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Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.

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Daß er einschlief, daß er hülflos
Der Versuchung mich anheim gab,
Diesem Fallstrick, der mich fällte! --
Der mich fällte? -- nein! noch steh' ich,
Stehe mitten in dem Kampfe,
Und ich schrei' um Hülfe, Herrgott!
Ich bin schwach, zum Sterben elend,
Der Gefahr ins Auge schauen,
Als ein Held ihr kühnlich trotzen,
Hieße mich vernichten. -- Feige
Bin ich, und ich kann's nicht.
Darum will ich Schwächling fliehen,
Fliehen mit dem Tod im Herzen,
Aber doch nicht als Meineid'ger,
Als ein Mann, der durch dies Fliehen
Doch zum Held wird! Was ist schwerer,
Als dem Glück den Rücken kehren?
Und mein Glück ist dieses Mägdlein. --
Lebe wohl denn, -- lebe wohl denn!
Gudula, zum letzten Male
Sah ich Dich, und dieses Bild hier
Nehm' ich mit mir." -- Und die Arme
Weit und sehnend nach ihr breitend,
Bleich die Wangen wie ein Todter,
Neigt er vor sich, just als wollt' er
Mit den Blicken satt sich trinken
Für ein langes Pilgerfahren.
Da schlägt hell im Zweig ein Buchfink,
Und klein Heriberth dreht's Köpfchen.
"Guda!" ruft er angstvoll, "Guda!"
Und er weist erschreckt auf Gerhard.
10*
Daß er einſchlief, daß er hülflos
Der Verſuchung mich anheim gab,
Dieſem Fallſtrick, der mich fällte! —
Der mich fällte? — nein! noch ſteh' ich,
Stehe mitten in dem Kampfe,
Und ich ſchrei' um Hülfe, Herrgott!
Ich bin ſchwach, zum Sterben elend,
Der Gefahr ins Auge ſchauen,
Als ein Held ihr kühnlich trotzen,
Hieße mich vernichten. — Feige
Bin ich, und ich kann's nicht.
Darum will ich Schwächling fliehen,
Fliehen mit dem Tod im Herzen,
Aber doch nicht als Meineid'ger,
Als ein Mann, der durch dies Fliehen
Doch zum Held wird! Was iſt ſchwerer,
Als dem Glück den Rücken kehren?
Und mein Glück iſt dieſes Mägdlein. —
Lebe wohl denn, — lebe wohl denn!
Gudula, zum letzten Male
Sah ich Dich, und dieſes Bild hier
Nehm' ich mit mir.“ — Und die Arme
Weit und ſehnend nach ihr breitend,
Bleich die Wangen wie ein Todter,
Neigt er vor ſich, juſt als wollt' er
Mit den Blicken ſatt ſich trinken
Für ein langes Pilgerfahren.
Da ſchlägt hell im Zweig ein Buchfink,
Und klein Heriberth dreht's Köpfchen.
„Guda!“ ruft er angſtvoll, „Guda!“
Und er weiſt erſchreckt auf Gerhard.
10*
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[147/0161] Daß er einſchlief, daß er hülflos Der Verſuchung mich anheim gab, Dieſem Fallſtrick, der mich fällte! — Der mich fällte? — nein! noch ſteh' ich, Stehe mitten in dem Kampfe, Und ich ſchrei' um Hülfe, Herrgott! Ich bin ſchwach, zum Sterben elend, Der Gefahr ins Auge ſchauen, Als ein Held ihr kühnlich trotzen, Hieße mich vernichten. — Feige Bin ich, und ich kann's nicht. Darum will ich Schwächling fliehen, Fliehen mit dem Tod im Herzen, Aber doch nicht als Meineid'ger, Als ein Mann, der durch dies Fliehen Doch zum Held wird! Was iſt ſchwerer, Als dem Glück den Rücken kehren? Und mein Glück iſt dieſes Mägdlein. — Lebe wohl denn, — lebe wohl denn! Gudula, zum letzten Male Sah ich Dich, und dieſes Bild hier Nehm' ich mit mir.“ — Und die Arme Weit und ſehnend nach ihr breitend, Bleich die Wangen wie ein Todter, Neigt er vor ſich, juſt als wollt' er Mit den Blicken ſatt ſich trinken Für ein langes Pilgerfahren. Da ſchlägt hell im Zweig ein Buchfink, Und klein Heriberth dreht's Köpfchen. „Guda!“ ruft er angſtvoll, „Guda!“ Und er weiſt erſchreckt auf Gerhard. 10*

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Zitationshilfe: Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/161>, abgerufen am 23.11.2024.