Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Hände still verschränkt,
Klein Guda in sein Auge
Die Blicke lauschend senkt.
Die Wange glüht, es beben
Die Lippen Schreck und Leid,
Erzählt der schlanke Jüngling
Der Irrfahrt Fährlichkeit.
Und wieder, ganz versunken
Im Anblick, freudenstumm,
Blickt lächelnd sie durch Thränen,
Weiß selber nicht warum;
Doch plötzlich hebt das Haupt sie,
Schaut ihn erbleichend an.
"Gern blieb' ich!" seufzt Gerhardus,
"Doch muß ich bald hindann,
Zum Mattenburger Kloster
Treibt mich die strenge Pflicht
Und heißt mich morgen scheiden;
Leicht wird's mir wahrlich nicht." --
"Zur Mattenburg? hei, Freundchen,
Hört an und schlaget ein,"
Ruft Ritter Franz vergnüglich,
"Ich fahr' Euch übern Rhein,
Wollt Ihr noch zweien Tage
Verweilen hier im Schloß;
Gen Werlau send' ich Knappen
Und Mägde mit dem Floß.
Denn wißt, zur Fastnacht giebt es
Dort heitern Mummenschanz,
Da ziehen sie mit Larven
Und springen froh zum Tanz.
Die Hände ſtill verſchränkt,
Klein Guda in ſein Auge
Die Blicke lauſchend ſenkt.
Die Wange glüht, es beben
Die Lippen Schreck und Leid,
Erzählt der ſchlanke Jüngling
Der Irrfahrt Fährlichkeit.
Und wieder, ganz verſunken
Im Anblick, freudenſtumm,
Blickt lächelnd ſie durch Thränen,
Weiß ſelber nicht warum;
Doch plötzlich hebt das Haupt ſie,
Schaut ihn erbleichend an.
„Gern blieb' ich!“ ſeufzt Gerhardus,
„Doch muß ich bald hindann,
Zum Mattenburger Kloſter
Treibt mich die ſtrenge Pflicht
Und heißt mich morgen ſcheiden;
Leicht wird's mir wahrlich nicht.“ —
„Zur Mattenburg? hei, Freundchen,
Hört an und ſchlaget ein,“
Ruft Ritter Franz vergnüglich,
„Ich fahr' Euch übern Rhein,
Wollt Ihr noch zweien Tage
Verweilen hier im Schloß;
Gen Werlau ſend' ich Knappen
Und Mägde mit dem Floß.
Denn wißt, zur Faſtnacht giebt es
Dort heitern Mummenſchanz,
Da ziehen ſie mit Larven
Und ſpringen froh zum Tanz.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0201" n="187"/>
          <lg n="2">
            <l>Die Hände &#x017F;till ver&#x017F;chränkt,</l><lb/>
            <l>Klein Guda in &#x017F;ein Auge</l><lb/>
            <l>Die Blicke lau&#x017F;chend &#x017F;enkt.</l><lb/>
            <l>Die Wange glüht, es beben</l><lb/>
            <l>Die Lippen Schreck und Leid,</l><lb/>
            <l>Erzählt der &#x017F;chlanke Jüngling</l><lb/>
            <l>Der Irrfahrt Fährlichkeit.</l><lb/>
            <l>Und wieder, ganz ver&#x017F;unken</l><lb/>
            <l>Im Anblick, freuden&#x017F;tumm,</l><lb/>
            <l>Blickt lächelnd &#x017F;ie durch Thränen,</l><lb/>
            <l>Weiß &#x017F;elber nicht warum;</l><lb/>
            <l>Doch plötzlich hebt das Haupt &#x017F;ie,</l><lb/>
            <l>Schaut ihn erbleichend an.</l><lb/>
            <l>&#x201E;Gern blieb' ich!&#x201C; &#x017F;eufzt Gerhardus,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Doch muß ich bald hindann,</l><lb/>
            <l>Zum Mattenburger Klo&#x017F;ter</l><lb/>
            <l>Treibt mich die &#x017F;trenge Pflicht</l><lb/>
            <l>Und heißt mich morgen &#x017F;cheiden;</l><lb/>
            <l>Leicht wird's mir wahrlich nicht.&#x201C; &#x2014;</l><lb/>
            <l>&#x201E;Zur Mattenburg? hei, Freundchen,</l><lb/>
            <l>Hört an und &#x017F;chlaget ein,&#x201C;</l><lb/>
            <l>Ruft Ritter Franz vergnüglich,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Ich fahr' Euch übern Rhein,</l><lb/>
            <l>Wollt Ihr noch zweien Tage</l><lb/>
            <l>Verweilen hier im Schloß;</l><lb/>
            <l>Gen Werlau &#x017F;end' ich Knappen</l><lb/>
            <l>Und Mägde mit dem Floß.</l><lb/>
            <l>Denn wißt, zur Fa&#x017F;tnacht giebt es</l><lb/>
            <l>Dort heitern Mummen&#x017F;chanz,</l><lb/>
            <l>Da ziehen &#x017F;ie mit Larven</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;pringen froh zum Tanz.</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[187/0201] Die Hände ſtill verſchränkt, Klein Guda in ſein Auge Die Blicke lauſchend ſenkt. Die Wange glüht, es beben Die Lippen Schreck und Leid, Erzählt der ſchlanke Jüngling Der Irrfahrt Fährlichkeit. Und wieder, ganz verſunken Im Anblick, freudenſtumm, Blickt lächelnd ſie durch Thränen, Weiß ſelber nicht warum; Doch plötzlich hebt das Haupt ſie, Schaut ihn erbleichend an. „Gern blieb' ich!“ ſeufzt Gerhardus, „Doch muß ich bald hindann, Zum Mattenburger Kloſter Treibt mich die ſtrenge Pflicht Und heißt mich morgen ſcheiden; Leicht wird's mir wahrlich nicht.“ — „Zur Mattenburg? hei, Freundchen, Hört an und ſchlaget ein,“ Ruft Ritter Franz vergnüglich, „Ich fahr' Euch übern Rhein, Wollt Ihr noch zweien Tage Verweilen hier im Schloß; Gen Werlau ſend' ich Knappen Und Mägde mit dem Floß. Denn wißt, zur Faſtnacht giebt es Dort heitern Mummenſchanz, Da ziehen ſie mit Larven Und ſpringen froh zum Tanz.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/201
Zitationshilfe: Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/201>, abgerufen am 22.11.2024.