Es ist auserdem durch das Römische recht ge- schehen, daß bürgermeister und rath in den reichs- städten die oberkeitliche gewalt an sich gezogen ha- ben. Ob gleich sonst die stadt-oberkeit bey den Teutschen aus einem vogte, grafen oder schulthei- sen bestund, welcher mit zuzihung der aus der bür- gerschafft genommenen schöppen sein amt verrich- tete, auch wohl mit zuzihung dieser leute gesäze und ordnungen machte. Allein viele städte haben sich von der vogtei und den schuldheisen loßgema- chet, Struvenscorpus juris publici cap. XXII § 27 s. 802 fg. 1) Die obere, auch erbgerichte erlanget, iedoch nicht auf einerlei art, Struve am a. o. § 28 fg., Buders disp. de modis ad- quisitae a ciuitatibus Germaniae mediatis ju- risdictionis criminalis. 2) Die macht einen rath aufzuführen, bürgermeister, stadtrichter, rathsherren, schöppen, rathsverwandten zu erwä- len, und solche der landesherrschaft zur bestäti- gung vorzuschlagen, 3) das recht ein eigenes rath- haus anzulegen, 4) stadtsigel zu führen, sihe Gos- sels disp. de eo quod justum est circa sigilla vniuersitatis, 5) eine brief-repositur zu haben, 6) eigene stadtgüter, welche von der kämmerei un- terschiden sind, zu besizen, 7) staatsbedienten anzuneh- men, 8) bürger aufzunehmen, oder diejenigen, welche das bürgerrecht suchen, aus rechtmäsigen ursachen abzuweisen, auch für das bürgerrecht von fremden et- was zu fodern, 9) von den angehenden bürgern den bürger-eid zu nemen, worin sie dem rathe den ge- horsam zusagen, folglich der bürgerliche gehor- sam daraus entstehet.
§ 315
10) Rechnet man hieher die befugniß: pflaster- und brunnengeld aufzulegen, 11) die freiheit abge-
ord-
XLVIII. haubtſt. von den rechten
§ 314
ihre rechte und ge- rechtigkei- ten.
Es iſt auſerdem durch das Roͤmiſche recht ge- ſchehen, daß buͤrgermeiſter und rath in den reichs- ſtaͤdten die oberkeitliche gewalt an ſich gezogen ha- ben. Ob gleich ſonſt die ſtadt-oberkeit bey den Teutſchen aus einem vogte, grafen oder ſchulthei- ſen beſtund, welcher mit zuzihung der aus der buͤr- gerſchafft genommenen ſchoͤppen ſein amt verrich- tete, auch wohl mit zuzihung dieſer leute geſaͤze und ordnungen machte. Allein viele ſtaͤdte haben ſich von der vogtei und den ſchuldheiſen loßgema- chet, Struvenscorpus juris publici cap. XXII § 27 ſ. 802 fg. 1) Die obere, auch erbgerichte erlanget, iedoch nicht auf einerlei art, Struve am a. o. § 28 fg., Buders diſp. de modis ad- quiſitae a ciuitatibus Germaniae mediatis ju- risdictionis criminalis. 2) Die macht einen rath aufzufuͤhren, buͤrgermeiſter, ſtadtrichter, rathsherren, ſchoͤppen, rathsverwandten zu erwaͤ- len, und ſolche der landesherrſchaft zur beſtaͤti- gung vorzuſchlagen, 3) das recht ein eigenes rath- haus anzulegen, 4) ſtadtſigel zu fuͤhren, ſihe Goſ- ſels diſp. de eo quod juſtum eſt circa ſigilla vniuerſitatis, 5) eine brief-repoſitur zu haben, 6) eigene ſtadtguͤter, welche von der kaͤmmerei un- terſchiden ſind, zu beſizen, 7) ſtaatsbedienten anzuneh- men, 8) buͤrger aufzunehmen, oder diejenigen, welche das buͤrgerrecht ſuchen, aus rechtmaͤſigen urſachen abzuweiſen, auch fuͤr das buͤrgerrecht von fremden et- was zu fodern, 9) von den angehenden buͤrgern den buͤrger-eid zu nemen, worin ſie dem rathe den ge- horſam zuſagen, folglich der buͤrgerliche gehor- ſam daraus entſtehet.
§ 315
10) Rechnet man hieher die befugniß: pflaſter- und brunnengeld aufzulegen, 11) die freiheit abge-
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XLVIII. haubtſt. von den rechten
§ 314
Es iſt auſerdem durch das Roͤmiſche recht ge-
ſchehen, daß buͤrgermeiſter und rath in den reichs-
ſtaͤdten die oberkeitliche gewalt an ſich gezogen ha-
ben. Ob gleich ſonſt die ſtadt-oberkeit bey den
Teutſchen aus einem vogte, grafen oder ſchulthei-
ſen beſtund, welcher mit zuzihung der aus der buͤr-
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tete, auch wohl mit zuzihung dieſer leute geſaͤze
und ordnungen machte. Allein viele ſtaͤdte haben
ſich von der vogtei und den ſchuldheiſen loßgema-
chet, Struvens corpus juris publici cap. XXII
§ 27 ſ. 802 fg. 1) Die obere, auch erbgerichte
erlanget, iedoch nicht auf einerlei art, Struve
am a. o. § 28 fg., Buders diſp. de modis ad-
quiſitae a ciuitatibus Germaniae mediatis ju-
risdictionis criminalis. 2) Die macht einen
rath aufzufuͤhren, buͤrgermeiſter, ſtadtrichter,
rathsherren, ſchoͤppen, rathsverwandten zu erwaͤ-
len, und ſolche der landesherrſchaft zur beſtaͤti-
gung vorzuſchlagen, 3) das recht ein eigenes rath-
haus anzulegen, 4) ſtadtſigel zu fuͤhren, ſihe Goſ-
ſels diſp. de eo quod juſtum eſt circa ſigilla
vniuerſitatis, 5) eine brief-repoſitur zu haben,
6) eigene ſtadtguͤter, welche von der kaͤmmerei un-
terſchiden ſind, zu beſizen, 7) ſtaatsbedienten anzuneh-
men, 8) buͤrger aufzunehmen, oder diejenigen, welche
das buͤrgerrecht ſuchen, aus rechtmaͤſigen urſachen
abzuweiſen, auch fuͤr das buͤrgerrecht von fremden et-
was zu fodern, 9) von den angehenden buͤrgern den
buͤrger-eid zu nemen, worin ſie dem rathe den ge-
horſam zuſagen, folglich der buͤrgerliche gehor-
ſam daraus entſtehet.
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10) Rechnet man hieher die befugniß: pflaſter-
und brunnengeld aufzulegen, 11) die freiheit abge-
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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/142>, abgerufen am 24.11.2024.
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