Oberhalb Krairie des roches verlieren sich die steilen überhängenden Felsenwände in hohe Ra- sen- und Waldhügel. Auch hier sah ich die Fort- setzung der Zerstörungen, welche der oben schon er- wähnte Sturmwind angerichtet, und seinen Weg bei Harrisonville über den Mississippi genommen hatte. Doch schien seine Kraft hier nicht so ver- nichtend gewesen zu seyn, als am Wabasch.
Wie vorsichtig der Fremde hier in der Wahl des Trinkwassers seyn muß, habe auch ich erfah- ren. Eines Abends verirrte ich mich vom Wege, und langte erst spät bei einem Pflanzer an, wel- cher mir, wie gewöhnlich, sehr willig ein Nacht- lager in seiner Wohnung gestattete. Das mir von ihm gereichte Wasser schmeckte mir zwar nicht, aber ich mußte meinen Durst damit zu löschen suchen. Allein am andern Morgen wurde ich von einer heftigen Diarrhöe befallen. Es ist daher ei- nem Reisenden sehr zu empfehlen, etwas starken Branntwein und Zucker jederzeit bei sich zu führen. Ein Achtel Branntwein mit 7 Achtel Wasser und be- liebigem Zucker vermischt, gibt ein gutes gesundes Getränk in diesem Clima.
Am 27ten Jul. fuhr ich über den Mississippi nach St. Louis, einer am rechten Ufer des Flusses auf einer hohen Bank belegenen Stadt, deren Unterlage aus Felsen besteht. In diesen
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Oberhalb Krairie des roches verlieren ſich die ſteilen uͤberhaͤngenden Felſenwaͤnde in hohe Ra- ſen- und Waldhuͤgel. Auch hier ſah ich die Fort- ſetzung der Zerſtoͤrungen, welche der oben ſchon er- waͤhnte Sturmwind angerichtet, und ſeinen Weg bei Harriſonville uͤber den Miſſiſſippi genommen hatte. Doch ſchien ſeine Kraft hier nicht ſo ver- nichtend geweſen zu ſeyn, als am Wabaſch.
Wie vorſichtig der Fremde hier in der Wahl des Trinkwaſſers ſeyn muß, habe auch ich erfah- ren. Eines Abends verirrte ich mich vom Wege, und langte erſt ſpaͤt bei einem Pflanzer an, wel- cher mir, wie gewoͤhnlich, ſehr willig ein Nacht- lager in ſeiner Wohnung geſtattete. Das mir von ihm gereichte Waſſer ſchmeckte mir zwar nicht, aber ich mußte meinen Durſt damit zu loͤſchen ſuchen. Allein am andern Morgen wurde ich von einer heftigen Diarrhoͤe befallen. Es iſt daher ei- nem Reiſenden ſehr zu empfehlen, etwas ſtarken Branntwein und Zucker jederzeit bei ſich zu fuͤhren. Ein Achtel Branntwein mit 7 Achtel Waſſer und be- liebigem Zucker vermiſcht, gibt ein gutes geſundes Getraͤnk in dieſem Clima.
Am 27ten Jul. fuhr ich uͤber den Miſſiſſippi nach St. Louis, einer am rechten Ufer des Fluſſes auf einer hohen Bank belegenen Stadt, deren Unterlage aus Felſen beſteht. In dieſen
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Oberhalb Krairie des roches verlieren ſich
die ſteilen uͤberhaͤngenden Felſenwaͤnde in hohe Ra-
ſen- und Waldhuͤgel. Auch hier ſah ich die Fort-
ſetzung der Zerſtoͤrungen, welche der oben ſchon er-
waͤhnte Sturmwind angerichtet, und ſeinen Weg
bei Harriſonville uͤber den Miſſiſſippi genommen
hatte. Doch ſchien ſeine Kraft hier nicht ſo ver-
nichtend geweſen zu ſeyn, als am Wabaſch.
Wie vorſichtig der Fremde hier in der Wahl
des Trinkwaſſers ſeyn muß, habe auch ich erfah-
ren. Eines Abends verirrte ich mich vom Wege,
und langte erſt ſpaͤt bei einem Pflanzer an, wel-
cher mir, wie gewoͤhnlich, ſehr willig ein Nacht-
lager in ſeiner Wohnung geſtattete. Das mir
von ihm gereichte Waſſer ſchmeckte mir zwar nicht,
aber ich mußte meinen Durſt damit zu loͤſchen
ſuchen. Allein am andern Morgen wurde ich von
einer heftigen Diarrhoͤe befallen. Es iſt daher ei-
nem Reiſenden ſehr zu empfehlen, etwas ſtarken
Branntwein und Zucker jederzeit bei ſich zu fuͤhren.
Ein Achtel Branntwein mit 7 Achtel Waſſer und be-
liebigem Zucker vermiſcht, gibt ein gutes geſundes
Getraͤnk in dieſem Clima.
Am 27ten Jul. fuhr ich uͤber den Miſſiſſippi
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Fluſſes auf einer hohen Bank belegenen Stadt,
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Ernst, Ferdinand: Bemerkungen auf einer Reise durch das Innere der vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1819. Hildesheim, 1820, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ernst_nordamerika_1820/79>, abgerufen am 16.02.2025.
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