Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Ach, mir deucht wie Glockenläuten, Chorgesang die Rede sein, Meine Hände muß ich falten, Und ins Herz zieht Frieden ein!" Der Steg. Längst schwebte Frau Sonne im güldenen Kleid
Ueber die Felsen des Breitengescheid, Spielt um die wehenden Fähnlein und lacht Auf Fürstin Sophias buntfarbige Pracht. Da wimmelt ein Reiterzug lustig im Wald, Es schnaufen die Rosse, das Hüfthorn erschallt, Empor zum Gescheide auf mühsamem Pfad Sophia stolz zürnend dem Teufelsnest naht; Sie lenket die Zügel mit sicherer Hand, Lang wallet das dunkle, verbrämte Gewand. Zu ihrer Seite, auf zierlichem Roß, Sicher geleitet vom reisigen Troß, Voran dem Gefolge, dem Burggesind, Reitet ihr Söhnlein, Heinrich das Kind. Hell schweifet sein Blick durch das blühende Land, Trifft furchtlos die schwindelnde Felsenwand, Das fallende Wasser klinget und schallt Gespenstisch am dunklen, breitklaffenden Spalt, Doch sonnenbestrahlet, in blendendem Licht Schreckt er die Seele des Kindes heut nicht, Mit trotzigen Lippen, erhobener Stirn Weiset er stolz auf die klüftige Firn: Ach, mir deucht wie Glockenläuten, Chorgeſang die Rede ſein, Meine Hände muß ich falten, Und ins Herz zieht Frieden ein!“ Der Steg. Längſt ſchwebte Frau Sonne im güldenen Kleid
Ueber die Felſen des Breitengeſcheid, Spielt um die wehenden Fähnlein und lacht Auf Fürſtin Sophias buntfarbige Pracht. Da wimmelt ein Reiterzug luſtig im Wald, Es ſchnaufen die Roſſe, das Hüfthorn erſchallt, Empor zum Geſcheide auf mühſamem Pfad Sophia ſtolz zürnend dem Teufelsneſt naht; Sie lenket die Zügel mit ſicherer Hand, Lang wallet das dunkle, verbrämte Gewand. Zu ihrer Seite, auf zierlichem Roß, Sicher geleitet vom reiſigen Troß, Voran dem Gefolge, dem Burggeſind, Reitet ihr Söhnlein, Heinrich das Kind. Hell ſchweifet ſein Blick durch das blühende Land, Trifft furchtlos die ſchwindelnde Felſenwand, Das fallende Waſſer klinget und ſchallt Geſpenſtiſch am dunklen, breitklaffenden Spalt, Doch ſonnenbeſtrahlet, in blendendem Licht Schreckt er die Seele des Kindes heut nicht, Mit trotzigen Lippen, erhobener Stirn Weiſet er ſtolz auf die klüftige Firn: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="8"> <pb facs="#f0133" n="119"/> <l rendition="#et">Ach, mir deucht wie Glockenläuten,</l><lb/> <l rendition="#et">Chorgeſang die Rede ſein,</l><lb/> <l rendition="#et">Meine Hände muß ich falten,</l><lb/> <l rendition="#et">Und ins Herz zieht Frieden ein!“</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Der Steg.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Längſt ſchwebte Frau Sonne im güldenen Kleid</l><lb/> <l>Ueber die Felſen des Breitengeſcheid,</l><lb/> <l>Spielt um die wehenden Fähnlein und lacht</l><lb/> <l>Auf Fürſtin Sophias buntfarbige Pracht.</l><lb/> <l>Da wimmelt ein Reiterzug luſtig im Wald,</l><lb/> <l>Es ſchnaufen die Roſſe, das Hüfthorn erſchallt,</l><lb/> <l>Empor zum Geſcheide auf mühſamem Pfad</l><lb/> <l>Sophia ſtolz zürnend dem Teufelsneſt naht;</l><lb/> <l>Sie lenket die Zügel mit ſicherer Hand,</l><lb/> <l>Lang wallet das dunkle, verbrämte Gewand.</l><lb/> <l>Zu ihrer Seite, auf zierlichem Roß,</l><lb/> <l>Sicher geleitet vom reiſigen Troß,</l><lb/> <l>Voran dem Gefolge, dem Burggeſind,</l><lb/> <l>Reitet ihr Söhnlein, Heinrich das Kind.</l><lb/> <l>Hell ſchweifet ſein Blick durch das blühende Land,</l><lb/> <l>Trifft furchtlos die ſchwindelnde Felſenwand,</l><lb/> <l>Das fallende Waſſer klinget und ſchallt</l><lb/> <l>Geſpenſtiſch am dunklen, breitklaffenden Spalt,</l><lb/> <l>Doch ſonnenbeſtrahlet, in blendendem Licht</l><lb/> <l>Schreckt er die Seele des Kindes heut nicht,</l><lb/> <l>Mit trotzigen Lippen, erhobener Stirn</l><lb/> <l>Weiſet er ſtolz auf die klüftige Firn:</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [119/0133]
Ach, mir deucht wie Glockenläuten,
Chorgeſang die Rede ſein,
Meine Hände muß ich falten,
Und ins Herz zieht Frieden ein!“
Der Steg.
Längſt ſchwebte Frau Sonne im güldenen Kleid
Ueber die Felſen des Breitengeſcheid,
Spielt um die wehenden Fähnlein und lacht
Auf Fürſtin Sophias buntfarbige Pracht.
Da wimmelt ein Reiterzug luſtig im Wald,
Es ſchnaufen die Roſſe, das Hüfthorn erſchallt,
Empor zum Geſcheide auf mühſamem Pfad
Sophia ſtolz zürnend dem Teufelsneſt naht;
Sie lenket die Zügel mit ſicherer Hand,
Lang wallet das dunkle, verbrämte Gewand.
Zu ihrer Seite, auf zierlichem Roß,
Sicher geleitet vom reiſigen Troß,
Voran dem Gefolge, dem Burggeſind,
Reitet ihr Söhnlein, Heinrich das Kind.
Hell ſchweifet ſein Blick durch das blühende Land,
Trifft furchtlos die ſchwindelnde Felſenwand,
Das fallende Waſſer klinget und ſchallt
Geſpenſtiſch am dunklen, breitklaffenden Spalt,
Doch ſonnenbeſtrahlet, in blendendem Licht
Schreckt er die Seele des Kindes heut nicht,
Mit trotzigen Lippen, erhobener Stirn
Weiſet er ſtolz auf die klüftige Firn:
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