Steinen (Kalksteinen) findet man höchst merkwür- dige Abdrücke, z. B. vollkommene Eindrücke von Füßen, Händen, Bogen und Pfeilen der India- ner, so, daß man geneigt wird, zu glauben, dieser Stein sey in frühern Zeiten eine so weiche Masse gewesen, daß er dergleichen Eindrücke habe annehmen können, worauf denn durch Natur und Zeit diese härtern Steinmassen gebildet worden seyen. -- Ein solcher Stein befindet sich zu Har- monie, wohin ihn die dasige Colonie, seiner Merkwürdigkeit wegen, mit großen Kosten, 180 Englische Meilen weit, transportiren ließ.
Eine herrliche Quelle, welche aus dem Fel- senufer sprudelt, verbunden mit der waldfreien erhabenen Gegend, war vermuthlich der Beweg- grund zur ersten Anlage von der Stadt St. Louis. Ihre Gründung fällt in den Zeitraum, in welchem Philadelphia angelegt wurde. Erst seitdem die Umgegend und die Mündung des Mississippi im Besitz der vereinigten Staaten sich befindet, ist St. Louis auch erst im Aufblühen begriffen. Daher kann man diesem wichtigen Platze sein verhältnißmäßiges hohes Alter nicht zum Vorwurfe machen. Gegenwärtig wird, außer der bereits bewohnten Stadt, oben auf der Höhe des Ufers die Stadt vergrößert, und dieser Theil wird
Steinen (Kalkſteinen) findet man hoͤchſt merkwuͤr- dige Abdruͤcke, z. B. vollkommene Eindruͤcke von Fuͤßen, Haͤnden, Bogen und Pfeilen der India- ner, ſo, daß man geneigt wird, zu glauben, dieſer Stein ſey in fruͤhern Zeiten eine ſo weiche Maſſe geweſen, daß er dergleichen Eindruͤcke habe annehmen koͤnnen, worauf denn durch Natur und Zeit dieſe haͤrtern Steinmaſſen gebildet worden ſeyen. — Ein ſolcher Stein befindet ſich zu Har- monie, wohin ihn die daſige Colonie, ſeiner Merkwuͤrdigkeit wegen, mit großen Koſten, 180 Engliſche Meilen weit, transportiren ließ.
Eine herrliche Quelle, welche aus dem Fel- ſenufer ſprudelt, verbunden mit der waldfreien erhabenen Gegend, war vermuthlich der Beweg- grund zur erſten Anlage von der Stadt St. Louis. Ihre Gruͤndung faͤllt in den Zeitraum, in welchem Philadelphia angelegt wurde. Erſt ſeitdem die Umgegend und die Muͤndung des Miſſiſſippi im Beſitz der vereinigten Staaten ſich befindet, iſt St. Louis auch erſt im Aufbluͤhen begriffen. Daher kann man dieſem wichtigen Platze ſein verhaͤltnißmaͤßiges hohes Alter nicht zum Vorwurfe machen. Gegenwaͤrtig wird, außer der bereits bewohnten Stadt, oben auf der Hoͤhe des Ufers die Stadt vergroͤßert, und dieſer Theil wird
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="diaryEntry"n="2"><p><pbfacs="#f0080"n="66"/>
Steinen (Kalkſteinen) findet man hoͤchſt merkwuͤr-<lb/>
dige Abdruͤcke, z. B. vollkommene Eindruͤcke von<lb/>
Fuͤßen, Haͤnden, Bogen und Pfeilen der India-<lb/>
ner, ſo, daß man geneigt wird, zu glauben,<lb/>
dieſer Stein ſey in fruͤhern Zeiten eine ſo weiche<lb/>
Maſſe geweſen, daß er dergleichen Eindruͤcke habe<lb/>
annehmen koͤnnen, worauf denn durch Natur und<lb/>
Zeit dieſe haͤrtern Steinmaſſen gebildet worden<lb/>ſeyen. — Ein ſolcher Stein befindet ſich zu <hirendition="#g">Har-<lb/>
monie</hi>, wohin ihn die daſige Colonie, ſeiner<lb/>
Merkwuͤrdigkeit wegen, mit großen Koſten, 180<lb/>
Engliſche Meilen weit, transportiren ließ.</p><lb/><p>Eine herrliche Quelle, welche aus dem Fel-<lb/>ſenufer ſprudelt, verbunden mit der waldfreien<lb/>
erhabenen Gegend, war vermuthlich der Beweg-<lb/>
grund zur erſten Anlage von der Stadt St.<lb/>
Louis. Ihre Gruͤndung faͤllt in den Zeitraum,<lb/>
in welchem Philadelphia angelegt wurde. Erſt<lb/>ſeitdem die Umgegend und die Muͤndung des<lb/>
Miſſiſſippi im Beſitz der vereinigten Staaten ſich<lb/>
befindet, iſt St. Louis auch erſt im Aufbluͤhen<lb/>
begriffen. Daher kann man dieſem wichtigen Platze<lb/>ſein verhaͤltnißmaͤßiges hohes Alter nicht zum<lb/>
Vorwurfe machen. Gegenwaͤrtig wird, außer der<lb/>
bereits bewohnten Stadt, oben auf der Hoͤhe des<lb/>
Ufers die Stadt vergroͤßert, und dieſer Theil wird<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[66/0080]
Steinen (Kalkſteinen) findet man hoͤchſt merkwuͤr-
dige Abdruͤcke, z. B. vollkommene Eindruͤcke von
Fuͤßen, Haͤnden, Bogen und Pfeilen der India-
ner, ſo, daß man geneigt wird, zu glauben,
dieſer Stein ſey in fruͤhern Zeiten eine ſo weiche
Maſſe geweſen, daß er dergleichen Eindruͤcke habe
annehmen koͤnnen, worauf denn durch Natur und
Zeit dieſe haͤrtern Steinmaſſen gebildet worden
ſeyen. — Ein ſolcher Stein befindet ſich zu Har-
monie, wohin ihn die daſige Colonie, ſeiner
Merkwuͤrdigkeit wegen, mit großen Koſten, 180
Engliſche Meilen weit, transportiren ließ.
Eine herrliche Quelle, welche aus dem Fel-
ſenufer ſprudelt, verbunden mit der waldfreien
erhabenen Gegend, war vermuthlich der Beweg-
grund zur erſten Anlage von der Stadt St.
Louis. Ihre Gruͤndung faͤllt in den Zeitraum,
in welchem Philadelphia angelegt wurde. Erſt
ſeitdem die Umgegend und die Muͤndung des
Miſſiſſippi im Beſitz der vereinigten Staaten ſich
befindet, iſt St. Louis auch erſt im Aufbluͤhen
begriffen. Daher kann man dieſem wichtigen Platze
ſein verhaͤltnißmaͤßiges hohes Alter nicht zum
Vorwurfe machen. Gegenwaͤrtig wird, außer der
bereits bewohnten Stadt, oben auf der Hoͤhe des
Ufers die Stadt vergroͤßert, und dieſer Theil wird
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ernst, Ferdinand: Bemerkungen auf einer Reise durch das Innere der vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1819. Hildesheim, 1820, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ernst_nordamerika_1820/80>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.