Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Will Euch beichten, und Ihr sollet
In das tiefste Herz mir sehen!" Wieder rinnen helle Thränen, Nella ringt die weißen Hände: "Wollte Gott, o guter Klausner, Daß ich jemals Frieden fände!" Auf die Holzbank vor der Klause Weist der Alte, winket schweigend; "Redet!" sagt er, Haupt und Antlitz Tief zur Brust hernieder neigend, Und harrt lautlos. Nella folgt ihm, Reicher noch die Thränen flossen, -- Fern zum Abhang hin entschwindet Knappe Hans mit beiden Rossen. Leise erst und bang und zitternd, Hebt die Maid an zu erzählen Von der Holzenburg, dem Ritter, Und kein Wort will sie verhehlen; Aber schneller fliegt ihr Athem, Hohe Gluth steigt in die Wangen, Ungestüm wie Wind und Wogen, Jubelnd fast die Worte klangen, Als sie seine Liebe schildert, Sein getreuliches Begegnen, -- Denn für all' die Hülf' und Dienste Muß sie tausendfach ihn segnen! Und die Stimme sinket wieder, Leise flüsternd, tief erreget, Und sie schildert, wie die Liebe Heimlich, wonnig sie beweget, Wie sie sich ins Herz geschlichen, Will Euch beichten, und Ihr ſollet
In das tiefſte Herz mir ſehen!“ Wieder rinnen helle Thränen, Nella ringt die weißen Hände: „Wollte Gott, o guter Klausner, Daß ich jemals Frieden fände!“ Auf die Holzbank vor der Klauſe Weiſt der Alte, winket ſchweigend; „Redet!“ ſagt er, Haupt und Antlitz Tief zur Bruſt hernieder neigend, Und harrt lautlos. Nella folgt ihm, Reicher noch die Thränen floſſen, — Fern zum Abhang hin entſchwindet Knappe Hans mit beiden Roſſen. Leiſe erſt und bang und zitternd, Hebt die Maid an zu erzählen Von der Holzenburg, dem Ritter, Und kein Wort will ſie verhehlen; Aber ſchneller fliegt ihr Athem, Hohe Gluth ſteigt in die Wangen, Ungeſtüm wie Wind und Wogen, Jubelnd faſt die Worte klangen, Als ſie ſeine Liebe ſchildert, Sein getreuliches Begegnen, — Denn für all' die Hülf' und Dienſte Muß ſie tauſendfach ihn ſegnen! Und die Stimme ſinket wieder, Leiſe flüſternd, tief erreget, Und ſie ſchildert, wie die Liebe Heimlich, wonnig ſie beweget, Wie ſie ſich ins Herz geſchlichen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0219" n="205"/> <lg n="4"> <l>Will Euch beichten, und Ihr ſollet</l><lb/> <l>In das tiefſte Herz mir ſehen!“</l><lb/> <l>Wieder rinnen helle Thränen,</l><lb/> <l>Nella ringt die weißen Hände:</l><lb/> <l>„Wollte Gott, o guter Klausner,</l><lb/> <l>Daß ich jemals Frieden fände!“</l><lb/> <l>Auf die Holzbank vor der Klauſe</l><lb/> <l>Weiſt der Alte, winket ſchweigend;</l><lb/> <l>„Redet!“ ſagt er, Haupt und Antlitz</l><lb/> <l>Tief zur Bruſt hernieder neigend,</l><lb/> <l>Und harrt lautlos. Nella folgt ihm,</l><lb/> <l>Reicher noch die Thränen floſſen, —</l><lb/> <l>Fern zum Abhang hin entſchwindet</l><lb/> <l>Knappe Hans mit beiden Roſſen.</l><lb/> <l>Leiſe erſt und bang und zitternd,</l><lb/> <l>Hebt die Maid an zu erzählen</l><lb/> <l>Von der Holzenburg, dem Ritter,</l><lb/> <l>Und kein Wort will ſie verhehlen;</l><lb/> <l>Aber ſchneller fliegt ihr Athem,</l><lb/> <l>Hohe Gluth ſteigt in die Wangen,</l><lb/> <l>Ungeſtüm wie Wind und Wogen,</l><lb/> <l>Jubelnd faſt die Worte klangen,</l><lb/> <l>Als ſie ſeine Liebe ſchildert,</l><lb/> <l>Sein getreuliches Begegnen, —</l><lb/> <l>Denn für all' die Hülf' und Dienſte</l><lb/> <l>Muß ſie tauſendfach ihn ſegnen!</l><lb/> <l>Und die Stimme ſinket wieder,</l><lb/> <l>Leiſe flüſternd, tief erreget,</l><lb/> <l>Und ſie ſchildert, wie die Liebe</l><lb/> <l>Heimlich, wonnig ſie beweget,</l><lb/> <l>Wie ſie ſich ins Herz geſchlichen,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [205/0219]
Will Euch beichten, und Ihr ſollet
In das tiefſte Herz mir ſehen!“
Wieder rinnen helle Thränen,
Nella ringt die weißen Hände:
„Wollte Gott, o guter Klausner,
Daß ich jemals Frieden fände!“
Auf die Holzbank vor der Klauſe
Weiſt der Alte, winket ſchweigend;
„Redet!“ ſagt er, Haupt und Antlitz
Tief zur Bruſt hernieder neigend,
Und harrt lautlos. Nella folgt ihm,
Reicher noch die Thränen floſſen, —
Fern zum Abhang hin entſchwindet
Knappe Hans mit beiden Roſſen.
Leiſe erſt und bang und zitternd,
Hebt die Maid an zu erzählen
Von der Holzenburg, dem Ritter,
Und kein Wort will ſie verhehlen;
Aber ſchneller fliegt ihr Athem,
Hohe Gluth ſteigt in die Wangen,
Ungeſtüm wie Wind und Wogen,
Jubelnd faſt die Worte klangen,
Als ſie ſeine Liebe ſchildert,
Sein getreuliches Begegnen, —
Denn für all' die Hülf' und Dienſte
Muß ſie tauſendfach ihn ſegnen!
Und die Stimme ſinket wieder,
Leiſe flüſternd, tief erreget,
Und ſie ſchildert, wie die Liebe
Heimlich, wonnig ſie beweget,
Wie ſie ſich ins Herz geſchlichen,
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