Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Gott im Himmel sei's geklaget!
Hab' der Lieb' mein Herz verschlossen, Hegte Hochmuth, grenzenlosen, Seine Frucht muß ich jetzt ernten, Dornen, ach, statt Liebesrosen. Trost und Zuspruch heiß ersehn' ich Und ein mildes Wort mir Armen! Darum hin zur Klause eil' ich, Pater Felis hat Erbarmen; Und mir sagt es Herzensahnung, Werd' getröstet von ihm scheiden, Jener treue Alte wird mich Auf den Weg des Friedens leiten." Also ritt sie sinnend weiter, Ernst gefolgt von Hans, dem Knappen, Langsam nur treibt sie bergaufwärts Ihren schwarzgezäumten Rappen. Endlich sieht durch Tannendickicht Sie des Klausners Wartthurm ragen, Ja, er selbst steht in der Thüre, Hastig sein "Grüß Gott" zu sagen; Reicht ihr schnell die Hand entgegen, Von dem Rosse sie zu heben, Armer Alter! Nella fühlt es, Wie ihm Arm und Finger beben. "Kommt zu Felis Ihr, Vielholde?" Fragt er schnell, und Nella nicket: "Eine trostlos Unglücksel'ge Ist es, ach, die Ihr erblicket; Euern Rath und Euern Segen Will ich heute mir erflehen, Gott im Himmel ſei's geklaget!
Hab' der Lieb' mein Herz verſchloſſen, Hegte Hochmuth, grenzenloſen, Seine Frucht muß ich jetzt ernten, Dornen, ach, ſtatt Liebesroſen. Troſt und Zuſpruch heiß erſehn' ich Und ein mildes Wort mir Armen! Darum hin zur Klauſe eil' ich, Pater Felis hat Erbarmen; Und mir ſagt es Herzensahnung, Werd' getröſtet von ihm ſcheiden, Jener treue Alte wird mich Auf den Weg des Friedens leiten.“ Alſo ritt ſie ſinnend weiter, Ernſt gefolgt von Hans, dem Knappen, Langſam nur treibt ſie bergaufwärts Ihren ſchwarzgezäumten Rappen. Endlich ſieht durch Tannendickicht Sie des Klausners Wartthurm ragen, Ja, er ſelbſt ſteht in der Thüre, Haſtig ſein „Grüß Gott“ zu ſagen; Reicht ihr ſchnell die Hand entgegen, Von dem Roſſe ſie zu heben, Armer Alter! Nella fühlt es, Wie ihm Arm und Finger beben. „Kommt zu Felis Ihr, Vielholde?“ Fragt er ſchnell, und Nella nicket: „Eine troſtlos Unglückſel'ge Iſt es, ach, die Ihr erblicket; Euern Rath und Euern Segen Will ich heute mir erflehen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0218" n="204"/> <lg n="3"> <l>Gott im Himmel ſei's geklaget!</l><lb/> <l>Hab' der Lieb' mein Herz verſchloſſen,</l><lb/> <l>Hegte Hochmuth, grenzenloſen,</l><lb/> <l>Seine Frucht muß ich jetzt ernten,</l><lb/> <l>Dornen, ach, ſtatt Liebesroſen.</l><lb/> <l>Troſt und Zuſpruch heiß erſehn' ich</l><lb/> <l>Und ein mildes Wort mir Armen!</l><lb/> <l>Darum hin zur Klauſe eil' ich,</l><lb/> <l>Pater Felis hat Erbarmen;</l><lb/> <l>Und mir ſagt es Herzensahnung,</l><lb/> <l>Werd' getröſtet von ihm ſcheiden,</l><lb/> <l>Jener treue Alte wird mich</l><lb/> <l>Auf den Weg des Friedens leiten.“</l><lb/> <l>Alſo ritt ſie ſinnend weiter,</l><lb/> <l>Ernſt gefolgt von Hans, dem Knappen,</l><lb/> <l>Langſam nur treibt ſie bergaufwärts</l><lb/> <l>Ihren ſchwarzgezäumten Rappen.</l><lb/> <l>Endlich ſieht durch Tannendickicht</l><lb/> <l>Sie des Klausners Wartthurm ragen,</l><lb/> <l>Ja, er ſelbſt ſteht in der Thüre,</l><lb/> <l>Haſtig ſein „Grüß Gott“ zu ſagen;</l><lb/> <l>Reicht ihr ſchnell die Hand entgegen,</l><lb/> <l>Von dem Roſſe ſie zu heben,</l><lb/> <l>Armer Alter! Nella fühlt es,</l><lb/> <l>Wie ihm Arm und Finger beben.</l><lb/> <l>„Kommt zu Felis Ihr, Vielholde?“</l><lb/> <l>Fragt er ſchnell, und Nella nicket:</l><lb/> <l>„Eine troſtlos Unglückſel'ge</l><lb/> <l>Iſt es, ach, die Ihr erblicket;</l><lb/> <l>Euern Rath und Euern Segen</l><lb/> <l>Will ich heute mir erflehen,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [204/0218]
Gott im Himmel ſei's geklaget!
Hab' der Lieb' mein Herz verſchloſſen,
Hegte Hochmuth, grenzenloſen,
Seine Frucht muß ich jetzt ernten,
Dornen, ach, ſtatt Liebesroſen.
Troſt und Zuſpruch heiß erſehn' ich
Und ein mildes Wort mir Armen!
Darum hin zur Klauſe eil' ich,
Pater Felis hat Erbarmen;
Und mir ſagt es Herzensahnung,
Werd' getröſtet von ihm ſcheiden,
Jener treue Alte wird mich
Auf den Weg des Friedens leiten.“
Alſo ritt ſie ſinnend weiter,
Ernſt gefolgt von Hans, dem Knappen,
Langſam nur treibt ſie bergaufwärts
Ihren ſchwarzgezäumten Rappen.
Endlich ſieht durch Tannendickicht
Sie des Klausners Wartthurm ragen,
Ja, er ſelbſt ſteht in der Thüre,
Haſtig ſein „Grüß Gott“ zu ſagen;
Reicht ihr ſchnell die Hand entgegen,
Von dem Roſſe ſie zu heben,
Armer Alter! Nella fühlt es,
Wie ihm Arm und Finger beben.
„Kommt zu Felis Ihr, Vielholde?“
Fragt er ſchnell, und Nella nicket:
„Eine troſtlos Unglückſel'ge
Iſt es, ach, die Ihr erblicket;
Euern Rath und Euern Segen
Will ich heute mir erflehen,
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