Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Ein Hornstoß verkündet der Kämpen Nah'n,
Es sprengen die Rosse gar kühn in die Bahn, Es nicken die Federn am Helme; Doch Staunen malt plötzlich ein jedes Gesicht, Und Murmeln erhebt sich verdrossen: "Wer ist jener Blaue? wir kennen ihn nicht, Er trägt das Visier ja geschlossen! Ha, seltsame Helmzier! Der närrische Tropf, Er trägt auf dem Haupt einen Katzenkopf, Einen Handschuh fassen dess' Zähne! O, schaut doch, schaut! auf dem lindenen Schild Welch' unbekannt, wunderlich Wappen! Da sieht man gemalt einer Katze Bild, Thät just sich ein Mäuslein erschnappen; Ueberm Kettenhemd, auf gesticktem Gewand, Ein Katzenfell weht an blauseidenem Band, Das flattert ihm keck um die Schulter!" Und gelassen reitet der Fremdling einher, Vor Sophia sein Roß zu pariren, Da neigt er fein sittsam den kräftigen Speer, Die Fürstin zu salutiren. Schön Nella erbleicht, durch des Ritters Visier Ein flammender Blick aufleuchtet zu ihr: "Er ist es! erbarm' dich, o Himmel!" Befremdet die Fürstin zum Marschalk sich wend't: "Wie kommt's, daß verkappte Gesellen So keck, ohn' daß man den Namen uns nennt, Allhier in die Schranken sich stellen?" Der Marschalk verneigt sich: "O, Herrin, verzeih', Es gilt hier nur launige Mummerei, Der Fremde verweigert den Namen; 9*
Ein Hornſtoß verkündet der Kämpen Nah'n,
Es ſprengen die Roſſe gar kühn in die Bahn, Es nicken die Federn am Helme; Doch Staunen malt plötzlich ein jedes Geſicht, Und Murmeln erhebt ſich verdroſſen: „Wer iſt jener Blaue? wir kennen ihn nicht, Er trägt das Viſier ja geſchloſſen! Ha, ſeltſame Helmzier! Der närriſche Tropf, Er trägt auf dem Haupt einen Katzenkopf, Einen Handſchuh faſſen deſſ' Zähne! O, ſchaut doch, ſchaut! auf dem lindenen Schild Welch' unbekannt, wunderlich Wappen! Da ſieht man gemalt einer Katze Bild, Thät juſt ſich ein Mäuslein erſchnappen; Ueberm Kettenhemd, auf geſticktem Gewand, Ein Katzenfell weht an blauſeidenem Band, Das flattert ihm keck um die Schulter!“ Und gelaſſen reitet der Fremdling einher, Vor Sophia ſein Roß zu pariren, Da neigt er fein ſittſam den kräftigen Speer, Die Fürſtin zu ſalutiren. Schön Nella erbleicht, durch des Ritters Viſier Ein flammender Blick aufleuchtet zu ihr: „Er iſt es! erbarm' dich, o Himmel!“ Befremdet die Fürſtin zum Marſchalk ſich wend't: „Wie kommt's, daß verkappte Geſellen So keck, ohn' daß man den Namen uns nennt, Allhier in die Schranken ſich ſtellen?“ Der Marſchalk verneigt ſich: „O, Herrin, verzeih', Es gilt hier nur launige Mummerei, Der Fremde verweigert den Namen; 9*
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Ein Hornſtoß verkündet der Kämpen Nah'n,
Es ſprengen die Roſſe gar kühn in die Bahn,
Es nicken die Federn am Helme;
Doch Staunen malt plötzlich ein jedes Geſicht,
Und Murmeln erhebt ſich verdroſſen:
„Wer iſt jener Blaue? wir kennen ihn nicht,
Er trägt das Viſier ja geſchloſſen!
Ha, ſeltſame Helmzier! Der närriſche Tropf,
Er trägt auf dem Haupt einen Katzenkopf,
Einen Handſchuh faſſen deſſ' Zähne!
O, ſchaut doch, ſchaut! auf dem lindenen Schild
Welch' unbekannt, wunderlich Wappen!
Da ſieht man gemalt einer Katze Bild,
Thät juſt ſich ein Mäuslein erſchnappen;
Ueberm Kettenhemd, auf geſticktem Gewand,
Ein Katzenfell weht an blauſeidenem Band,
Das flattert ihm keck um die Schulter!“
Und gelaſſen reitet der Fremdling einher,
Vor Sophia ſein Roß zu pariren,
Da neigt er fein ſittſam den kräftigen Speer,
Die Fürſtin zu ſalutiren.
Schön Nella erbleicht, durch des Ritters Viſier
Ein flammender Blick aufleuchtet zu ihr:
„Er iſt es! erbarm' dich, o Himmel!“
Befremdet die Fürſtin zum Marſchalk ſich wend't:
„Wie kommt's, daß verkappte Geſellen
So keck, ohn' daß man den Namen uns nennt,
Allhier in die Schranken ſich ſtellen?“
Der Marſchalk verneigt ſich: „O, Herrin, verzeih',
Es gilt hier nur launige Mummerei,
Der Fremde verweigert den Namen;
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Zitationshilfe: | Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/145>, abgerufen am 22.07.2024. |