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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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komödianten, operisten, etc.
schau- und singspiele eine rechte tugendschul wer-
den; immasen das trauerspil das schöne und grose
nachamet und die neigungen eines volkes fürtref-
lich zu bilden vermag; das lustspiel hergegen das
lächerliche vorstellet. Jenes erhebet die sele und
bildet das herz; dises aber bessert die sitten und
puzet das äußerliche. Die tragödi machet uns
durch das mitleiden menschlicher und hält uns
durch die furcht von den lastern zurück; die ko-
mödi hingegen ziehet uns halb die larve ab und
hält uns geschikt den spigel für, Batteux am
a. o. s. 132 s. 193, von Justi am a. o. im IIten
teile s. 549 fgg.; iedoch ist hirbei dahin zu trachten,
daß solche ergözlichkeiten nicht bis zur üppigkeit,
zur unordnung, verschwendung und zu andern
lastern ausschweifen mögen, sondern erbaulich
seynd, von Loen im entwurfe einer staatskunst
s. 59 fg., F. Sachsen Gothaische landesordnung
P. II cap. III tit. 14 s. 174.

§ 681

Die komödianten sind für ehrlose leute nicht zudie komödi-
anten sind
nicht ehrlos.

halten. Der Cyprian im can. 95 de consecrat.
dist.
2 schlüßet sie vom heiligen abendmale aus.
Jedoch haben der Wurtado im tr. 1 resol. VIII,
Augustin von Leyser übern Schilter II, 27, und
Gundling in den pandecten s. 289, auch Sa-
muel Stryk
im vsu mod. p. lib. III tit. II. § 8
s. 320 vol. I sie für ehrliche leute erkläret. Sihe
indessen den Lüder Menken im systemate iuris
ciuilis lib. III
tit. II § 2 s. 78. In den Kur-
Braunschweig-Lüneburgischen landen sollen die
komödianten, welche nicht von der landesherr-
schaft besonders privilegiret sind, wie auch die
gaukler, seiltänzer, rimenstecher, glükstöpfer,
marionetten- oder puppen- taschen-spiler, markt-
schreier etc. nicht gedultet werden, Kur- Braun-

schweig-
S 5

komoͤdianten, operiſten, ꝛc.
ſchau- und ſingſpiele eine rechte tugendſchul wer-
den; immaſen das trauerſpil das ſchoͤne und groſe
nachamet und die neigungen eines volkes fuͤrtref-
lich zu bilden vermag; das luſtſpiel hergegen das
laͤcherliche vorſtellet. Jenes erhebet die ſele und
bildet das herz; diſes aber beſſert die ſitten und
puzet das aͤußerliche. Die tragoͤdi machet uns
durch das mitleiden menſchlicher und haͤlt uns
durch die furcht von den laſtern zuruͤck; die ko-
moͤdi hingegen ziehet uns halb die larve ab und
haͤlt uns geſchikt den ſpigel fuͤr, Batteux am
a. o. ſ. 132 ſ. 193, von Juſti am a. o. im IIten
teile ſ. 549 fgg.; iedoch iſt hirbei dahin zu trachten,
daß ſolche ergoͤzlichkeiten nicht bis zur uͤppigkeit,
zur unordnung, verſchwendung und zu andern
laſtern ausſchweifen moͤgen, ſondern erbaulich
ſeynd, von Loen im entwurfe einer ſtaatskunſt
ſ. 59 fg., F. Sachſen Gothaiſche landesordnung
P. II cap. III tit. 14 ſ. 174.

§ 681

Die komoͤdianten ſind fuͤr ehrloſe leute nicht zudie komoͤdi-
anten ſind
nicht ehrlos.

halten. Der Cyprian im can. 95 de conſecrat.
diſt.
2 ſchluͤßet ſie vom heiligen abendmale aus.
Jedoch haben der Wurtado im tr. 1 reſol. VIII,
Auguſtin von Leyſer uͤbern Schilter II, 27, und
Gundling in den pandecten ſ. 289, auch Sa-
muel Stryk
im vſu mod. π. lib. III tit. II. § 8
ſ. 320 vol. I ſie fuͤr ehrliche leute erklaͤret. Sihe
indeſſen den Luͤder Menken im ſyſtemate iuris
ciuilis lib. III
tit. II § 2 ſ. 78. In den Kur-
Braunſchweig-Luͤneburgiſchen landen ſollen die
komoͤdianten, welche nicht von der landesherr-
ſchaft beſonders privilegiret ſind, wie auch die
gaukler, ſeiltaͤnzer, rimenſtecher, gluͤkstoͤpfer,
marionetten- oder puppen- taſchen-ſpiler, markt-
ſchreier ꝛc. nicht gedultet werden, Kur- Braun-

ſchweig-
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[281/0293] komoͤdianten, operiſten, ꝛc. ſchau- und ſingſpiele eine rechte tugendſchul wer- den; immaſen das trauerſpil das ſchoͤne und groſe nachamet und die neigungen eines volkes fuͤrtref- lich zu bilden vermag; das luſtſpiel hergegen das laͤcherliche vorſtellet. Jenes erhebet die ſele und bildet das herz; diſes aber beſſert die ſitten und puzet das aͤußerliche. Die tragoͤdi machet uns durch das mitleiden menſchlicher und haͤlt uns durch die furcht von den laſtern zuruͤck; die ko- moͤdi hingegen ziehet uns halb die larve ab und haͤlt uns geſchikt den ſpigel fuͤr, Batteux am a. o. ſ. 132 ſ. 193, von Juſti am a. o. im IIten teile ſ. 549 fgg.; iedoch iſt hirbei dahin zu trachten, daß ſolche ergoͤzlichkeiten nicht bis zur uͤppigkeit, zur unordnung, verſchwendung und zu andern laſtern ausſchweifen moͤgen, ſondern erbaulich ſeynd, von Loen im entwurfe einer ſtaatskunſt ſ. 59 fg., F. Sachſen Gothaiſche landesordnung P. II cap. III tit. 14 ſ. 174. § 681 Die komoͤdianten ſind fuͤr ehrloſe leute nicht zu halten. Der Cyprian im can. 95 de conſecrat. diſt. 2 ſchluͤßet ſie vom heiligen abendmale aus. Jedoch haben der Wurtado im tr. 1 reſol. VIII, Auguſtin von Leyſer uͤbern Schilter II, 27, und Gundling in den pandecten ſ. 289, auch Sa- muel Stryk im vſu mod. π. lib. III tit. II. § 8 ſ. 320 vol. I ſie fuͤr ehrliche leute erklaͤret. Sihe indeſſen den Luͤder Menken im ſyſtemate iuris ciuilis lib. III tit. II § 2 ſ. 78. In den Kur- Braunſchweig-Luͤneburgiſchen landen ſollen die komoͤdianten, welche nicht von der landesherr- ſchaft beſonders privilegiret ſind, wie auch die gaukler, ſeiltaͤnzer, rimenſtecher, gluͤkstoͤpfer, marionetten- oder puppen- taſchen-ſpiler, markt- ſchreier ꝛc. nicht gedultet werden, Kur- Braun- ſchweig- die komoͤdi- anten ſind nicht ehrlos. S 5

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/293>, abgerufen am 25.11.2024.