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Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.

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Noch jetzt berichtet wird,
Hatte das Jesuskindlein
Sich einst im Wald verirrt;
In Leid und großem Schrecken
Verfolgte seine Spur
Maria, zu entdecken
Ihr Kind in Feld und Flur.
Doch nichts, ach, wollte zeigen
Des Heilands Fährte an,
Der Tag that sich schon neigen,
Zu weinen sie begann.
Da hat im hohen Grase
Urplötzlich sie geschaut
Ein schlichtes, gelbgeblümtes
Und frisch gepflücktes Kraut,
Und wieder eins! und wieder!
So durch die ganze Flur,
Sie beugt sich selig nieder
Und fand des Heilands Spur.
Und als sie nun ihr Kindlein
Drückt wieder an die Brust,
Da küßt das gelbe Kraut sie
In namenloser Lust,
""Ich will Dich segnen, Kräutlein,
Fortan für ew'ge Zeit,
Du sollst die Wunden heilen
Und lindern jeglich Leid,
Auf daß kein ander Pflänzlein
Wie Du so köstlich sei,
Du meiner Thränen Tröstung
Heiß: Kräutlein Wohlverleih.""
Noch jetzt berichtet wird,
Hatte das Jeſuskindlein
Sich einſt im Wald verirrt;
In Leid und großem Schrecken
Verfolgte ſeine Spur
Maria, zu entdecken
Ihr Kind in Feld und Flur.
Doch nichts, ach, wollte zeigen
Des Heilands Fährte an,
Der Tag that ſich ſchon neigen,
Zu weinen ſie begann.
Da hat im hohen Graſe
Urplötzlich ſie geſchaut
Ein ſchlichtes, gelbgeblümtes
Und friſch gepflücktes Kraut,
Und wieder eins! und wieder!
So durch die ganze Flur,
Sie beugt ſich ſelig nieder
Und fand des Heilands Spur.
Und als ſie nun ihr Kindlein
Drückt wieder an die Bruſt,
Da küßt das gelbe Kraut ſie
In namenloſer Luſt,
„„Ich will Dich ſegnen, Kräutlein,
Fortan für ew'ge Zeit,
Du ſollſt die Wunden heilen
Und lindern jeglich Leid,
Auf daß kein ander Pflänzlein
Wie Du ſo köſtlich ſei,
Du meiner Thränen Tröſtung
Heiß: Kräutlein Wohlverleih.““
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[87/0101] Noch jetzt berichtet wird, Hatte das Jeſuskindlein Sich einſt im Wald verirrt; In Leid und großem Schrecken Verfolgte ſeine Spur Maria, zu entdecken Ihr Kind in Feld und Flur. Doch nichts, ach, wollte zeigen Des Heilands Fährte an, Der Tag that ſich ſchon neigen, Zu weinen ſie begann. Da hat im hohen Graſe Urplötzlich ſie geſchaut Ein ſchlichtes, gelbgeblümtes Und friſch gepflücktes Kraut, Und wieder eins! und wieder! So durch die ganze Flur, Sie beugt ſich ſelig nieder Und fand des Heilands Spur. Und als ſie nun ihr Kindlein Drückt wieder an die Bruſt, Da küßt das gelbe Kraut ſie In namenloſer Luſt, „„Ich will Dich ſegnen, Kräutlein, Fortan für ew'ge Zeit, Du ſollſt die Wunden heilen Und lindern jeglich Leid, Auf daß kein ander Pflänzlein Wie Du ſo köſtlich ſei, Du meiner Thränen Tröſtung Heiß: Kräutlein Wohlverleih.““

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Zitationshilfe: Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/101>, abgerufen am 23.11.2024.