Die stadt Marburg hat das meilenrecht, die policei sihet dahin, daß die biere durch kunst oder mit kreide nicht angemachet werden. Sie müssen auch wohl gar gekochet werden. Sihe Caspar Neumannen von dem thee, caffe, biere und weine, Leipzig 1735, 4.
Fünf und vierzigstes haubtstück von den zünften.
§ 254
wenn die zünfte haubtsäch- lich einge- führet wor- den sind?
Diejenige aber, welche in einer zunft, gilde, gaffel, in ämtern, innungen, gesellschaften etc. lebeten, welche im zwölften jahrhundert haubt- sächlich aufgekommen sind, wurden handwerker, genennet, Riccius in spicilegio iuris Germa- nici, s. 329 fg.
§ 255
von dem ursprunge der zünfte.
In den alten zeiten Teutschlandes wurden die handwerke von keinen freien leuten getrieben, viel- mehr waren dieselben eine beschäftigung der knech- te, welche ihren herren die kleider, auch andere benöthigten sachen verschaffen mußten, Tacitus cap. 25, welche gewohnheit lange zeit fort dauerte, bis die freigelassene sich den handwerkern widme- ten, sich benebst den leibeigenen in die städte bega- ben, und durch selbige ihre narung sucheten. Die- weil auch die zünfte bei den Römern besondere freiheiten genossen, so geschahe es, daß selbige in Teutschland sich ebenfalls dergleichen anzumaßen anfingen, insonderheit nachdem die Römische rechte in Teutschland eingeführet wurden. Als nun die landesherren vermerkten, daß durch die handwer- cke dem gemeinen wesen groser nuzen verschaffet werden könne; so ertheileten sie ihnen besondere
freiheiten,
XLV haubtſtuͤck
§ 253
vom mei- lenrechte der ſtadt Marburg.
Die ſtadt Marburg hat das meilenrecht, die policei ſihet dahin, daß die biere durch kunſt oder mit kreide nicht angemachet werden. Sie muͤſſen auch wohl gar gekochet werden. Sihe Caſpar Neumannen von dem thee, caffe, biere und weine, Leipzig 1735, 4.
Fuͤnf und vierzigſtes haubtſtuͤck von den zuͤnften.
§ 254
wenn die zuͤnfte haubtſaͤch- lich einge- fuͤhret wor- den ſind?
Diejenige aber, welche in einer zunft, gilde, gaffel, in aͤmtern, innungen, geſellſchaften ꝛc. lebeten, welche im zwoͤlften jahrhundert haubt- ſaͤchlich aufgekommen ſind, wurden handwerker, genennet, Riccius in ſpicilegio iuris Germa- nici, ſ. 329 fg.
§ 255
von dem urſprunge der zuͤnfte.
In den alten zeiten Teutſchlandes wurden die handwerke von keinen freien leuten getrieben, viel- mehr waren dieſelben eine beſchaͤftigung der knech- te, welche ihren herren die kleider, auch andere benoͤthigten ſachen verſchaffen mußten, Tacitus cap. 25, welche gewohnheit lange zeit fort dauerte, bis die freigelaſſene ſich den handwerkern widme- ten, ſich benebſt den leibeigenen in die ſtaͤdte bega- ben, und durch ſelbige ihre narung ſucheten. Die- weil auch die zuͤnfte bei den Roͤmern beſondere freiheiten genoſſen, ſo geſchahe es, daß ſelbige in Teutſchland ſich ebenfalls dergleichen anzumaßen anfingen, inſonderheit nachdem die Roͤmiſche rechte in Teutſchland eingefuͤhret wurden. Als nun die landesherren vermerkten, daß durch die handwer- cke dem gemeinen weſen groſer nuzen verſchaffet werden koͤnne; ſo ertheileten ſie ihnen beſondere
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§ 253
Die ſtadt Marburg hat das meilenrecht, die
policei ſihet dahin, daß die biere durch kunſt oder
mit kreide nicht angemachet werden. Sie muͤſſen
auch wohl gar gekochet werden. Sihe Caſpar
Neumannen von dem thee, caffe, biere und
weine, Leipzig 1735, 4.
Fuͤnf und vierzigſtes haubtſtuͤck
von den zuͤnften.
§ 254
Diejenige aber, welche in einer zunft, gilde,
gaffel, in aͤmtern, innungen, geſellſchaften ꝛc.
lebeten, welche im zwoͤlften jahrhundert haubt-
ſaͤchlich aufgekommen ſind, wurden handwerker,
genennet, Riccius in ſpicilegio iuris Germa-
nici, ſ. 329 fg.
§ 255
In den alten zeiten Teutſchlandes wurden die
handwerke von keinen freien leuten getrieben, viel-
mehr waren dieſelben eine beſchaͤftigung der knech-
te, welche ihren herren die kleider, auch andere
benoͤthigten ſachen verſchaffen mußten, Tacitus
cap. 25, welche gewohnheit lange zeit fort dauerte,
bis die freigelaſſene ſich den handwerkern widme-
ten, ſich benebſt den leibeigenen in die ſtaͤdte bega-
ben, und durch ſelbige ihre narung ſucheten. Die-
weil auch die zuͤnfte bei den Roͤmern beſondere
freiheiten genoſſen, ſo geſchahe es, daß ſelbige in
Teutſchland ſich ebenfalls dergleichen anzumaßen
anfingen, inſonderheit nachdem die Roͤmiſche rechte
in Teutſchland eingefuͤhret wurden. Als nun die
landesherren vermerkten, daß durch die handwer-
cke dem gemeinen weſen groſer nuzen verſchaffet
werden koͤnne; ſo ertheileten ſie ihnen beſondere
freiheiten,
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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/112>, abgerufen am 24.11.2024.
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