Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Vier Edelleute steh'n für ihn gut
Und haben's mit Handschlag beschworen: ""Der Mann ist von ritterbürtigem Blut, Freiherrlich und edel geboren!"" So kann man ihm wehren die Schranken nicht; Die Katze heut' gegen ein Mäuslein ficht, Sein Gegner ist Niesemäusel." Da lacht Frau Sophia: "Die Kurzweil gilt Wohl ganz besonderen Zwecken? Laßt seh'n, ob die Katz' aus des Gegners Schild Die Maus in den Sand wird strecken! Der Niesemäusel ist weidlich bekannt Als bester Kämpe im Thüringer Land, -- Hei, Katz'! halt' steif Deine Ohren!" Auf das Herz preßt Nella die zitternde Hand Und nagt an der farblosen Lippe: "Vier Ritter, sie haben ihn gut genannt, Er stammt aus hochedeler Sippe! Doch wehe ihm, weh' für dies keckliche Spiel, Nicht die Maus ist, Nellas Stolz ist sein Ziel, Den will er zu Boden werfen! O, daß er besiegt würd', o, daß er erläg', Mit Schimpf und Schande müßt' weichen!" Doch sagen des Herzens so stürmische Schläg': "Nur ihm möcht' mein Kränzlein ich reichen!" Und athemlos starrt sie hernieder zum Plan. Sie rennen sich an! Staub wirbelt die Bahn: "Wer wird meine Rosen wohl tragen?" Das nenn' ich ein Streiten! Das klirret und klingt Und wankt doch auf keiner Seite; Wild bäumet die Maus sich, -- die Katze erringt Vier Edelleute ſteh'n für ihn gut
Und haben's mit Handſchlag beſchworen: „„Der Mann iſt von ritterbürtigem Blut, Freiherrlich und edel geboren!““ So kann man ihm wehren die Schranken nicht; Die Katze heut' gegen ein Mäuslein ficht, Sein Gegner iſt Nieſemäuſel.“ Da lacht Frau Sophia: „Die Kurzweil gilt Wohl ganz beſonderen Zwecken? Laßt ſeh'n, ob die Katz' aus des Gegners Schild Die Maus in den Sand wird ſtrecken! Der Nieſemäuſel iſt weidlich bekannt Als beſter Kämpe im Thüringer Land, — Hei, Katz'! halt' ſteif Deine Ohren!“ Auf das Herz preßt Nella die zitternde Hand Und nagt an der farbloſen Lippe: „Vier Ritter, ſie haben ihn gut genannt, Er ſtammt aus hochedeler Sippe! Doch wehe ihm, weh' für dies keckliche Spiel, Nicht die Maus iſt, Nellas Stolz iſt ſein Ziel, Den will er zu Boden werfen! O, daß er beſiegt würd', o, daß er erläg', Mit Schimpf und Schande müßt' weichen!“ Doch ſagen des Herzens ſo ſtürmiſche Schläg': „Nur ihm möcht' mein Kränzlein ich reichen!“ Und athemlos ſtarrt ſie hernieder zum Plan. Sie rennen ſich an! Staub wirbelt die Bahn: „Wer wird meine Roſen wohl tragen?“ Das nenn' ich ein Streiten! Das klirret und klingt Und wankt doch auf keiner Seite; Wild bäumet die Maus ſich, — die Katze erringt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0146" n="132"/> <lg n="5"> <l>Vier Edelleute ſteh'n für ihn gut</l><lb/> <l>Und haben's mit Handſchlag beſchworen:</l><lb/> <l>„„Der Mann iſt von ritterbürtigem Blut,</l><lb/> <l>Freiherrlich und edel geboren!““</l><lb/> <l>So kann man ihm wehren die Schranken nicht;</l><lb/> <l>Die Katze heut' gegen ein Mäuslein ficht,</l><lb/> <l>Sein Gegner iſt Nieſemäuſel.“</l><lb/> <l>Da lacht Frau Sophia: „Die Kurzweil gilt</l><lb/> <l>Wohl ganz beſonderen Zwecken?</l><lb/> <l>Laßt ſeh'n, ob die Katz' aus des Gegners Schild</l><lb/> <l>Die Maus in den Sand wird ſtrecken!</l><lb/> <l>Der Nieſemäuſel iſt weidlich bekannt</l><lb/> <l>Als beſter Kämpe im Thüringer Land, —</l><lb/> <l>Hei, Katz'! halt' ſteif Deine Ohren!“</l><lb/> <l>Auf das Herz preßt Nella die zitternde Hand</l><lb/> <l>Und nagt an der farbloſen Lippe:</l><lb/> <l>„Vier Ritter, ſie haben ihn gut genannt,</l><lb/> <l>Er ſtammt aus hochedeler Sippe!</l><lb/> <l>Doch wehe ihm, weh' für dies keckliche Spiel,</l><lb/> <l>Nicht die Maus iſt, Nellas Stolz iſt ſein Ziel,</l><lb/> <l>Den will er zu Boden werfen!</l><lb/> <l>O, daß er beſiegt würd', o, daß er erläg',</l><lb/> <l>Mit Schimpf und Schande müßt' weichen!“</l><lb/> <l>Doch ſagen des Herzens ſo ſtürmiſche Schläg':</l><lb/> <l>„Nur ihm möcht' mein Kränzlein ich reichen!“</l><lb/> <l>Und athemlos ſtarrt ſie hernieder zum Plan.</l><lb/> <l>Sie rennen ſich an! Staub wirbelt die Bahn:</l><lb/> <l>„Wer wird meine Roſen wohl tragen?“</l><lb/> <l>Das nenn' ich ein Streiten! Das klirret und klingt</l><lb/> <l>Und wankt doch auf keiner Seite;</l><lb/> <l>Wild bäumet die Maus ſich, — die Katze erringt</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [132/0146]
Vier Edelleute ſteh'n für ihn gut
Und haben's mit Handſchlag beſchworen:
„„Der Mann iſt von ritterbürtigem Blut,
Freiherrlich und edel geboren!““
So kann man ihm wehren die Schranken nicht;
Die Katze heut' gegen ein Mäuslein ficht,
Sein Gegner iſt Nieſemäuſel.“
Da lacht Frau Sophia: „Die Kurzweil gilt
Wohl ganz beſonderen Zwecken?
Laßt ſeh'n, ob die Katz' aus des Gegners Schild
Die Maus in den Sand wird ſtrecken!
Der Nieſemäuſel iſt weidlich bekannt
Als beſter Kämpe im Thüringer Land, —
Hei, Katz'! halt' ſteif Deine Ohren!“
Auf das Herz preßt Nella die zitternde Hand
Und nagt an der farbloſen Lippe:
„Vier Ritter, ſie haben ihn gut genannt,
Er ſtammt aus hochedeler Sippe!
Doch wehe ihm, weh' für dies keckliche Spiel,
Nicht die Maus iſt, Nellas Stolz iſt ſein Ziel,
Den will er zu Boden werfen!
O, daß er beſiegt würd', o, daß er erläg',
Mit Schimpf und Schande müßt' weichen!“
Doch ſagen des Herzens ſo ſtürmiſche Schläg':
„Nur ihm möcht' mein Kränzlein ich reichen!“
Und athemlos ſtarrt ſie hernieder zum Plan.
Sie rennen ſich an! Staub wirbelt die Bahn:
„Wer wird meine Roſen wohl tragen?“
Das nenn' ich ein Streiten! Das klirret und klingt
Und wankt doch auf keiner Seite;
Wild bäumet die Maus ſich, — die Katze erringt
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Zitationshilfe: | Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/146>, abgerufen am 16.02.2025. |