Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.Sonnabend den 16ten August 1845. Vormittags zu Haus geblieben und in Thiele's Buch gelesen, anstatt an meinem Briefe fortzufahren. - Um 12 Uhr wieder kurze Session der Miß Fanny; dann Diner beim Bischof und seiner liebenswürdigen Frau. Nachher mit Abeken die alte Kirche der Santa Anna besehen, eine Kreuzkirche mit 2 nebenliegenden Seitenschiffen, byzantinisch-arabisch. Um 9 Uhr kommt Abeken. - Sonntag den 17ten August 1845. Um 1/2 8 Uhr in die heilige Grabkirche, gebaut, wie mir schien, in Kreuzform mit mächtiger Kuppel in der Mitte. In abgesonderter Kapelle im Centrum unter der Kuppel stieg man zu dem Grabe hinab, aber der bunte kindische Schmuck und alles irdische Machwerk nahm jede Andacht an dieser heiligen Stelle. Wir wanderten an den verschiedenen Räumen des Gebäude's umher, waren in der kleinen griechischen Kirche auf dem sogenannten Calvarienberge, zu der man auf einer Treppe der Hauptkirche aufsteigt und gingen dann endlich kalt und unerbaut an den rauchenden Türken, die am Eingange saßen, vorbei, um die Kirche des armenischen Klosters zu betrachten. Diese war sehr hübsch und freundlich und einfach. Der untere Theil mit Kacheln, die ein blaues Tapetenmuster bildeten, ausgelegt, oben weiß. Herrlicher Thüren von Perlmutter und Schildkröte ungemein sauber gearbeitet; auch ein treffliches Gitter von Eisen oder Bronze; kleine Kirche daneben für die Frauen; Madonnenbild mit den angesteckten Ringen, Goldschmuck pp.; dann den Hof des geräumigen Klosters besehen. Von hier aus in die Stadt nach dem sogenannten Hause des Caiphas, und dort die kleine armenische Kirche betrachtet. - Dann nach der Wohnung und Brief geschrieben. Am Nachmittag um 3 Uhr in die Kirche, wo Reverend Behrends einen Theil einer ziemlich mangelhaften Predigt hielt. Nachher die Werkstatt der MissionsAnstalt besucht mit dem Präceptor Kraus. - Zu Hause langweiligen Besuch von dem jüdischen Missionar Rosenthal nebst seiner Frau. - Am Abend zum Thee beim Bischofe mit Abeken, wo wir sehr heiter und gemüthlich zusammen waren. - Nachher blieb Abeken noch bis 12 Uhr bei uns. Montag den 18ten August 1845. Heut früh ging ich zuerst, weil unser armer Wirth Mischullem in der Nacht gefährlich krank geworden war, zum Dr. Macgowen, um diesen schleunigst zu ihm zu spediren; dann zu Nicolayson, den ich nicht zu Haus Sonnabend den 16ten August 1845. Vormittags zu Haus geblieben und in Thiele’s Buch gelesen, anstatt an meinem Briefe fortzufahren. - Um 12 Uhr wieder kurze Session der Miß Fanny; dann Diner beim Bischof und seiner liebenswürdigen Frau. Nachher mit Abeken die alte Kirche der Santa Anna besehen, eine Kreuzkirche mit 2 nebenliegenden Seitenschiffen, byzantinisch-arabisch. Um 9 Uhr kommt Abeken. - Sonntag den 17ten August 1845. Um ½ 8 Uhr in die heilige Grabkirche, gebaut, wie mir schien, in Kreuzform mit mächtiger Kuppel in der Mitte. In abgesonderter Kapelle im Centrum unter der Kuppel stieg man zu dem Grabe hinab, aber der bunte kindische Schmuck und alles irdische Machwerk nahm jede Andacht an dieser heiligen Stelle. Wir wanderten an den verschiedenen Räumen des Gebäude’s umher, waren in der kleinen griechischen Kirche auf dem sogenannten Calvarienberge, zu der man auf einer Treppe der Hauptkirche aufsteigt und gingen dann endlich kalt und unerbaut an den rauchenden Türken, die am Eingange saßen, vorbei, um die Kirche des armenischen Klosters zu betrachten. Diese war sehr hübsch und freundlich und einfach. Der untere Theil mit Kacheln, die ein blaues Tapetenmuster bildeten, ausgelegt, oben weiß. Herrlicher Thüren von Perlmutter und Schildkröte ungemein sauber gearbeitet; auch ein treffliches Gitter von Eisen oder Bronze; kleine Kirche daneben für die Frauen; Madonnenbild mit den angesteckten Ringen, Goldschmuck pp.; dann den Hof des geräumigen Klosters besehen. Von hier aus in die Stadt nach dem sogenannten Hause des Caiphas, und dort die kleine armenische Kirche betrachtet. - Dann nach der Wohnung und Brief geschrieben. Am Nachmittag um 3 Uhr in die Kirche, wo Reverend Behrends einen Theil einer ziemlich mangelhaften Predigt hielt. Nachher die Werkstatt der MissionsAnstalt besucht mit dem Präceptor Kraus. - Zu Hause langweiligen Besuch von dem jüdischen Missionar Rosenthal nebst seiner Frau. - Am Abend zum Thee beim Bischofe mit Abeken, wo wir sehr heiter und gemüthlich zusammen waren. - Nachher blieb Abeken noch bis 12 Uhr bei uns. Montag den 18ten August 1845. Heut früh ging ich zuerst, weil unser armer Wirth Mischullem in der Nacht gefährlich krank geworden war, zum Dr. Macgowen, um diesen schleunigst zu ihm zu spediren; dann zu Nicolayson, den ich nicht zu Haus <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0089" n="88"/> </p> </div> <div n="2"> <p><date when="1845-08-16"><hi rendition="#u">Sonnabend <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> 16ten <choice><abbr>Aug</abbr><expan>August</expan></choice> 1845</hi></date>. <choice><abbr>Vorm</abbr><expan>Vormittags</expan></choice> zu Haus geblieben <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> in <persName>Thiele</persName>’s Buch gelesen, anstatt an <choice><abbr>m</abbr><expan>meinem</expan></choice> Briefe fortzufahren. - Um 12 Uhr wieder kurze Session der Miß <persName>Fanny</persName>; dann Diner beim Bischof <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> seiner liebenswürdigen Frau. 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Sonnabend d 16ten Aug 1845. Vorm zu Haus geblieben d in Thiele’s Buch gelesen, anstatt an m Briefe fortzufahren. - Um 12 Uhr wieder kurze Session der Miß Fanny; dann Diner beim Bischof d seiner liebenswürdigen Frau. Nachher mit Abeken die alte Kirche der Sta Anna besehen, eine Kreuzkirche mit 2 nebenliegenden Seitenschiffen, byzantinisch-arabisch. Um 9 Uhr kommt Abeken. -
Sonntag d 17ten Aug 1845. Um ½ 8 Uhr in die heilige Grabkirche, gebaut, wie mir schien, in Kreuzform mit mächtiger Kuppel in d Mitte. In abgesonderter Kapelle im Centrum unter der Kuppel stieg man zu dem Grabe hinab, aber der bunte kindische Schmuck d alles irdische Machwerk nahm jede Andacht an dieser heiligen Stelle. Wir wanderten an d versch Räumen des Geb’s umher, waren in der kl griech Kirche auf dem sogen Calvarienberge, zu der man auf e Treppe der Hauptkirche aufsteigt d gingen dann endlich kalt d unerbaut an den rauchenden Türken, die am Eingange saßen, vorbei, um die Kirche des armen Klosters zu betrachten. Diese war sehr hübsch d freundlich d einfach. Der untere Theil mit Kacheln, die ein blaues Tapetenmuster bildeten, ausgelegt, oben weiß. Herrlicher Thüren v Perlmutter d Schildkröte ungemein sauber gearbeitet; auch e treffliches Gitter v Eisen oder Bronze; kleine Kirche daneben für die Frauen; Madonnenbild mit den angesteckten Ringen, Goldschmuck pp.; dann den Hof des geräumigen Klosters besehen. Von hier aus d Stadt nach d sogen Hause des Caiphas, d dort die kl armen Kirche betrachtet. - Dann nach d Wohnung d Brief geschrieben. Am Nachm um 3 Uhr in die Kirche, wo Rev Behrends einen Theil einer zieml mangelhaften Predigt hielt. Nachher die Werkstatt der MissAnstalt besucht mit dem Präceptor Kraus. - Zu Hause langweiligen Besuch von dem jüd Missionar Rosenthal nebst s Frau. - Am Abend zum Thee beim Bischofe mit Ab, wo wir sehr heiter d gemüthlich zus waren. - Nachher blieb Ab noch bis 12 Uhr bei uns.
Montag d 18ten Aug 1845. Heut früh ging ich zuerst, weil unser armer Wirth Mischullem in d Nacht gefährlich krank geworden war, zum Dr. Macgowen, um diesen schleunigst zu ihm zu spediren; dann zu Nicolayson, den ich nicht zu Haus
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