nun aber alle diese Bedenklichkeiten und großen Gefahren die Menschen von der Einwanderung in dieses Gebiet nicht abhalten konnten: so ist dieß schon der überzeugendste Beweis, daß es wirklich mit Recht das schöne Land am Sangömo genannt wird.
Von dem Sugarkreek wandten wir uns so- gleich westlich, in der Absicht, die Mündung des Sangömo in den Illinois zu erreichen, und dort über denselben auf das nördliche Ufer überzusetzen. Wir paßirten den Läkskreek (Seenfluß), dann die zwei Arme des Springkreeks, welche beide in der offenen Wiese laufen, was ich hier in Amerika noch nie gefunden hatte. Jenseits des Springkreeks ist eine Lagerstelle der Indianer; die Wiese erhebt sich in sanfte Hügel; dann finden sich zwei herrliche Quellen in der Wiese, bloß von einigen Bäumen beschattet; das Wasser dieser Bä- che fließt schnell und klar durch die üppige Wiese, deren hohes Gras dem Reuter oft über den Kopf reicht. Von diesen beiden kleinen Bächen erhebt sich eine Ebene, welche bis an den Fluß des (frucht- baren) Landes (Richlandkreek) fortläuft. Hier übernachteten wir bei dem Pflanzer Schäffer. Er war eben beschäftigt, die Wiese weiter aufzu- brechen; es war mir eine Lust zu sehen, daß die- ser erste Aufbruch eine Ackerkrume gab, wie der
nun aber alle dieſe Bedenklichkeiten und großen Gefahren die Menſchen von der Einwanderung in dieſes Gebiet nicht abhalten konnten: ſo iſt dieß ſchon der uͤberzeugendſte Beweis, daß es wirklich mit Recht das ſchoͤne Land am Sangoͤmo genannt wird.
Von dem Sugarkreek wandten wir uns ſo- gleich weſtlich, in der Abſicht, die Muͤndung des Sangoͤmo in den Illinois zu erreichen, und dort uͤber denſelben auf das noͤrdliche Ufer uͤberzuſetzen. Wir paßirten den Laͤkskreek (Seenfluß), dann die zwei Arme des Springkreeks, welche beide in der offenen Wieſe laufen, was ich hier in Amerika noch nie gefunden hatte. Jenſeits des Springkreeks iſt eine Lagerſtelle der Indianer; die Wieſe erhebt ſich in ſanfte Huͤgel; dann finden ſich zwei herrliche Quellen in der Wieſe, bloß von einigen Baͤumen beſchattet; das Waſſer dieſer Baͤ- che fließt ſchnell und klar durch die uͤppige Wieſe, deren hohes Gras dem Reuter oft uͤber den Kopf reicht. Von dieſen beiden kleinen Baͤchen erhebt ſich eine Ebene, welche bis an den Fluß des (frucht- baren) Landes (Richlandkreek) fortlaͤuft. Hier uͤbernachteten wir bei dem Pflanzer Schaͤffer. Er war eben beſchaͤftigt, die Wieſe weiter aufzu- brechen; es war mir eine Luſt zu ſehen, daß die- ſer erſte Aufbruch eine Ackerkrume gab, wie der
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="diaryEntry"n="2"><p><pbfacs="#f0109"n="95"/>
nun aber alle dieſe Bedenklichkeiten und großen<lb/>
Gefahren die Menſchen von der Einwanderung in<lb/>
dieſes Gebiet nicht abhalten konnten: ſo iſt dieß<lb/>ſchon der uͤberzeugendſte Beweis, daß es wirklich<lb/>
mit Recht <hirendition="#g">das ſchoͤne Land am Sangoͤmo</hi><lb/>
genannt wird.</p><lb/><p>Von dem Sugarkreek wandten wir uns ſo-<lb/>
gleich weſtlich, in der Abſicht, die Muͤndung des<lb/>
Sangoͤmo in den Illinois zu erreichen, und dort<lb/>
uͤber denſelben auf das noͤrdliche Ufer uͤberzuſetzen.<lb/>
Wir paßirten den <hirendition="#g">Laͤkskreek</hi> (Seenfluß), dann<lb/>
die zwei Arme des <hirendition="#g">Springkreeks</hi>, welche beide<lb/>
in der offenen Wieſe laufen, was ich hier in<lb/>
Amerika noch nie gefunden hatte. Jenſeits des<lb/>
Springkreeks iſt eine Lagerſtelle der Indianer; die<lb/>
Wieſe erhebt ſich in ſanfte Huͤgel; dann finden<lb/>ſich zwei herrliche Quellen in der Wieſe, bloß von<lb/>
einigen Baͤumen beſchattet; das Waſſer dieſer Baͤ-<lb/>
che fließt ſchnell und klar durch die uͤppige Wieſe,<lb/>
deren hohes Gras dem Reuter oft uͤber den Kopf<lb/>
reicht. Von dieſen beiden kleinen Baͤchen erhebt<lb/>ſich eine Ebene, welche bis an den Fluß des (frucht-<lb/>
baren) Landes (Richlandkreek) fortlaͤuft. Hier<lb/>
uͤbernachteten wir bei dem Pflanzer <hirendition="#g">Schaͤffer</hi>.<lb/>
Er war eben beſchaͤftigt, die Wieſe weiter aufzu-<lb/>
brechen; es war mir eine Luſt zu ſehen, daß die-<lb/>ſer erſte Aufbruch eine Ackerkrume gab, wie der<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[95/0109]
nun aber alle dieſe Bedenklichkeiten und großen
Gefahren die Menſchen von der Einwanderung in
dieſes Gebiet nicht abhalten konnten: ſo iſt dieß
ſchon der uͤberzeugendſte Beweis, daß es wirklich
mit Recht das ſchoͤne Land am Sangoͤmo
genannt wird.
Von dem Sugarkreek wandten wir uns ſo-
gleich weſtlich, in der Abſicht, die Muͤndung des
Sangoͤmo in den Illinois zu erreichen, und dort
uͤber denſelben auf das noͤrdliche Ufer uͤberzuſetzen.
Wir paßirten den Laͤkskreek (Seenfluß), dann
die zwei Arme des Springkreeks, welche beide
in der offenen Wieſe laufen, was ich hier in
Amerika noch nie gefunden hatte. Jenſeits des
Springkreeks iſt eine Lagerſtelle der Indianer; die
Wieſe erhebt ſich in ſanfte Huͤgel; dann finden
ſich zwei herrliche Quellen in der Wieſe, bloß von
einigen Baͤumen beſchattet; das Waſſer dieſer Baͤ-
che fließt ſchnell und klar durch die uͤppige Wieſe,
deren hohes Gras dem Reuter oft uͤber den Kopf
reicht. Von dieſen beiden kleinen Baͤchen erhebt
ſich eine Ebene, welche bis an den Fluß des (frucht-
baren) Landes (Richlandkreek) fortlaͤuft. Hier
uͤbernachteten wir bei dem Pflanzer Schaͤffer.
Er war eben beſchaͤftigt, die Wieſe weiter aufzu-
brechen; es war mir eine Luſt zu ſehen, daß die-
ſer erſte Aufbruch eine Ackerkrume gab, wie der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ernst, Ferdinand: Bemerkungen auf einer Reise durch das Innere der vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1819. Hildesheim, 1820, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ernst_nordamerika_1820/109>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.