der Europäer überhaupt, ohne alle Kenntniß des Landes und der Sprache etc. -- wie es meistens der Fall ist -- nach Amerika: so kann man sich eben nicht wundern, wenn derselbe aller Orten betrogen wird, im Lande selbst in schlechte Gegen- den und auf schlechte Ländereien geräth, wo er unter anstrengenden Arbeiten einen guten Theil seines Lebens vertrauert, und wodurch er nicht selten Alles einbüßt.
"Was aber soll der Europäer überhaupt -- oder der fleißige Deutsche insbesondere -- thun, wenn er in seinem Vaterlande keine Aussicht zu seinem Fortkommen weiter sieht und nun sein Heil in der neuen Welt zu suchen wähnt? Wie soll ers anfangen, so lange jene Gesellschaft nicht existirt, sich vor den Prellereien zu hülen, die sei- ner in Amerika warten?" --
Ich habe einen ziemlichen Theil des Ameri- kanischen Festlandes durchstrichen, und glaube fä- hig zu seyn, einige Rathschläge darüber ertheilen zu können.
Vorausgesetzt, daß ein nicht ganz hülfloser, von allen Mitteln Entblößter, der Arbeit unge- wohnter Armer; und angenommen, daß ein thä- tiger, rüstiger, mit einigen Mitteln versehener fleißiger Landmann diese Fragen thut: so glaube ich folgende Ansicht dem letztern hier aufstellen zu
der Europaͤer uͤberhaupt, ohne alle Kenntniß des Landes und der Sprache ꝛc. — wie es meiſtens der Fall iſt — nach Amerika: ſo kann man ſich eben nicht wundern, wenn derſelbe aller Orten betrogen wird, im Lande ſelbſt in ſchlechte Gegen- den und auf ſchlechte Laͤndereien geraͤth, wo er unter anſtrengenden Arbeiten einen guten Theil ſeines Lebens vertrauert, und wodurch er nicht ſelten Alles einbuͤßt.
„Was aber ſoll der Europaͤer uͤberhaupt — oder der fleißige Deutſche insbeſondere — thun, wenn er in ſeinem Vaterlande keine Ausſicht zu ſeinem Fortkommen weiter ſieht und nun ſein Heil in der neuen Welt zu ſuchen waͤhnt? Wie ſoll ers anfangen, ſo lange jene Geſellſchaft nicht exiſtirt, ſich vor den Prellereien zu huͤlen, die ſei- ner in Amerika warten?“ —
Ich habe einen ziemlichen Theil des Ameri- kaniſchen Feſtlandes durchſtrichen, und glaube faͤ- hig zu ſeyn, einige Rathſchlaͤge daruͤber ertheilen zu koͤnnen.
Vorausgeſetzt, daß ein nicht ganz huͤlfloſer, von allen Mitteln Entbloͤßter, der Arbeit unge- wohnter Armer; und angenommen, daß ein thaͤ- tiger, ruͤſtiger, mit einigen Mitteln verſehener fleißiger Landmann dieſe Fragen thut: ſo glaube ich folgende Anſicht dem letztern hier aufſtellen zu
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der Europaͤer uͤberhaupt, ohne alle Kenntniß des
Landes und der Sprache ꝛc. — wie es meiſtens
der Fall iſt — nach Amerika: ſo kann man ſich
eben nicht wundern, wenn derſelbe aller Orten
betrogen wird, im Lande ſelbſt in ſchlechte Gegen-
den und auf ſchlechte Laͤndereien geraͤth, wo er
unter anſtrengenden Arbeiten einen guten Theil
ſeines Lebens vertrauert, und wodurch er nicht
ſelten Alles einbuͤßt.
„Was aber ſoll der Europaͤer uͤberhaupt —
oder der fleißige Deutſche insbeſondere — thun,
wenn er in ſeinem Vaterlande keine Ausſicht zu
ſeinem Fortkommen weiter ſieht und nun ſein
Heil in der neuen Welt zu ſuchen waͤhnt? Wie
ſoll ers anfangen, ſo lange jene Geſellſchaft nicht
exiſtirt, ſich vor den Prellereien zu huͤlen, die ſei-
ner in Amerika warten?“ —
Ich habe einen ziemlichen Theil des Ameri-
kaniſchen Feſtlandes durchſtrichen, und glaube faͤ-
hig zu ſeyn, einige Rathſchlaͤge daruͤber ertheilen
zu koͤnnen.
Vorausgeſetzt, daß ein nicht ganz huͤlfloſer,
von allen Mitteln Entbloͤßter, der Arbeit unge-
wohnter Armer; und angenommen, daß ein thaͤ-
tiger, ruͤſtiger, mit einigen Mitteln verſehener
fleißiger Landmann dieſe Fragen thut: ſo glaube
ich folgende Anſicht dem letztern hier aufſtellen zu
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Ernst, Ferdinand: Bemerkungen auf einer Reise durch das Innere der vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1819. Hildesheim, 1820, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ernst_nordamerika_1820/94>, abgerufen am 16.02.2025.
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