Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite

dörfer einrichtung.
corp. juris feud. s. 621 in der note. Sie hängetdessen gat-
tungen,
benebst
dem wein-
kaufe.

theils von den landes gesäzen, und gewohnheiten,
theils vom gedinge ab, daher sie mannigfaltig ist,
Schilters disp. de bonis laudemialibus und in
der 36 exercit. ad p. Imgleichen gehöret hieher
die sterbe-lehnware, von Ludewig II th. der
Hällischen anzeigen, s. 335. Im zweifel muß sie
bei der veränderung des gutesherrn und des bau-
ers entrichtet werden. In Ober-Hessen bestehet
sie im gelte und korbe. In disem wird der nasse
oder der trockene weinkauf überbracht. Der nas-
se enthält eine oder mehrere maßen weines. Der
trockene bestehet in kuchen und köppel käsen. Wein-
kauf heiset die lehnware darum, weiln bei den
Teutschen die übergabe einer sache vermittels zu-
trinkung eines glases weines geschahe, Johann
Wilhelm Hofmann
im specimine jurispru-
dentiae symbolicae veterum Germanorum
§
17 s. 24 allein der weinkauf zeiget nach maasge-
bung der Teutschen gewohnheiten nicht allezeit die
übergebung des eigentumes an, von Westphal
am a. o. s. 5, 6 der bemeldten vorrede, und § 427
num. 45.

Ein und sechzigstes haubtstück
von den kirmessen.
§ 471

Die kirchmeß, kirchweihe, kirmes, ist ein zu-was kirmes
und woher
sie ent-
sprungen
ist?

sammengeseztes wort, von kirche und weihe,
oder messe. Das wort weihe bedeutet heilig, sihe
Diderich von Stade erläuter- und erklärung der
fürnämsten Teutschen wörter, s. 717. In der
Wetterau heisset es die körb und kirbe, sihe den
wahrhaften bericht in sachen Isenburgischer un-

terta-
N 2

doͤrfer einrichtung.
corp. juris feud. ſ. 621 in der note. Sie haͤngetdeſſen gat-
tungen,
benebſt
dem wein-
kaufe.

theils von den landes geſaͤzen, und gewohnheiten,
theils vom gedinge ab, daher ſie mannigfaltig iſt,
Schilters diſp. de bonis laudemialibus und in
der 36 exercit. ad π. Imgleichen gehoͤret hieher
die ſterbe-lehnware, von Ludewig II th. der
Haͤlliſchen anzeigen, ſ. 335. Im zweifel muß ſie
bei der veraͤnderung des gutesherrn und des bau-
ers entrichtet werden. In Ober-Heſſen beſtehet
ſie im gelte und korbe. In diſem wird der naſſe
oder der trockene weinkauf uͤberbracht. Der naſ-
ſe enthaͤlt eine oder mehrere maßen weines. Der
trockene beſtehet in kuchen und koͤppel kaͤſen. Wein-
kauf heiſet die lehnware darum, weiln bei den
Teutſchen die uͤbergabe einer ſache vermittels zu-
trinkung eines glaſes weines geſchahe, Johann
Wilhelm Hofmann
im ſpecimine jurispru-
dentiae ſymbolicae veterum Germanorum
§
17 ſ. 24 allein der weinkauf zeiget nach maasge-
bung der Teutſchen gewohnheiten nicht allezeit die
uͤbergebung des eigentumes an, von Weſtphal
am a. o. ſ. 5, 6 der bemeldten vorrede, und § 427
num. 45.

Ein und ſechzigſtes haubtſtuͤck
von den kirmeſſen.
§ 471

Die kirchmeß, kirchweihe, kirmes, iſt ein zu-was kirmes
und woher
ſie ent-
ſprungen
iſt?

ſammengeſeztes wort, von kirche und weihe,
oder meſſe. Das wort weihe bedeutet heilig, ſihe
Diderich von Stade erlaͤuter- und erklaͤrung der
fuͤrnaͤmſten Teutſchen woͤrter, ſ. 717. In der
Wetterau heiſſet es die koͤrb und kirbe, ſihe den
wahrhaften bericht in ſachen Iſenburgiſcher un-

terta-
N 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0207" n="195"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">do&#x0364;rfer einrichtung.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">corp. juris feud.</hi> &#x017F;. 621 in der note. Sie ha&#x0364;nget<note place="right">de&#x017F;&#x017F;en gat-<lb/>
tungen,<lb/>
beneb&#x017F;t<lb/>
dem wein-<lb/>
kaufe.</note><lb/>
theils von den landes ge&#x017F;a&#x0364;zen, und gewohnheiten,<lb/>
theils vom gedinge ab, daher &#x017F;ie mannigfaltig i&#x017F;t,<lb/><hi rendition="#fr">Schilters</hi> di&#x017F;p. <hi rendition="#aq">de bonis laudemialibus</hi> und in<lb/>
der 36 <hi rendition="#aq">exercit. ad</hi> <hi rendition="#i">&#x03C0;</hi>. Imgleichen geho&#x0364;ret hieher<lb/>
die &#x017F;terbe-lehnware, <hi rendition="#fr">von Ludewig</hi> <hi rendition="#aq">II</hi> th. der<lb/>
Ha&#x0364;lli&#x017F;chen anzeigen, &#x017F;. 335. Im zweifel muß &#x017F;ie<lb/>
bei der vera&#x0364;nderung des gutesherrn und des bau-<lb/>
ers entrichtet werden. In Ober-He&#x017F;&#x017F;en be&#x017F;tehet<lb/>
&#x017F;ie im gelte und korbe. In di&#x017F;em wird der na&#x017F;&#x017F;e<lb/>
oder der trockene weinkauf u&#x0364;berbracht. Der na&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e entha&#x0364;lt eine oder mehrere maßen weines. Der<lb/>
trockene be&#x017F;tehet in kuchen und ko&#x0364;ppel ka&#x0364;&#x017F;en. Wein-<lb/>
kauf hei&#x017F;et die lehnware darum, weiln bei den<lb/>
Teut&#x017F;chen die u&#x0364;bergabe einer &#x017F;ache vermittels zu-<lb/>
trinkung eines gla&#x017F;es weines ge&#x017F;chahe, <hi rendition="#fr">Johann<lb/>
Wilhelm Hofmann</hi> im <hi rendition="#aq">&#x017F;pecimine jurispru-<lb/>
dentiae &#x017F;ymbolicae veterum Germanorum</hi> §<lb/>
17 &#x017F;. 24 allein der weinkauf zeiget nach maasge-<lb/>
bung der Teut&#x017F;chen gewohnheiten nicht allezeit die<lb/>
u&#x0364;bergebung des eigentumes an, <hi rendition="#fr">von We&#x017F;tphal</hi><lb/>
am a. o. &#x017F;. 5, 6 der bemeldten vorrede, und § 427<lb/>
num. 45.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="2">
        <head> <hi rendition="#b">Ein und &#x017F;echzig&#x017F;tes haubt&#x017F;tu&#x0364;ck<lb/>
von den kirme&#x017F;&#x017F;en.</hi> </head><lb/>
        <div n="3">
          <head>§ 471</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>ie kirchmeß, kirchweihe, kirmes, i&#x017F;t ein zu-<note place="right">was kirmes<lb/>
und woher<lb/>
&#x017F;ie ent-<lb/>
&#x017F;prungen<lb/>
i&#x017F;t?</note><lb/>
&#x017F;ammenge&#x017F;eztes wort, von kirche und weihe,<lb/>
oder me&#x017F;&#x017F;e. Das wort weihe bedeutet heilig, &#x017F;ihe<lb/><hi rendition="#fr">Diderich von Stade</hi> erla&#x0364;uter- und erkla&#x0364;rung der<lb/>
fu&#x0364;rna&#x0364;m&#x017F;ten Teut&#x017F;chen wo&#x0364;rter, &#x017F;. 717. In der<lb/>
Wetterau hei&#x017F;&#x017F;et es die ko&#x0364;rb und kirbe, &#x017F;ihe den<lb/><hi rendition="#fr">wahrhaften bericht</hi> in &#x017F;achen I&#x017F;enburgi&#x017F;cher un-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 2</fw><fw place="bottom" type="catch">terta-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[195/0207] doͤrfer einrichtung. corp. juris feud. ſ. 621 in der note. Sie haͤnget theils von den landes geſaͤzen, und gewohnheiten, theils vom gedinge ab, daher ſie mannigfaltig iſt, Schilters diſp. de bonis laudemialibus und in der 36 exercit. ad π. Imgleichen gehoͤret hieher die ſterbe-lehnware, von Ludewig II th. der Haͤlliſchen anzeigen, ſ. 335. Im zweifel muß ſie bei der veraͤnderung des gutesherrn und des bau- ers entrichtet werden. In Ober-Heſſen beſtehet ſie im gelte und korbe. In diſem wird der naſſe oder der trockene weinkauf uͤberbracht. Der naſ- ſe enthaͤlt eine oder mehrere maßen weines. Der trockene beſtehet in kuchen und koͤppel kaͤſen. Wein- kauf heiſet die lehnware darum, weiln bei den Teutſchen die uͤbergabe einer ſache vermittels zu- trinkung eines glaſes weines geſchahe, Johann Wilhelm Hofmann im ſpecimine jurispru- dentiae ſymbolicae veterum Germanorum § 17 ſ. 24 allein der weinkauf zeiget nach maasge- bung der Teutſchen gewohnheiten nicht allezeit die uͤbergebung des eigentumes an, von Weſtphal am a. o. ſ. 5, 6 der bemeldten vorrede, und § 427 num. 45. deſſen gat- tungen, benebſt dem wein- kaufe. Ein und ſechzigſtes haubtſtuͤck von den kirmeſſen. § 471 Die kirchmeß, kirchweihe, kirmes, iſt ein zu- ſammengeſeztes wort, von kirche und weihe, oder meſſe. Das wort weihe bedeutet heilig, ſihe Diderich von Stade erlaͤuter- und erklaͤrung der fuͤrnaͤmſten Teutſchen woͤrter, ſ. 717. In der Wetterau heiſſet es die koͤrb und kirbe, ſihe den wahrhaften bericht in ſachen Iſenburgiſcher un- terta- was kirmes und woher ſie ent- ſprungen iſt? N 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/207
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/207>, abgerufen am 24.11.2024.