150 Stück an der Zahl) begegneten uns; man- che darunter konnten an 1000 Pfund schwer seyn.
Fast jeden Tag trafen wir auf einige unserer Landesleute. In einer kleinen Stadt Washing- ton logirten wir bei einem Wirthe, dessen Groß- vater aus Deutschland herübergekommen war. Da er die Ueberfahrt nicht an den Schiffer be- zahlen konnte, so mußte er 3 Jahre dienen, und doch hinterließ er bei seinem Tode jedem seiner 7 Kinder 200 Acker Land (ohngefähr 300 Mor- gen Calenbergisch.)
In dem Wirthshause zu Cambridge fanden wir einen jungen Burschen aus dem Würtember- gischen, welcher auch für die Ueberfahrt diente. Ich suchte Gelegenheit mit ihm allein zu reden; er versicherte mich, er sey mit seiner Lage wohl zufrieden, denn er werde als ein Glied der Fa- milie behandel[t.] Er war hier bereits 11/2 Jahre.
Ohnweit Zainsville fanden wir einen Deut- schen Pflanzer, welcher 3 Jahre zuvor hieher ge- zogen war, für das in Wald und Wildniß be- stehende Land 8 Dollars p. Acre bezahlt, und nun schon herrliche Weizenfelder hatte, wo er 25 bis 30 Büschel (a 60 -- 70 Pf.) p. Acre ärndtete. Sein Großvater war aus Deutschland gekommen, und lebte noch, 96 Jahr alt. Man bemerkt überhaupt, daß die hieher gekommenen
150 Stuͤck an der Zahl) begegneten uns; man- che darunter konnten an 1000 Pfund ſchwer ſeyn.
Faſt jeden Tag trafen wir auf einige unſerer Landesleute. In einer kleinen Stadt Waſhing- ton logirten wir bei einem Wirthe, deſſen Groß- vater aus Deutſchland heruͤbergekommen war. Da er die Ueberfahrt nicht an den Schiffer be- zahlen konnte, ſo mußte er 3 Jahre dienen, und doch hinterließ er bei ſeinem Tode jedem ſeiner 7 Kinder 200 Acker Land (ohngefaͤhr 300 Mor- gen Calenbergiſch.)
In dem Wirthshauſe zu Cambridge fanden wir einen jungen Burſchen aus dem Wuͤrtember- giſchen, welcher auch fuͤr die Ueberfahrt diente. Ich ſuchte Gelegenheit mit ihm allein zu reden; er verſicherte mich, er ſey mit ſeiner Lage wohl zufrieden, denn er werde als ein Glied der Fa- milie behandel[t.] Er war hier bereits 1½ Jahre.
Ohnweit Zainsville fanden wir einen Deut- ſchen Pflanzer, welcher 3 Jahre zuvor hieher ge- zogen war, fuͤr das in Wald und Wildniß be- ſtehende Land 8 Dollars p. Acre bezahlt, und nun ſchon herrliche Weizenfelder hatte, wo er 25 bis 30 Buͤſchel (à 60 — 70 Pf.) p. Acre aͤrndtete. Sein Großvater war aus Deutſchland gekommen, und lebte noch, 96 Jahr alt. Man bemerkt uͤberhaupt, daß die hieher gekommenen
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="diaryEntry"n="2"><p><pbfacs="#f0043"n="29"/>
150 Stuͤck an der Zahl) begegneten uns; man-<lb/>
che darunter konnten an 1000 Pfund ſchwer ſeyn.</p><lb/><p>Faſt jeden Tag trafen wir auf einige unſerer<lb/>
Landesleute. In einer kleinen Stadt Waſhing-<lb/>
ton logirten wir bei einem Wirthe, deſſen Groß-<lb/>
vater aus Deutſchland heruͤbergekommen war.<lb/>
Da er die Ueberfahrt nicht an den Schiffer be-<lb/>
zahlen konnte, ſo mußte er 3 Jahre dienen, und<lb/>
doch hinterließ er bei ſeinem Tode jedem ſeiner<lb/>
7 Kinder 200 Acker Land (ohngefaͤhr 300 Mor-<lb/>
gen Calenbergiſch.)</p><lb/><p>In dem Wirthshauſe zu Cambridge fanden<lb/>
wir einen jungen Burſchen aus dem Wuͤrtember-<lb/>
giſchen, welcher auch fuͤr die Ueberfahrt diente.<lb/>
Ich ſuchte Gelegenheit mit ihm allein zu reden;<lb/>
er verſicherte mich, er ſey mit ſeiner Lage wohl<lb/>
zufrieden, denn er werde als ein Glied der Fa-<lb/>
milie behandel<supplied>t.</supplied> Er war hier bereits 1½ Jahre.</p><lb/><p>Ohnweit Zainsville fanden wir einen Deut-<lb/>ſchen Pflanzer, welcher 3 Jahre zuvor hieher ge-<lb/>
zogen war, fuͤr das in Wald und Wildniß be-<lb/>ſtehende Land 8 Dollars <hirendition="#aq">p.</hi> Acre bezahlt, und<lb/>
nun ſchon herrliche Weizenfelder hatte, wo er<lb/>
25 bis 30 Buͤſchel (<hirendition="#aq">à</hi> 60 — 70 Pf.) <hirendition="#aq">p.</hi> Acre<lb/>
aͤrndtete. Sein Großvater war aus Deutſchland<lb/>
gekommen, und lebte noch, 96 Jahr alt. Man<lb/>
bemerkt uͤberhaupt, daß die hieher gekommenen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[29/0043]
150 Stuͤck an der Zahl) begegneten uns; man-
che darunter konnten an 1000 Pfund ſchwer ſeyn.
Faſt jeden Tag trafen wir auf einige unſerer
Landesleute. In einer kleinen Stadt Waſhing-
ton logirten wir bei einem Wirthe, deſſen Groß-
vater aus Deutſchland heruͤbergekommen war.
Da er die Ueberfahrt nicht an den Schiffer be-
zahlen konnte, ſo mußte er 3 Jahre dienen, und
doch hinterließ er bei ſeinem Tode jedem ſeiner
7 Kinder 200 Acker Land (ohngefaͤhr 300 Mor-
gen Calenbergiſch.)
In dem Wirthshauſe zu Cambridge fanden
wir einen jungen Burſchen aus dem Wuͤrtember-
giſchen, welcher auch fuͤr die Ueberfahrt diente.
Ich ſuchte Gelegenheit mit ihm allein zu reden;
er verſicherte mich, er ſey mit ſeiner Lage wohl
zufrieden, denn er werde als ein Glied der Fa-
milie behandelt. Er war hier bereits 1½ Jahre.
Ohnweit Zainsville fanden wir einen Deut-
ſchen Pflanzer, welcher 3 Jahre zuvor hieher ge-
zogen war, fuͤr das in Wald und Wildniß be-
ſtehende Land 8 Dollars p. Acre bezahlt, und
nun ſchon herrliche Weizenfelder hatte, wo er
25 bis 30 Buͤſchel (à 60 — 70 Pf.) p. Acre
aͤrndtete. Sein Großvater war aus Deutſchland
gekommen, und lebte noch, 96 Jahr alt. Man
bemerkt uͤberhaupt, daß die hieher gekommenen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ernst, Ferdinand: Bemerkungen auf einer Reise durch das Innere der vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1819. Hildesheim, 1820, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ernst_nordamerika_1820/43>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.