Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.

Bild:
<< vorherige Seite
Daß Ihr habt erschlagen den Oheim mein,
Wäscht keins Eurer glatten Worte mir rein,
Drum spart sie und woll't mich verlassen,
Verlassen für heut' und für ewige Zeit,
Nie seh' ich Euch wieder im Leben!
Was Ihr mir schufet an bitterem Leid,
Mag Gott es Euch gnädig vergeben!"
Fort stürmt sie. -- Er murmelt: "Das Spiel schon aus?
Nein, jetzt erst beginnt es, hei, Katz' und Maus!
Nun vorwärts, nun wollen wir kämpfen!"

Behüt' Dich Gott!

Wo im Wald die Glockenblumen
Neben moos'gem Stamme nicken,
Saß Jung Gudula und harrte
Sehnsuchtsvoll des lieben Freundes.
Wie die bunte Eintagsfliege,
Die mit schillernd buntem Flügel
Blitzend durch die warme Luft schießt,
-- Alte Mähr lebt in dem Volke,
Daß die Seelen schöner Mädchen,
Welche dem Geliebten treulos,
In Libellen sind verzaubert --
Also schwirren die Gedanken
Durch des Waldkinds Köpfchen, unklar
Hin und her in laun'gem Zickzack,
Ohne Form, Gestalt und Farbe;
Daß Ihr habt erſchlagen den Oheim mein,
Wäſcht keins Eurer glatten Worte mir rein,
Drum ſpart ſie und woll't mich verlaſſen,
Verlaſſen für heut' und für ewige Zeit,
Nie ſeh' ich Euch wieder im Leben!
Was Ihr mir ſchufet an bitterem Leid,
Mag Gott es Euch gnädig vergeben!“
Fort ſtürmt ſie. — Er murmelt: „Das Spiel ſchon aus?
Nein, jetzt erſt beginnt es, hei, Katz' und Maus!
Nun vorwärts, nun wollen wir kämpfen!“

Behüt' Dich Gott!

Wo im Wald die Glockenblumen
Neben mooſ'gem Stamme nicken,
Saß Jung Gudula und harrte
Sehnſuchtsvoll des lieben Freundes.
Wie die bunte Eintagsfliege,
Die mit ſchillernd buntem Flügel
Blitzend durch die warme Luft ſchießt,
— Alte Mähr lebt in dem Volke,
Daß die Seelen ſchöner Mädchen,
Welche dem Geliebten treulos,
In Libellen ſind verzaubert —
Alſo ſchwirren die Gedanken
Durch des Waldkinds Köpfchen, unklar
Hin und her in laun'gem Zickzack,
Ohne Form, Geſtalt und Farbe;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0152" n="138"/>
          <lg n="11">
            <l>Daß Ihr habt er&#x017F;chlagen den Oheim mein,</l><lb/>
            <l>&#x017F;cht keins Eurer glatten Worte mir rein,</l><lb/>
            <l>Drum &#x017F;part &#x017F;ie und woll't mich verla&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Verla&#x017F;&#x017F;en für heut' und für ewige Zeit,</l><lb/>
            <l>Nie &#x017F;eh' ich Euch wieder im Leben!</l><lb/>
            <l>Was Ihr mir &#x017F;chufet an bitterem Leid,</l><lb/>
            <l>Mag Gott es Euch gnädig vergeben!&#x201C;</l><lb/>
            <l>Fort &#x017F;türmt &#x017F;ie. &#x2014; Er murmelt: &#x201E;Das Spiel &#x017F;chon aus?</l><lb/>
            <l>Nein, jetzt er&#x017F;t beginnt es, hei, Katz' und Maus!</l><lb/>
            <l>Nun vorwärts, nun wollen wir kämpfen!&#x201C;</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Behüt' Dich Gott!</hi><lb/>
        </head>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <l>Wo im Wald die Glockenblumen</l><lb/>
            <l>Neben moo&#x017F;'gem Stamme nicken,</l><lb/>
            <l>Saß Jung Gudula und harrte</l><lb/>
            <l>Sehn&#x017F;uchtsvoll des lieben Freundes.</l><lb/>
            <l>Wie die bunte Eintagsfliege,</l><lb/>
            <l>Die mit &#x017F;chillernd buntem Flügel</l><lb/>
            <l>Blitzend durch die warme Luft &#x017F;chießt,</l><lb/>
            <l>&#x2014; Alte Mähr lebt in dem Volke,</l><lb/>
            <l>Daß die Seelen &#x017F;chöner Mädchen,</l><lb/>
            <l>Welche dem Geliebten treulos,</l><lb/>
            <l>In Libellen &#x017F;ind verzaubert &#x2014;</l><lb/>
            <l>Al&#x017F;o &#x017F;chwirren die Gedanken</l><lb/>
            <l>Durch des Waldkinds Köpfchen, unklar</l><lb/>
            <l>Hin und her in laun'gem Zickzack,</l><lb/>
            <l>Ohne Form, Ge&#x017F;talt und Farbe;</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138/0152] Daß Ihr habt erſchlagen den Oheim mein, Wäſcht keins Eurer glatten Worte mir rein, Drum ſpart ſie und woll't mich verlaſſen, Verlaſſen für heut' und für ewige Zeit, Nie ſeh' ich Euch wieder im Leben! Was Ihr mir ſchufet an bitterem Leid, Mag Gott es Euch gnädig vergeben!“ Fort ſtürmt ſie. — Er murmelt: „Das Spiel ſchon aus? Nein, jetzt erſt beginnt es, hei, Katz' und Maus! Nun vorwärts, nun wollen wir kämpfen!“ Behüt' Dich Gott! Wo im Wald die Glockenblumen Neben mooſ'gem Stamme nicken, Saß Jung Gudula und harrte Sehnſuchtsvoll des lieben Freundes. Wie die bunte Eintagsfliege, Die mit ſchillernd buntem Flügel Blitzend durch die warme Luft ſchießt, — Alte Mähr lebt in dem Volke, Daß die Seelen ſchöner Mädchen, Welche dem Geliebten treulos, In Libellen ſind verzaubert — Alſo ſchwirren die Gedanken Durch des Waldkinds Köpfchen, unklar Hin und her in laun'gem Zickzack, Ohne Form, Geſtalt und Farbe;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/152
Zitationshilfe: Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/152>, abgerufen am 25.11.2024.