Ist das Wolkenheer zerstoben, Und durch seine letzten, dünnen Nebelhaften Regenschleier Hat der Vollmond seiner Strahlen Mildes Silberlicht gewoben. Aus dem regenfeuchten Grase Steigt empor ein süßes Duften, Tausend jung erschloss'ne Kräuter Baden sich in klaren Perlen, Die aufs neue stets ein Lüftchen Von den Zweigen niederschüttelt. In dem Fichtenwalde streift ein Wonnenvoller, kräftig herber Harzgeruch, es rinnen langsam Tropfen an den Bärten nieder, Welche grün vom starren Ast wehn Und den moos'gen Stamm umschmeicheln. Ruhe athmet's von den Bergen, Selten nur, daß eine leise Vogelstimme Antwort locket. Schweigend, wie in tiefem Traume, Ritt zu Thale Petronella, Neben ihr schritt düster sinnend, Furchtbar ernst der fromme Pater, Während laut und voll Begeist'rung Rings umher die Knechte schwatzten Und solch' Aventiure priesen, Die so ernst begonnen hatte, Um so weinesfroh zu enden. Nur der Meister schritt noch sorgend Hastig nieder zu der Eb'ne,
Iſt das Wolkenheer zerſtoben, Und durch ſeine letzten, dünnen Nebelhaften Regenſchleier Hat der Vollmond ſeiner Strahlen Mildes Silberlicht gewoben. Aus dem regenfeuchten Graſe Steigt empor ein ſüßes Duften, Tauſend jung erſchloſſ'ne Kräuter Baden ſich in klaren Perlen, Die aufs neue ſtets ein Lüftchen Von den Zweigen niederſchüttelt. In dem Fichtenwalde ſtreift ein Wonnenvoller, kräftig herber Harzgeruch, es rinnen langſam Tropfen an den Bärten nieder, Welche grün vom ſtarren Aſt wehn Und den mooſ'gen Stamm umſchmeicheln. Ruhe athmet's von den Bergen, Selten nur, daß eine leiſe Vogelſtimme Antwort locket. Schweigend, wie in tiefem Traume, Ritt zu Thale Petronella, Neben ihr ſchritt düſter ſinnend, Furchtbar ernſt der fromme Pater, Während laut und voll Begeiſt'rung Rings umher die Knechte ſchwatzten Und ſolch' Aventiure prieſen, Die ſo ernſt begonnen hatte, Um ſo weinesfroh zu enden. Nur der Meiſter ſchritt noch ſorgend Haſtig nieder zu der Eb'ne,
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[44/0058]
Iſt das Wolkenheer zerſtoben,
Und durch ſeine letzten, dünnen
Nebelhaften Regenſchleier
Hat der Vollmond ſeiner Strahlen
Mildes Silberlicht gewoben.
Aus dem regenfeuchten Graſe
Steigt empor ein ſüßes Duften,
Tauſend jung erſchloſſ'ne Kräuter
Baden ſich in klaren Perlen,
Die aufs neue ſtets ein Lüftchen
Von den Zweigen niederſchüttelt.
In dem Fichtenwalde ſtreift ein
Wonnenvoller, kräftig herber
Harzgeruch, es rinnen langſam
Tropfen an den Bärten nieder,
Welche grün vom ſtarren Aſt wehn
Und den mooſ'gen Stamm umſchmeicheln.
Ruhe athmet's von den Bergen,
Selten nur, daß eine leiſe
Vogelſtimme Antwort locket.
Schweigend, wie in tiefem Traume,
Ritt zu Thale Petronella,
Neben ihr ſchritt düſter ſinnend,
Furchtbar ernſt der fromme Pater,
Während laut und voll Begeiſt'rung
Rings umher die Knechte ſchwatzten
Und ſolch' Aventiure prieſen,
Die ſo ernſt begonnen hatte,
Um ſo weinesfroh zu enden.
Nur der Meiſter ſchritt noch ſorgend
Haſtig nieder zu der Eb'ne,
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Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/58>, abgerufen am 22.01.2025.
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