Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Verbunden und auf Reisen?
Wer bist Du, Bürschlein?" -- Der Gesell Antwortet statt der Herrin schnell: "Aus Hersfeld ein Scholare, Ward krank zu Treffurt; doch zur Nacht, Als Robert Frankensteiner Das Schloß zu jähem Fall gebracht, Ließ zieh'n man den Lateiner, Daß auf der Wartburg mög' in Ruh' Genesen er." -- "Doch wer bist Du?" Fragt krank und leise Nella; Ein Hoffnungsstrahl zog durch die Brust: "Er kennt mich nicht ... O Wunder! Könnt' ich ihm jetzo unbewußt Die Maske zieh'n herunter!" "Mein Name, Bürschchen?" jener lacht, "Was nützt er Dir? -- ganz leis und sacht Will ich nachher ihn künden, Nicht fürchte Dein gelahrtes Blut, Er könne Dir mißfallen, Mein Namen klinget seltsam gut, Der liebste mir von allen. Doch vorwärts nun! -- He! Junkerlein, Ihr sagt, der Ritter Frankenstein Berannte heut Schloß Treffurt?" -- -- "So ist es, Herr, -- Gott sei's geklagt, Er straf' des Frevler's Tücke!" -- "Es scheint, der Mann Euch nicht behagt?" "Wenn ich das Schwert einst zücke, So treff' ich auf dem Erdenrund Zwei Männer damit todeswund, Verbunden und auf Reiſen?
Wer biſt Du, Bürſchlein?“ — Der Geſell Antwortet ſtatt der Herrin ſchnell: „Aus Hersfeld ein Scholare, Ward krank zu Treffurt; doch zur Nacht, Als Robert Frankenſteiner Das Schloß zu jähem Fall gebracht, Ließ zieh'n man den Lateiner, Daß auf der Wartburg mög' in Ruh' Geneſen er.“ — „Doch wer biſt Du?“ Fragt krank und leiſe Nella; Ein Hoffnungsſtrahl zog durch die Bruſt: „Er kennt mich nicht ... O Wunder! Könnt' ich ihm jetzo unbewußt Die Maske zieh'n herunter!“ „Mein Name, Bürſchchen?“ jener lacht, „Was nützt er Dir? — ganz leis und ſacht Will ich nachher ihn künden, Nicht fürchte Dein gelahrtes Blut, Er könne Dir mißfallen, Mein Namen klinget ſeltſam gut, Der liebſte mir von allen. Doch vorwärts nun! — He! Junkerlein, Ihr ſagt, der Ritter Frankenſtein Berannte heut Schloß Treffurt?“ — — „So iſt es, Herr, — Gott ſei's geklagt, Er ſtraf' des Frevler's Tücke!“ — „Es ſcheint, der Mann Euch nicht behagt?“ „Wenn ich das Schwert einſt zücke, So treff' ich auf dem Erdenrund Zwei Männer damit todeswund, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0074" n="60"/> <lg n="3"> <l>Verbunden und auf Reiſen?</l><lb/> <l>Wer biſt Du, Bürſchlein?“ — Der Geſell</l><lb/> <l>Antwortet ſtatt der Herrin ſchnell:</l><lb/> <l>„Aus Hersfeld ein Scholare,</l><lb/> <l>Ward krank zu Treffurt; doch zur Nacht,</l><lb/> <l>Als Robert Frankenſteiner</l><lb/> <l>Das Schloß zu jähem Fall gebracht,</l><lb/> <l>Ließ zieh'n man den Lateiner,</l><lb/> <l>Daß auf der Wartburg mög' in Ruh'</l><lb/> <l>Geneſen er.“ — „Doch wer biſt Du?“</l><lb/> <l>Fragt krank und leiſe Nella;</l><lb/> <l>Ein Hoffnungsſtrahl zog durch die Bruſt:</l><lb/> <l>„Er kennt mich nicht ... O Wunder!</l><lb/> <l>Könnt' ich ihm jetzo unbewußt</l><lb/> <l>Die Maske zieh'n herunter!“</l><lb/> <l>„Mein Name, Bürſchchen?“ jener lacht,</l><lb/> <l>„Was nützt er Dir? — ganz leis und ſacht</l><lb/> <l>Will ich nachher ihn künden,</l><lb/> <l>Nicht fürchte Dein gelahrtes Blut,</l><lb/> <l>Er könne Dir mißfallen,</l><lb/> <l>Mein Namen klinget ſeltſam gut,</l><lb/> <l>Der liebſte mir von allen.</l><lb/> <l>Doch vorwärts nun! — He! Junkerlein,</l><lb/> <l>Ihr ſagt, der Ritter Frankenſtein</l><lb/> <l>Berannte heut Schloß Treffurt?“ —</l><lb/> <l>— „So iſt es, Herr, — Gott ſei's geklagt,</l><lb/> <l>Er ſtraf' des Frevler's Tücke!“</l><lb/> <l>— „Es ſcheint, der Mann Euch nicht behagt?“</l><lb/> <l>„Wenn ich das Schwert einſt zücke,</l><lb/> <l>So treff' ich auf dem Erdenrund</l><lb/> <l>Zwei Männer damit todeswund,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [60/0074]
Verbunden und auf Reiſen?
Wer biſt Du, Bürſchlein?“ — Der Geſell
Antwortet ſtatt der Herrin ſchnell:
„Aus Hersfeld ein Scholare,
Ward krank zu Treffurt; doch zur Nacht,
Als Robert Frankenſteiner
Das Schloß zu jähem Fall gebracht,
Ließ zieh'n man den Lateiner,
Daß auf der Wartburg mög' in Ruh'
Geneſen er.“ — „Doch wer biſt Du?“
Fragt krank und leiſe Nella;
Ein Hoffnungsſtrahl zog durch die Bruſt:
„Er kennt mich nicht ... O Wunder!
Könnt' ich ihm jetzo unbewußt
Die Maske zieh'n herunter!“
„Mein Name, Bürſchchen?“ jener lacht,
„Was nützt er Dir? — ganz leis und ſacht
Will ich nachher ihn künden,
Nicht fürchte Dein gelahrtes Blut,
Er könne Dir mißfallen,
Mein Namen klinget ſeltſam gut,
Der liebſte mir von allen.
Doch vorwärts nun! — He! Junkerlein,
Ihr ſagt, der Ritter Frankenſtein
Berannte heut Schloß Treffurt?“ —
— „So iſt es, Herr, — Gott ſei's geklagt,
Er ſtraf' des Frevler's Tücke!“
— „Es ſcheint, der Mann Euch nicht behagt?“
„Wenn ich das Schwert einſt zücke,
So treff' ich auf dem Erdenrund
Zwei Männer damit todeswund,
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Zitationshilfe: | Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/74>, abgerufen am 22.07.2024. |