Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Doch wo sie blieb? Nicht ward's uns kund, Vielleicht ist sie enteilet." Da zuckt's ihm plötzlich durch den Sinn, Hell lacht er auf: "Narr, der ich bin, Das Spiel nicht zu durchschauen!" Und hastig zu dem Kampfgenoß, Dem treuen, er sich wendet: "Behauptet Ihr anitzt das Schloß, Was ich begann, vollendet! Zum Morgengraun bin ich zurück, Mein Roß herbei! ... und hei! all Glück! Noch fehlt mir was zum Siege!" -- -- Im tiefen Wald am Werrastrand
Rathlos durch Busch und Hecken Zwei Reiter traben durch das Land, Die Flußfuhrt zu entdecken; Es ist ein Jüngling, schlank und fein, Ein schmächtig, zaghaft Jungherrlein, Mit seinem Waidgesellen. Und weiche Stimme zürnet laut: "Gott wird die Schmach vergelten! Was ich bis jetzt im Land geschaut, Sind Dieb' und Raubnesthelden; Weh Dir, Du Herr von Frankenstein, Der frech zerstört die Heimath mein, Mich grausam neu verwaiset!" -- "Dankt Gott dem Herrn, vieledle Maid, Er ließ die List gelingen, Euch ohne alles Herzeleid Noch aus der Burg zu bringen. Doch wo ſie blieb? Nicht ward's uns kund, Vielleicht iſt ſie enteilet.“ Da zuckt's ihm plötzlich durch den Sinn, Hell lacht er auf: „Narr, der ich bin, Das Spiel nicht zu durchſchauen!“ Und haſtig zu dem Kampfgenoß, Dem treuen, er ſich wendet: „Behauptet Ihr anitzt das Schloß, Was ich begann, vollendet! Zum Morgengraun bin ich zurück, Mein Roß herbei! ... und hei! all Glück! Noch fehlt mir was zum Siege!“ — — Im tiefen Wald am Werraſtrand
Rathlos durch Buſch und Hecken Zwei Reiter traben durch das Land, Die Flußfuhrt zu entdecken; Es iſt ein Jüngling, ſchlank und fein, Ein ſchmächtig, zaghaft Jungherrlein, Mit ſeinem Waidgeſellen. Und weiche Stimme zürnet laut: „Gott wird die Schmach vergelten! Was ich bis jetzt im Land geſchaut, Sind Dieb' und Raubneſthelden; Weh Dir, Du Herr von Frankenſtein, Der frech zerſtört die Heimath mein, Mich grauſam neu verwaiſet!“ — „Dankt Gott dem Herrn, vieledle Maid, Er ließ die Liſt gelingen, Euch ohne alles Herzeleid Noch aus der Burg zu bringen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0072" n="58"/> <lg n="4"> <l>Doch wo ſie blieb? Nicht ward's uns kund,</l><lb/> <l>Vielleicht iſt ſie enteilet.“</l><lb/> <l>Da zuckt's ihm plötzlich durch den Sinn,</l><lb/> <l>Hell lacht er auf: „Narr, der ich bin,</l><lb/> <l>Das Spiel nicht zu durchſchauen!“</l><lb/> <l>Und haſtig zu dem Kampfgenoß,</l><lb/> <l>Dem treuen, er ſich wendet:</l><lb/> <l>„Behauptet Ihr anitzt das Schloß,</l><lb/> <l>Was ich begann, vollendet!</l><lb/> <l>Zum Morgengraun bin ich zurück,</l><lb/> <l>Mein Roß herbei! ... und hei! all Glück!</l><lb/> <l>Noch fehlt mir was zum Siege!“ — —</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Im tiefen Wald am Werraſtrand</l><lb/> <l>Rathlos durch Buſch und Hecken</l><lb/> <l>Zwei Reiter traben durch das Land,</l><lb/> <l>Die Flußfuhrt zu entdecken;</l><lb/> <l>Es iſt ein Jüngling, ſchlank und fein,</l><lb/> <l>Ein ſchmächtig, zaghaft Jungherrlein,</l><lb/> <l>Mit ſeinem Waidgeſellen.</l><lb/> <l>Und weiche Stimme zürnet laut:</l><lb/> <l>„Gott wird die Schmach vergelten!</l><lb/> <l>Was ich bis jetzt im Land geſchaut,</l><lb/> <l>Sind Dieb' und Raubneſthelden;</l><lb/> <l>Weh Dir, Du Herr von Frankenſtein,</l><lb/> <l>Der frech zerſtört die Heimath mein,</l><lb/> <l>Mich grauſam neu verwaiſet!“</l><lb/> <l>— „Dankt Gott dem Herrn, vieledle Maid,</l><lb/> <l>Er ließ die Liſt gelingen,</l><lb/> <l>Euch ohne alles Herzeleid</l><lb/> <l>Noch aus der Burg zu bringen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [58/0072]
Doch wo ſie blieb? Nicht ward's uns kund,
Vielleicht iſt ſie enteilet.“
Da zuckt's ihm plötzlich durch den Sinn,
Hell lacht er auf: „Narr, der ich bin,
Das Spiel nicht zu durchſchauen!“
Und haſtig zu dem Kampfgenoß,
Dem treuen, er ſich wendet:
„Behauptet Ihr anitzt das Schloß,
Was ich begann, vollendet!
Zum Morgengraun bin ich zurück,
Mein Roß herbei! ... und hei! all Glück!
Noch fehlt mir was zum Siege!“ — —
Im tiefen Wald am Werraſtrand
Rathlos durch Buſch und Hecken
Zwei Reiter traben durch das Land,
Die Flußfuhrt zu entdecken;
Es iſt ein Jüngling, ſchlank und fein,
Ein ſchmächtig, zaghaft Jungherrlein,
Mit ſeinem Waidgeſellen.
Und weiche Stimme zürnet laut:
„Gott wird die Schmach vergelten!
Was ich bis jetzt im Land geſchaut,
Sind Dieb' und Raubneſthelden;
Weh Dir, Du Herr von Frankenſtein,
Der frech zerſtört die Heimath mein,
Mich grauſam neu verwaiſet!“
— „Dankt Gott dem Herrn, vieledle Maid,
Er ließ die Liſt gelingen,
Euch ohne alles Herzeleid
Noch aus der Burg zu bringen.
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Zitationshilfe: | Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/72>, abgerufen am 16.02.2025. |