Ernst, Ferdinand: Bemerkungen auf einer Reise durch das Innere der vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1819. Hildesheim, 1820.als ob ich mitten in Deutschland mich befände. als ob ich mitten in Deutſchland mich befaͤnde. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="diaryEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0062" n="48"/> als ob ich mitten in Deutſchland mich befaͤnde.<lb/> Kleidung, Sprache, Sitten und Gebraͤuche —<lb/> Alles iſt bei dieſen Coloniſten unveraͤndert geblie-<lb/> ben. Man ſetzte mir einen Krug Bier vor, und<lb/> ich erſtaunte nicht wenig, hier ein aufrichtiges,<lb/> echtes Bamberger Bier zu finden. Fruͤh am an-<lb/> dern Morgen wurde ich durch das lebhafte Ge-<lb/> toͤs arbeitender Zimmerleute geweckt. Ich ging<lb/> nach dem Fruͤhſtuͤck zu Hrn. <hi rendition="#g">Rapp</hi>, Vorſteher<lb/> dieſer Colonie, welcher mir zuvoͤrderſt ſeinen Gar-<lb/> ten zeigte, wo unter mehrern ſeltnen Gewaͤchſen<lb/> ſich auch eine bluͤhende Paſſionsblume befand.<lb/> Dann fuͤhrte er mich zu Hrn. <hi rendition="#g">Becker</hi>, und bat<lb/> ihn, mir Alles Sehenswuͤrdige zu zeigen. Herr<lb/> Becker iſt ein Mann von feiner Bildung und ſehr<lb/> angenehmen Aeußern; er fuͤhrt die Aufſicht uͤber<lb/> die Handlung. Wir gingen nun zuerſt die Wol-<lb/> lenzeug-Manufaktur zu beſehen. Eine Dampf-<lb/> maſchine, mit der Kraft von 30 Pferden, kratzet,<lb/> kaͤmmet und reinigt die Wolle, liefert von ihr<lb/> kleine Docken, welche auf der Spinnmaſchine durch<lb/> ein Maͤdchen und vier Kinder ſehr egal und<lb/> ſchnell (40 Faden auf jeden Zug) geſponnen wer-<lb/> den. Das Weben, Scheeren u. ſ. w. geſchieht<lb/> wieder durch die Dampfmaſchine, welche oben-<lb/> drein noch eine Mahl- und eine Schleifmuͤhle<lb/> treibt.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [48/0062]
als ob ich mitten in Deutſchland mich befaͤnde.
Kleidung, Sprache, Sitten und Gebraͤuche —
Alles iſt bei dieſen Coloniſten unveraͤndert geblie-
ben. Man ſetzte mir einen Krug Bier vor, und
ich erſtaunte nicht wenig, hier ein aufrichtiges,
echtes Bamberger Bier zu finden. Fruͤh am an-
dern Morgen wurde ich durch das lebhafte Ge-
toͤs arbeitender Zimmerleute geweckt. Ich ging
nach dem Fruͤhſtuͤck zu Hrn. Rapp, Vorſteher
dieſer Colonie, welcher mir zuvoͤrderſt ſeinen Gar-
ten zeigte, wo unter mehrern ſeltnen Gewaͤchſen
ſich auch eine bluͤhende Paſſionsblume befand.
Dann fuͤhrte er mich zu Hrn. Becker, und bat
ihn, mir Alles Sehenswuͤrdige zu zeigen. Herr
Becker iſt ein Mann von feiner Bildung und ſehr
angenehmen Aeußern; er fuͤhrt die Aufſicht uͤber
die Handlung. Wir gingen nun zuerſt die Wol-
lenzeug-Manufaktur zu beſehen. Eine Dampf-
maſchine, mit der Kraft von 30 Pferden, kratzet,
kaͤmmet und reinigt die Wolle, liefert von ihr
kleine Docken, welche auf der Spinnmaſchine durch
ein Maͤdchen und vier Kinder ſehr egal und
ſchnell (40 Faden auf jeden Zug) geſponnen wer-
den. Das Weben, Scheeren u. ſ. w. geſchieht
wieder durch die Dampfmaſchine, welche oben-
drein noch eine Mahl- und eine Schleifmuͤhle
treibt.
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