Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ernst, Ferdinand: Bemerkungen auf einer Reise durch das Innere der vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1819. Hildesheim, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

dargebracht wird, so veranstaltet er ein großes Fest,
wo Musik und Tanz die Gesellschaft erfreuen; da-
bei muß fleißig aus der großen Friedenspfeiffe ge-
raucht werden. Vielfältig ist auch der Nutzen des
Mais Dem Indianer wie dem Amerikaner gibt
er, sobald die Aehren einige Reife erlangt haben,
eine gute, gesunde Nahrung. Die Aehren wer-
den entweder in Wasser gekocht, oder am Feuer
geröstet. Aus seinem Mehl wird Brodt bereitet,
auch macht man einen Brei daraus, welcher mit
Milch ein herrliches Essen ist. Außerdem wird
alles Vieh, vorzüglich Pferde und Schweine, da-
mit gefüttert. Auch sein trocknes Blatt wird sorg-
fältig in Dimmen (Haufen) aufbewahrt; es dient
den Pferden und dem Hornvieh bei schlechter
Witterung zum Futter.

Nach einer äußerst mühseligen Tagereise er-
reichten wir, gegen 11 Uhr Nachts, die ersten
Pflanzungen am Shoolkreek, wo wir übernachteten.
Hier graßirte ebenfalls das kalte Fieber, vorzüg-
lich unter denen, welche erst in diesem Jahre aus
den östlichen Staaten hier angekommen waren.
Doch liegt auch Vieles an der Lebensart dieser
Leute; denn sie leben theils nur von trocknem
Hirschfleische, Wassermelonen u. dgl. und setzen
sich oft der Nässe aus. Eine solche Art zu leben
muß nothwendig Krankheiten nach sich ziehen. Auf-

dargebracht wird, ſo veranſtaltet er ein großes Feſt,
wo Muſik und Tanz die Geſellſchaft erfreuen; da-
bei muß fleißig aus der großen Friedenspfeiffe ge-
raucht werden. Vielfaͤltig iſt auch der Nutzen des
Mais Dem Indianer wie dem Amerikaner gibt
er, ſobald die Aehren einige Reife erlangt haben,
eine gute, geſunde Nahrung. Die Aehren wer-
den entweder in Waſſer gekocht, oder am Feuer
geroͤſtet. Aus ſeinem Mehl wird Brodt bereitet,
auch macht man einen Brei daraus, welcher mit
Milch ein herrliches Eſſen iſt. Außerdem wird
alles Vieh, vorzuͤglich Pferde und Schweine, da-
mit gefuͤttert. Auch ſein trocknes Blatt wird ſorg-
faͤltig in Dimmen (Haufen) aufbewahrt; es dient
den Pferden und dem Hornvieh bei ſchlechter
Witterung zum Futter.

Nach einer aͤußerſt muͤhſeligen Tagereiſe er-
reichten wir, gegen 11 Uhr Nachts, die erſten
Pflanzungen am Shoolkreek, wo wir uͤbernachteten.
Hier graßirte ebenfalls das kalte Fieber, vorzuͤg-
lich unter denen, welche erſt in dieſem Jahre aus
den oͤſtlichen Staaten hier angekommen waren.
Doch liegt auch Vieles an der Lebensart dieſer
Leute; denn ſie leben theils nur von trocknem
Hirſchfleiſche, Waſſermelonen u. dgl. und ſetzen
ſich oft der Naͤſſe aus. Eine ſolche Art zu leben
muß nothwendig Krankheiten nach ſich ziehen. Auf-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="diaryEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0120" n="106"/>
dargebracht wird, &#x017F;o veran&#x017F;taltet er ein großes Fe&#x017F;t,<lb/>
wo Mu&#x017F;ik und Tanz die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft erfreuen; da-<lb/>
bei muß fleißig aus der großen Friedenspfeiffe ge-<lb/>
raucht werden. Vielfa&#x0364;ltig i&#x017F;t auch der Nutzen des<lb/>
Mais Dem Indianer wie dem Amerikaner gibt<lb/>
er, &#x017F;obald die Aehren einige Reife erlangt haben,<lb/>
eine gute, ge&#x017F;unde Nahrung. Die Aehren wer-<lb/>
den entweder in Wa&#x017F;&#x017F;er gekocht, oder am Feuer<lb/>
gero&#x0364;&#x017F;tet. Aus &#x017F;einem Mehl wird Brodt bereitet,<lb/>
auch macht man einen Brei daraus, welcher mit<lb/>
Milch ein herrliches E&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t. Außerdem wird<lb/>
alles Vieh, vorzu&#x0364;glich Pferde und Schweine, da-<lb/>
mit gefu&#x0364;ttert. Auch &#x017F;ein trocknes Blatt wird &#x017F;org-<lb/>
fa&#x0364;ltig in Dimmen (Haufen) aufbewahrt; es dient<lb/>
den Pferden und dem Hornvieh bei &#x017F;chlechter<lb/>
Witterung zum Futter.</p><lb/>
          <p>Nach einer a&#x0364;ußer&#x017F;t mu&#x0364;h&#x017F;eligen Tagerei&#x017F;e er-<lb/>
reichten wir, gegen 11 Uhr Nachts, die er&#x017F;ten<lb/>
Pflanzungen am Shoolkreek, wo wir u&#x0364;bernachteten.<lb/>
Hier graßirte ebenfalls das kalte Fieber, vorzu&#x0364;g-<lb/>
lich unter denen, welche er&#x017F;t in die&#x017F;em Jahre aus<lb/>
den o&#x0364;&#x017F;tlichen Staaten hier angekommen waren.<lb/>
Doch liegt auch Vieles an der Lebensart die&#x017F;er<lb/>
Leute; denn &#x017F;ie leben theils nur von trocknem<lb/>
Hir&#x017F;chflei&#x017F;che, Wa&#x017F;&#x017F;ermelonen u. dgl. und &#x017F;etzen<lb/>
&#x017F;ich oft der Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e aus. Eine &#x017F;olche Art zu leben<lb/>
muß nothwendig Krankheiten nach &#x017F;ich ziehen. Auf-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0120] dargebracht wird, ſo veranſtaltet er ein großes Feſt, wo Muſik und Tanz die Geſellſchaft erfreuen; da- bei muß fleißig aus der großen Friedenspfeiffe ge- raucht werden. Vielfaͤltig iſt auch der Nutzen des Mais Dem Indianer wie dem Amerikaner gibt er, ſobald die Aehren einige Reife erlangt haben, eine gute, geſunde Nahrung. Die Aehren wer- den entweder in Waſſer gekocht, oder am Feuer geroͤſtet. Aus ſeinem Mehl wird Brodt bereitet, auch macht man einen Brei daraus, welcher mit Milch ein herrliches Eſſen iſt. Außerdem wird alles Vieh, vorzuͤglich Pferde und Schweine, da- mit gefuͤttert. Auch ſein trocknes Blatt wird ſorg- faͤltig in Dimmen (Haufen) aufbewahrt; es dient den Pferden und dem Hornvieh bei ſchlechter Witterung zum Futter. Nach einer aͤußerſt muͤhſeligen Tagereiſe er- reichten wir, gegen 11 Uhr Nachts, die erſten Pflanzungen am Shoolkreek, wo wir uͤbernachteten. Hier graßirte ebenfalls das kalte Fieber, vorzuͤg- lich unter denen, welche erſt in dieſem Jahre aus den oͤſtlichen Staaten hier angekommen waren. Doch liegt auch Vieles an der Lebensart dieſer Leute; denn ſie leben theils nur von trocknem Hirſchfleiſche, Waſſermelonen u. dgl. und ſetzen ſich oft der Naͤſſe aus. Eine ſolche Art zu leben muß nothwendig Krankheiten nach ſich ziehen. Auf-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ernst_nordamerika_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ernst_nordamerika_1820/120
Zitationshilfe: Ernst, Ferdinand: Bemerkungen auf einer Reise durch das Innere der vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1819. Hildesheim, 1820, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ernst_nordamerika_1820/120>, abgerufen am 28.11.2024.