Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite

LXXX haubtst. von den
lung. Die wehmutter (kindmume, kindermut-
ter, püpelmutter oder hebamme) ist eine nicht zu
junge erbare und erfarne, von der oberkeit geord-
nete sowohl vereidete weibesperson, welche den
schwangern und gebärenden weibespersonen, vor,
in, und nach der geburt hülfreiche hand leistet,
auch ihnen mit rate und thate beizustehen ge-
schikt ist.

§ 618
man hat bei
den hebam-
men Stras-
burg zum
muster zu
nemen, de-
ren unter-
schid da-
selbst.

In Strasburg werden sie in die hebammen,
vortäuferinnen und lehrtöchter eingeteilet. Die
ersten unterscheiden sich von den vortäuferinnen
darin, daß sie den gewönlichen hebammen-schild,
oder die tafel mit der stadt wapen öffentlich aus-
hängen, und lehrtöchter annemen können; dahin-
gegen die vortäuferinnen zwar das hebammen-
schild aushängen mögen, iedoch ohne der stadt-
wapen, auch keine lehrtöchter anzunemen berech-
tiget sind.

§ 619
was eine
lehrtochter
ist?

Die lehrtöchter heissen, welche in der lehre bei
ihrer lehrfrau dieser kunst stehen, und in das amt
der öffentlichen hebammen noch nicht aufgenom-
men sind, folglich für selbst nichts handeln, noch
vielweniger das hebammen-amt treiben dürfen,
Strasburgische ordnung des hebammenmeisters
und der hebammen 1728 fol. § 18, 19.

§ 620
deren un-
terschid in
Frankfurt.

Zu Frankfurt am Maine ist ein unterschid zwi-
schen den geschwornen frauen und den hebammen.
Jene heissen frauen und diese mütter.

§ 621
dieser leute
nuzen und
notwendig-
keit.

Alldieweil einem lande viel daran gelegen ist,
gerade und gesunde untertanen zu haben; gleich-
wohl nicht allein die gebärenden mütter, sondern
auch diejenige, welche ihnen in der geburt beiste-

hen,

LXXX haubtſt. von den
lung. Die wehmutter (kindmume, kindermut-
ter, puͤpelmutter oder hebamme) iſt eine nicht zu
junge erbare und erfarne, von der oberkeit geord-
nete ſowohl vereidete weibesperſon, welche den
ſchwangern und gebaͤrenden weibesperſonen, vor,
in, und nach der geburt huͤlfreiche hand leiſtet,
auch ihnen mit rate und thate beizuſtehen ge-
ſchikt iſt.

§ 618
man hat bei
den hebam-
men Stras-
burg zum
muſter zu
nemen, de-
ren unter-
ſchid da-
ſelbſt.

In Strasburg werden ſie in die hebammen,
vortaͤuferinnen und lehrtoͤchter eingeteilet. Die
erſten unterſcheiden ſich von den vortaͤuferinnen
darin, daß ſie den gewoͤnlichen hebammen-ſchild,
oder die tafel mit der ſtadt wapen oͤffentlich aus-
haͤngen, und lehrtoͤchter annemen koͤnnen; dahin-
gegen die vortaͤuferinnen zwar das hebammen-
ſchild aushaͤngen moͤgen, iedoch ohne der ſtadt-
wapen, auch keine lehrtoͤchter anzunemen berech-
tiget ſind.

§ 619
was eine
lehrtochter
iſt?

Die lehrtoͤchter heiſſen, welche in der lehre bei
ihrer lehrfrau dieſer kunſt ſtehen, und in das amt
der oͤffentlichen hebammen noch nicht aufgenom-
men ſind, folglich fuͤr ſelbſt nichts handeln, noch
vielweniger das hebammen-amt treiben duͤrfen,
Strasburgiſche ordnung des hebammenmeiſters
und der hebammen 1728 fol. § 18, 19.

§ 620
deren un-
terſchid in
Frankfurt.

Zu Frankfurt am Maine iſt ein unterſchid zwi-
ſchen den geſchwornen frauen und den hebammen.
Jene heiſſen frauen und dieſe muͤtter.

§ 621
dieſer leute
nuzen und
notwendig-
keit.

Alldieweil einem lande viel daran gelegen iſt,
gerade und geſunde untertanen zu haben; gleich-
wohl nicht allein die gebaͤrenden muͤtter, ſondern
auch diejenige, welche ihnen in der geburt beiſte-

hen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0264" n="252"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LXXX</hi> haubt&#x017F;t. von den</hi></fw><lb/>
lung. Die wehmutter (kindmume, kindermut-<lb/>
ter, pu&#x0364;pelmutter oder hebamme) i&#x017F;t eine nicht zu<lb/>
junge erbare und erfarne, von der oberkeit geord-<lb/>
nete &#x017F;owohl vereidete weibesper&#x017F;on, welche den<lb/>
&#x017F;chwangern und geba&#x0364;renden weibesper&#x017F;onen, vor,<lb/>
in, und nach der geburt hu&#x0364;lfreiche hand lei&#x017F;tet,<lb/>
auch ihnen mit rate und thate beizu&#x017F;tehen ge-<lb/>
&#x017F;chikt i&#x017F;t.</p>
        </div><lb/>
        <div n="3">
          <head>§ 618</head><lb/>
          <note place="left">man hat bei<lb/>
den hebam-<lb/>
men Stras-<lb/>
burg zum<lb/>
mu&#x017F;ter zu<lb/>
nemen, de-<lb/>
ren unter-<lb/>
&#x017F;chid da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t.</note>
          <p>In Strasburg werden &#x017F;ie in die hebammen,<lb/>
vorta&#x0364;uferinnen und lehrto&#x0364;chter eingeteilet. Die<lb/>
er&#x017F;ten unter&#x017F;cheiden &#x017F;ich von den vorta&#x0364;uferinnen<lb/>
darin, daß &#x017F;ie den gewo&#x0364;nlichen hebammen-&#x017F;child,<lb/>
oder die tafel mit der &#x017F;tadt wapen o&#x0364;ffentlich aus-<lb/>
ha&#x0364;ngen, und lehrto&#x0364;chter annemen ko&#x0364;nnen; dahin-<lb/>
gegen die vorta&#x0364;uferinnen zwar das hebammen-<lb/>
&#x017F;child ausha&#x0364;ngen mo&#x0364;gen, iedoch ohne der &#x017F;tadt-<lb/>
wapen, auch keine lehrto&#x0364;chter anzunemen berech-<lb/>
tiget &#x017F;ind.</p>
        </div><lb/>
        <div n="3">
          <head>§ 619</head><lb/>
          <note place="left">was eine<lb/>
lehrtochter<lb/>
i&#x017F;t?</note>
          <p>Die lehrto&#x0364;chter hei&#x017F;&#x017F;en, welche in der lehre bei<lb/>
ihrer lehrfrau die&#x017F;er kun&#x017F;t &#x017F;tehen, und in das amt<lb/>
der o&#x0364;ffentlichen hebammen noch nicht aufgenom-<lb/>
men &#x017F;ind, folglich fu&#x0364;r &#x017F;elb&#x017F;t nichts handeln, noch<lb/>
vielweniger das hebammen-amt treiben du&#x0364;rfen,<lb/>
Strasburgi&#x017F;che ordnung des hebammenmei&#x017F;ters<lb/>
und der hebammen 1728 fol. § 18, 19.</p>
        </div><lb/>
        <div n="3">
          <head>§ 620</head><lb/>
          <note place="left">deren un-<lb/>
ter&#x017F;chid in<lb/>
Frankfurt.</note>
          <p>Zu Frankfurt am Maine i&#x017F;t ein unter&#x017F;chid zwi-<lb/>
&#x017F;chen den ge&#x017F;chwornen frauen und den hebammen.<lb/>
Jene hei&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#fr">frauen</hi> und die&#x017F;e <hi rendition="#fr">mu&#x0364;tter</hi>.</p>
        </div><lb/>
        <div n="3">
          <head>§ 621</head><lb/>
          <note place="left">die&#x017F;er leute<lb/>
nuzen und<lb/>
notwendig-<lb/>
keit.</note>
          <p>Alldieweil einem lande viel daran gelegen i&#x017F;t,<lb/>
gerade und ge&#x017F;unde untertanen zu haben; gleich-<lb/>
wohl nicht allein die geba&#x0364;renden mu&#x0364;tter, &#x017F;ondern<lb/>
auch diejenige, welche ihnen in der geburt bei&#x017F;te-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hen,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[252/0264] LXXX haubtſt. von den lung. Die wehmutter (kindmume, kindermut- ter, puͤpelmutter oder hebamme) iſt eine nicht zu junge erbare und erfarne, von der oberkeit geord- nete ſowohl vereidete weibesperſon, welche den ſchwangern und gebaͤrenden weibesperſonen, vor, in, und nach der geburt huͤlfreiche hand leiſtet, auch ihnen mit rate und thate beizuſtehen ge- ſchikt iſt. § 618 In Strasburg werden ſie in die hebammen, vortaͤuferinnen und lehrtoͤchter eingeteilet. Die erſten unterſcheiden ſich von den vortaͤuferinnen darin, daß ſie den gewoͤnlichen hebammen-ſchild, oder die tafel mit der ſtadt wapen oͤffentlich aus- haͤngen, und lehrtoͤchter annemen koͤnnen; dahin- gegen die vortaͤuferinnen zwar das hebammen- ſchild aushaͤngen moͤgen, iedoch ohne der ſtadt- wapen, auch keine lehrtoͤchter anzunemen berech- tiget ſind. § 619 Die lehrtoͤchter heiſſen, welche in der lehre bei ihrer lehrfrau dieſer kunſt ſtehen, und in das amt der oͤffentlichen hebammen noch nicht aufgenom- men ſind, folglich fuͤr ſelbſt nichts handeln, noch vielweniger das hebammen-amt treiben duͤrfen, Strasburgiſche ordnung des hebammenmeiſters und der hebammen 1728 fol. § 18, 19. § 620 Zu Frankfurt am Maine iſt ein unterſchid zwi- ſchen den geſchwornen frauen und den hebammen. Jene heiſſen frauen und dieſe muͤtter. § 621 Alldieweil einem lande viel daran gelegen iſt, gerade und geſunde untertanen zu haben; gleich- wohl nicht allein die gebaͤrenden muͤtter, ſondern auch diejenige, welche ihnen in der geburt beiſte- hen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/264
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/264>, abgerufen am 22.11.2024.