Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Zuweilen leuchtet Spitzflämmchen hervor,
Das wilde, das tanzende, tückische Licht; Wer kennt das Laternchen des Heinzelmanns nicht? An der Hochwalds Grotte aus kluft'gem Gestein Aufsprießt eine Blüthe wie Lilie so rein, Die Wunderblume, die Zaubrin im Thal, Sie schwanket, sie wiegt sich im Mondesstrahl, Sie flammt wie ein Sternlein in bläulichem Licht; Heil, Wandersmann, Dir, dessen Finger sie bricht! Grau ragen die Burgen im Düster empor, Gehoben die Brücke, geschlossen das Thor. Ein einsames Horn von der Wartburg noch schallt Als letzter Gruß zu dem nächtlichen Wald, Dann Stille rings um, von dem Himmelszelt Blickt Vollmond schweigend herab auf die Welt. -- Was dröhnet da plötzlich durch schlummernden Hag Und wuchtet hernieder wie Hammerschlag? Was klopfet und hämmert, und rasselt und schallt, Und säget und splittert die Stämme im Wald? Was schnaufet und keuchet, und hastet und rennt, Was pochet und raspelt und klettert behend? Was klinget und tönet und stampfet und schwirrt, Was wälzet die Steine, und meißelt und klirrt? Auf dem Breitengescheide, der felsigen Wand, Was steiget so zauberhaft schnell aus dem Sand? Ist's Blendwerk der Hölle, ist's Zauberei? Vermummte Gestalten, sie eilen herbei, Sie fällen die Stämme, sie lockern den Grund, Sie bauen ein Schlößlein zur Geisterstund! Geheimnißvoll auf des Berges Kamm Aufthürmen sie Steine und Stamm auf Stamm; Zuweilen leuchtet Spitzflämmchen hervor,
Das wilde, das tanzende, tückiſche Licht; Wer kennt das Laternchen des Heinzelmanns nicht? An der Hochwalds Grotte aus kluft'gem Geſtein Aufſprießt eine Blüthe wie Lilie ſo rein, Die Wunderblume, die Zaubrin im Thal, Sie ſchwanket, ſie wiegt ſich im Mondesſtrahl, Sie flammt wie ein Sternlein in bläulichem Licht; Heil, Wandersmann, Dir, deſſen Finger ſie bricht! Grau ragen die Burgen im Düſter empor, Gehoben die Brücke, geſchloſſen das Thor. Ein einſames Horn von der Wartburg noch ſchallt Als letzter Gruß zu dem nächtlichen Wald, Dann Stille rings um, von dem Himmelszelt Blickt Vollmond ſchweigend herab auf die Welt. — Was dröhnet da plötzlich durch ſchlummernden Hag Und wuchtet hernieder wie Hammerſchlag? Was klopfet und hämmert, und raſſelt und ſchallt, Und ſäget und ſplittert die Stämme im Wald? Was ſchnaufet und keuchet, und haſtet und rennt, Was pochet und raspelt und klettert behend? Was klinget und tönet und ſtampfet und ſchwirrt, Was wälzet die Steine, und meißelt und klirrt? Auf dem Breitengeſcheide, der felſigen Wand, Was ſteiget ſo zauberhaft ſchnell aus dem Sand? Iſt's Blendwerk der Hölle, iſt's Zauberei? Vermummte Geſtalten, ſie eilen herbei, Sie fällen die Stämme, ſie lockern den Grund, Sie bauen ein Schlößlein zur Geiſterſtund! Geheimnißvoll auf des Berges Kamm Aufthürmen ſie Steine und Stamm auf Stamm; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0038" n="24"/> <lg n="2"> <l>Zuweilen leuchtet Spitzflämmchen hervor,</l><lb/> <l>Das wilde, das tanzende, tückiſche Licht;</l><lb/> <l>Wer kennt das Laternchen des Heinzelmanns nicht?</l><lb/> <l>An der Hochwalds Grotte aus kluft'gem Geſtein</l><lb/> <l>Aufſprießt eine Blüthe wie Lilie ſo rein,</l><lb/> <l>Die Wunderblume, die Zaubrin im Thal,</l><lb/> <l>Sie ſchwanket, ſie wiegt ſich im Mondesſtrahl,</l><lb/> <l>Sie flammt wie ein Sternlein in bläulichem Licht;</l><lb/> <l> Heil, Wandersmann, Dir, deſſen Finger ſie bricht!</l><lb/> <l> Grau ragen die Burgen im Düſter empor,</l><lb/> <l>Gehoben die Brücke, geſchloſſen das Thor.</l><lb/> <l>Ein einſames Horn von der Wartburg noch ſchallt</l><lb/> <l>Als letzter Gruß zu dem nächtlichen Wald,</l><lb/> <l>Dann Stille rings um, von dem Himmelszelt</l><lb/> <l>Blickt Vollmond ſchweigend herab auf die Welt. —</l><lb/> <l>Was dröhnet da plötzlich durch ſchlummernden Hag</l><lb/> <l>Und wuchtet hernieder wie Hammerſchlag?</l><lb/> <l>Was klopfet und hämmert, und raſſelt und ſchallt,</l><lb/> <l>Und ſäget und ſplittert die Stämme im Wald?</l><lb/> <l>Was ſchnaufet und keuchet, und haſtet und rennt,</l><lb/> <l>Was pochet und raspelt und klettert behend?</l><lb/> <l>Was klinget und tönet und ſtampfet und ſchwirrt,</l><lb/> <l>Was wälzet die Steine, und meißelt und klirrt?</l><lb/> <l>Auf dem Breitengeſcheide, der felſigen Wand,</l><lb/> <l>Was ſteiget ſo zauberhaft ſchnell aus dem Sand?</l><lb/> <l>Iſt's Blendwerk der Hölle, iſt's Zauberei?</l><lb/> <l>Vermummte Geſtalten, ſie eilen herbei,</l><lb/> <l>Sie fällen die Stämme, ſie lockern den Grund,</l><lb/> <l>Sie bauen ein Schlößlein zur Geiſterſtund!</l><lb/> <l>Geheimnißvoll auf des Berges Kamm</l><lb/> <l>Aufthürmen ſie Steine und Stamm auf Stamm;</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [24/0038]
Zuweilen leuchtet Spitzflämmchen hervor,
Das wilde, das tanzende, tückiſche Licht;
Wer kennt das Laternchen des Heinzelmanns nicht?
An der Hochwalds Grotte aus kluft'gem Geſtein
Aufſprießt eine Blüthe wie Lilie ſo rein,
Die Wunderblume, die Zaubrin im Thal,
Sie ſchwanket, ſie wiegt ſich im Mondesſtrahl,
Sie flammt wie ein Sternlein in bläulichem Licht;
Heil, Wandersmann, Dir, deſſen Finger ſie bricht!
Grau ragen die Burgen im Düſter empor,
Gehoben die Brücke, geſchloſſen das Thor.
Ein einſames Horn von der Wartburg noch ſchallt
Als letzter Gruß zu dem nächtlichen Wald,
Dann Stille rings um, von dem Himmelszelt
Blickt Vollmond ſchweigend herab auf die Welt. —
Was dröhnet da plötzlich durch ſchlummernden Hag
Und wuchtet hernieder wie Hammerſchlag?
Was klopfet und hämmert, und raſſelt und ſchallt,
Und ſäget und ſplittert die Stämme im Wald?
Was ſchnaufet und keuchet, und haſtet und rennt,
Was pochet und raspelt und klettert behend?
Was klinget und tönet und ſtampfet und ſchwirrt,
Was wälzet die Steine, und meißelt und klirrt?
Auf dem Breitengeſcheide, der felſigen Wand,
Was ſteiget ſo zauberhaft ſchnell aus dem Sand?
Iſt's Blendwerk der Hölle, iſt's Zauberei?
Vermummte Geſtalten, ſie eilen herbei,
Sie fällen die Stämme, ſie lockern den Grund,
Sie bauen ein Schlößlein zur Geiſterſtund!
Geheimnißvoll auf des Berges Kamm
Aufthürmen ſie Steine und Stamm auf Stamm;
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Zitationshilfe: | Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/38>, abgerufen am 16.02.2025. |