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Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.

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Und künden's mit traurigem Angesicht:
"Wir fahren allein, es begleitet uns nicht
Die freundliche Herrin, Schön Nella ist krank,
Hat heute nicht Freude an Fastnachtsgesang!"
Nun gleitet das Fahrzeug hin über die Fluth
Und schwankt auf den Wogen und lenket sich gut
Und treibt unter Scherzen und Freudenhall
Pfeilschnell durch den gurgelnden Wasserschwall;
Am Ufer her geht es, da hat's nicht Gefahr,
Da stauet das Eis sich machtlos und klar
Und hat nicht die rasende Sturmesgewalt,
Die in Flusses Mitte so knirschend es ballt,
Und doch heißt's muthig hindurch sich gewagt,
Ein Feigling wer vor drei Schollen zagt!
Doch wilder und wilder aufbäumt sich der Fluß,
Wer hemmet solch' riesengewaltigen Schuß?
Der Wind erhebt sich, anwachsend zum Sturm,
Längst sank in der Ferne der Deurenburg Thurm.
Das Lachen verstummt auf dem Flosse zumal,
Die rosigen Dirnen schau'n leichenfahl,
An die Burschen geklammert, und Schreckensschrei
Ertönt, wälzt sich donnernd die Eislast vorbei.
Die Rud'rer wechseln wohl heimlich den Blick:
"Der Eisgang kommt plötzlich, welch' Mißgeschick!"
Und ringen und kämpfen mit doppelter Kraft,
"Gott gnade uns, wenn jetzt der Arm erschlafft!"
Gerhardus und Gudula, Hand in Hand,
Sie blicken ins Auge sich unverwandt,
Da spiegelt nicht Angst und Verzweiflung im Blick,
Da leuchtet todmuthig ein strahlendes Glück,
Und wie auch die Fluth anwächset und schwillt
v. Eschstruth, Katz' und Maus. 13
Und künden's mit traurigem Angeſicht:
„Wir fahren allein, es begleitet uns nicht
Die freundliche Herrin, Schön Nella iſt krank,
Hat heute nicht Freude an Faſtnachtsgeſang!“
Nun gleitet das Fahrzeug hin über die Fluth
Und ſchwankt auf den Wogen und lenket ſich gut
Und treibt unter Scherzen und Freudenhall
Pfeilſchnell durch den gurgelnden Waſſerſchwall;
Am Ufer her geht es, da hat's nicht Gefahr,
Da ſtauet das Eis ſich machtlos und klar
Und hat nicht die raſende Sturmesgewalt,
Die in Fluſſes Mitte ſo knirſchend es ballt,
Und doch heißt's muthig hindurch ſich gewagt,
Ein Feigling wer vor drei Schollen zagt!
Doch wilder und wilder aufbäumt ſich der Fluß,
Wer hemmet ſolch' rieſengewaltigen Schuß?
Der Wind erhebt ſich, anwachſend zum Sturm,
Längſt ſank in der Ferne der Deurenburg Thurm.
Das Lachen verſtummt auf dem Floſſe zumal,
Die roſigen Dirnen ſchau'n leichenfahl,
An die Burſchen geklammert, und Schreckensſchrei
Ertönt, wälzt ſich donnernd die Eislaſt vorbei.
Die Rud'rer wechſeln wohl heimlich den Blick:
„Der Eisgang kommt plötzlich, welch' Mißgeſchick!“
Und ringen und kämpfen mit doppelter Kraft,
„Gott gnade uns, wenn jetzt der Arm erſchlafft!“
Gerhardus und Gudula, Hand in Hand,
Sie blicken ins Auge ſich unverwandt,
Da ſpiegelt nicht Angſt und Verzweiflung im Blick,
Da leuchtet todmuthig ein ſtrahlendes Glück,
Und wie auch die Fluth anwächſet und ſchwillt
v. Eſchſtruth, Katz' und Maus. 13
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[193/0207] Und künden's mit traurigem Angeſicht: „Wir fahren allein, es begleitet uns nicht Die freundliche Herrin, Schön Nella iſt krank, Hat heute nicht Freude an Faſtnachtsgeſang!“ Nun gleitet das Fahrzeug hin über die Fluth Und ſchwankt auf den Wogen und lenket ſich gut Und treibt unter Scherzen und Freudenhall Pfeilſchnell durch den gurgelnden Waſſerſchwall; Am Ufer her geht es, da hat's nicht Gefahr, Da ſtauet das Eis ſich machtlos und klar Und hat nicht die raſende Sturmesgewalt, Die in Fluſſes Mitte ſo knirſchend es ballt, Und doch heißt's muthig hindurch ſich gewagt, Ein Feigling wer vor drei Schollen zagt! Doch wilder und wilder aufbäumt ſich der Fluß, Wer hemmet ſolch' rieſengewaltigen Schuß? Der Wind erhebt ſich, anwachſend zum Sturm, Längſt ſank in der Ferne der Deurenburg Thurm. Das Lachen verſtummt auf dem Floſſe zumal, Die roſigen Dirnen ſchau'n leichenfahl, An die Burſchen geklammert, und Schreckensſchrei Ertönt, wälzt ſich donnernd die Eislaſt vorbei. Die Rud'rer wechſeln wohl heimlich den Blick: „Der Eisgang kommt plötzlich, welch' Mißgeſchick!“ Und ringen und kämpfen mit doppelter Kraft, „Gott gnade uns, wenn jetzt der Arm erſchlafft!“ Gerhardus und Gudula, Hand in Hand, Sie blicken ins Auge ſich unverwandt, Da ſpiegelt nicht Angſt und Verzweiflung im Blick, Da leuchtet todmuthig ein ſtrahlendes Glück, Und wie auch die Fluth anwächſet und ſchwillt v. Eſchſtruth, Katz' und Maus. 13

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Zitationshilfe: Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/207>, abgerufen am 22.11.2024.