern adels ehedem geritten haben.
Das pferd nebſt den waffen und andern vihe
brachte die braut dem braͤutigam als ein geſchenk
mit, Breuning de vaderphio veterum Ger-
manorum,
Leipzig 1751. Heineccius am a. o.
lib. I tit. XI § 241 ſ. 195. Auf diſe art iſt der
Tacitus zu verſtehen, wenn er ſchreibet: hoc
iuncti boues, hoc paratus equus, hoc data ar-
ma denunciant. cap. XVIII.

§ 709
was auf die
heimfuͤrung
erfolget iſt.

In den mittleren zeiten und nachher, wurde
beim hohen und nidern adel geſpeiſet, getrunken,
geſpilet, getanzet, und endlich feierlich zum bette
geſchritten. Es wurde nach der heimfuͤrung auch
beſchehener trauung das Hochzeitmal eingenom-
men; die ſpeiſen waren gar maͤſig und geringe
gegen die izigen zeiten, beſage der tafel-zedel beim
Wecken in der beſchreibung der ſtadt Dresden
ſ. 347 fg. Der hohe adel hielte ein turnier den
feierlichen vor- und braut-tanz, die abendmalzeit,
worauf der fakel-tanz erfolgte, ſihe die vollſtaͤn-
dige beſchreibung aller ſolennitaͤten bei dem hohen
koͤniglichen Sicilianiſchen vermaͤlungs-feſte, wel-
ches im Mai-monate 1738 zu Dresden gehalten
worden iſt, fol. ſ. 100. Luͤnigs theatrum cae-
rimoniale II
ſ. 383-506, Faßmanns leben
Friderich Wilhelms, koͤniges in Preuſen, ſ. 19 fg.
wie auch den Kuchenbeker von den Heßiſchen
erb-hofaͤmtern ſ. 134 fgg. (In Sachſen werden
ſtrohe-kranz-reden annoch ieweilen abgehalten,
Gottſcheds rede-kunſt ſ. 619.) darauf wurde
der braͤutigam benebſt der braut ins ſchlafgemach
gebracht, nachdem das ſchlafzimmer feierlich auf-
geſchloſſen worden war. Die entkleidung ge-
ſchahe oͤffentlich, der ſchlaftrunk wurde gereichet,
ſo dann die feierliche beſchlagung der deke vorge-

nommen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0304" n="292"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XCIX</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck</hi></fw><lb/>
hen und nidern adels ehedem geritten haben.<lb/>
Das pferd neb&#x017F;t den waffen und andern vihe<lb/>
brachte die braut dem bra&#x0364;utigam als ein ge&#x017F;chenk<lb/>
mit, <hi rendition="#fr">Breuning</hi> <hi rendition="#aq">de vaderphio veterum Ger-<lb/>
manorum,</hi> Leipzig 1751. <hi rendition="#fr">Heineccius</hi> am a. o.<lb/><hi rendition="#aq">lib. I tit. XI</hi> § 241 &#x017F;. 195. Auf di&#x017F;e art i&#x017F;t der<lb/><hi rendition="#fr">Tacitus</hi> zu ver&#x017F;tehen, wenn er &#x017F;chreibet: <hi rendition="#aq">hoc<lb/>
iuncti boues, hoc paratus equus, hoc data ar-<lb/>
ma denunciant. cap. XVIII.</hi></p>
        </div><lb/>
        <div n="3">
          <head>§ 709</head><lb/>
          <note place="left">was auf die<lb/>
heimfu&#x0364;rung<lb/>
erfolget i&#x017F;t.</note>
          <p>In den mittleren zeiten und nachher, wurde<lb/>
beim hohen und nidern adel ge&#x017F;pei&#x017F;et, getrunken,<lb/>
ge&#x017F;pilet, getanzet, und endlich feierlich zum bette<lb/>
ge&#x017F;chritten. Es wurde nach der heimfu&#x0364;rung auch<lb/>
be&#x017F;chehener trauung das Hochzeitmal eingenom-<lb/>
men; die &#x017F;pei&#x017F;en waren gar ma&#x0364;&#x017F;ig und geringe<lb/>
gegen die izigen zeiten, be&#x017F;age der tafel-zedel beim<lb/><hi rendition="#fr">Wecken</hi> in der be&#x017F;chreibung der &#x017F;tadt Dresden<lb/>
&#x017F;. 347 fg. Der hohe adel hielte ein turnier den<lb/>
feierlichen vor- und braut-tanz, die abendmalzeit,<lb/>
worauf der fakel-tanz erfolgte, &#x017F;ihe die voll&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
dige be&#x017F;chreibung aller &#x017F;olennita&#x0364;ten bei dem hohen<lb/>
ko&#x0364;niglichen Siciliani&#x017F;chen verma&#x0364;lungs-fe&#x017F;te, wel-<lb/>
ches im Mai-monate 1738 zu Dresden gehalten<lb/>
worden i&#x017F;t, fol. &#x017F;. 100. <hi rendition="#fr">Lu&#x0364;nigs</hi> <hi rendition="#aq">theatrum cae-<lb/>
rimoniale II</hi> &#x017F;. 383-506, <hi rendition="#fr">Faßmanns</hi> leben<lb/>
Friderich Wilhelms, ko&#x0364;niges in Preu&#x017F;en, &#x017F;. 19 fg.<lb/>
wie auch den <hi rendition="#fr">Kuchenbeker</hi> von den Heßi&#x017F;chen<lb/>
erb-hofa&#x0364;mtern &#x017F;. 134 fgg. (In Sach&#x017F;en werden<lb/>
&#x017F;trohe-kranz-reden annoch ieweilen abgehalten,<lb/><hi rendition="#fr">Gott&#x017F;cheds</hi> rede-kun&#x017F;t &#x017F;. 619.) darauf wurde<lb/>
der bra&#x0364;utigam beneb&#x017F;t der braut ins &#x017F;chlafgemach<lb/>
gebracht, nachdem das &#x017F;chlafzimmer feierlich auf-<lb/>
ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en worden war. Die entkleidung ge-<lb/>
&#x017F;chahe o&#x0364;ffentlich, der &#x017F;chlaftrunk wurde gereichet,<lb/>
&#x017F;o dann die feierliche be&#x017F;chlagung der deke vorge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nommen,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[292/0304] XCIX haubtſtuͤck hen und nidern adels ehedem geritten haben. Das pferd nebſt den waffen und andern vihe brachte die braut dem braͤutigam als ein geſchenk mit, Breuning de vaderphio veterum Ger- manorum, Leipzig 1751. Heineccius am a. o. lib. I tit. XI § 241 ſ. 195. Auf diſe art iſt der Tacitus zu verſtehen, wenn er ſchreibet: hoc iuncti boues, hoc paratus equus, hoc data ar- ma denunciant. cap. XVIII. § 709 In den mittleren zeiten und nachher, wurde beim hohen und nidern adel geſpeiſet, getrunken, geſpilet, getanzet, und endlich feierlich zum bette geſchritten. Es wurde nach der heimfuͤrung auch beſchehener trauung das Hochzeitmal eingenom- men; die ſpeiſen waren gar maͤſig und geringe gegen die izigen zeiten, beſage der tafel-zedel beim Wecken in der beſchreibung der ſtadt Dresden ſ. 347 fg. Der hohe adel hielte ein turnier den feierlichen vor- und braut-tanz, die abendmalzeit, worauf der fakel-tanz erfolgte, ſihe die vollſtaͤn- dige beſchreibung aller ſolennitaͤten bei dem hohen koͤniglichen Sicilianiſchen vermaͤlungs-feſte, wel- ches im Mai-monate 1738 zu Dresden gehalten worden iſt, fol. ſ. 100. Luͤnigs theatrum cae- rimoniale II ſ. 383-506, Faßmanns leben Friderich Wilhelms, koͤniges in Preuſen, ſ. 19 fg. wie auch den Kuchenbeker von den Heßiſchen erb-hofaͤmtern ſ. 134 fgg. (In Sachſen werden ſtrohe-kranz-reden annoch ieweilen abgehalten, Gottſcheds rede-kunſt ſ. 619.) darauf wurde der braͤutigam benebſt der braut ins ſchlafgemach gebracht, nachdem das ſchlafzimmer feierlich auf- geſchloſſen worden war. Die entkleidung ge- ſchahe oͤffentlich, der ſchlaftrunk wurde gereichet, ſo dann die feierliche beſchlagung der deke vorge- nommen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/304
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/304>, abgerufen am 03.12.2024.