Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.hier abgeritten und nun nach dem rechtsab liegenden Bethlehem. Es ist ein Städtchen, mit neuen massiven Häusern aus Kalkstein, aber engen bergigen Gassen; letztere wimmelten von Arabern mit interressanten Gesichtern. Vor dem Kloster abgestiegen; wir finden dort vor der Thür den Dicken und unsre 5 Handwerker von Jafa; Bettler umringen uns zudringlich, auch Verkäufer von Rosenkränzen und Perlmutterwaaren. Zuerst in das Langschiff der Kirche gegangen, die basilikenartig mit 5 Schiffen erbaut ist; schöne römisch-korinthische Säulen mit Marmorschäften stehen in 4 Reihen; die Decke offnes Holzgebälk. Alte Mosaikstellen von großem Interresse, aber kaum noch erkenntlich. Nachher kam ein padre, der uns zuvörderst das reich ausgeschmückte Kreuz der Kirche zeigte, was zum römischen und griechischen Gottesdienst verwandt wird. Wir hielten uns nicht lange bei den vielen Bildern auf, die an den Wänden hingen, sondern stiegen bald mit Kerzen in die Grotte hinab. Die Treppenseiten mit gelblichem Zeuge tapeziert, unten der schmale Raum der Grotte mit unzähligen von der Decke herabhängenden Lampen von Silber und Gold hell und festlich erleuchtet. Nische der Geburt, wo im Boden der Fleck mit einem silbernen oder goldenen Sterne ausgelegt ist; die Niesche, wo die Wiege stand, die Stelle, wo die Anbetung der Könige statt fand. Dann in Seitengängen der Wohnort Joseph's, das Grab Hieronymus und Eusebius; das Beinhaus der gemordeten Kinder mit 3 Schlössern verschlossen etc. Mir wäre es lieber gewesen, die rauhen Wände der Grotte ohne jeglichen Schmuck zu sehen als so unkenntlich und mit Prunk überladen. - Vor der Kirchenbesichtigung ein Mahl von Eiern, Reis und Eierkuchen eingenommen; nachher Perlen Waaren eingekauft, dann , etwa um 1 Uhr abgeritten und gegen 3 Uhr in Jerusalem zurück. Nach dem Mittagessen Besuch bei Dr. Macgowen, der nicht zu Hause. Abends kommt Abeken, der eine kleine Vorbereitung für unsern morgenden Abenmahlsgang hält. Sonntag den 10ten August 1845. Gegen 8 Uhr gehe ich mit Georgi nach der Grabkirche der heiligen Maria, der Gottesdienst war leider schon vorbei und man hatte die Lampen schon ausgelöscht. - Überraschender Anblick beim Eintritt in das Gebäude. Eine breite Treppe führt tief in die Grotte hinab und das Gewölbe über der Treppe wie unten in der Kirche strotzt von niederhängenden silbernen oder goldenen Lampen. Neben der Hauptkapelle ist wie in Bethlehem ein Seitenkämmerchen, wo das Grab gezeigt wird, ausgelegt, wenn ich nicht irre, mit Marmor (oder Perlmutter). - Von hier ging ich allein hier abgeritten und nun nach dem rechtsab liegenden Bethlehem. Es ist ein Städtchen, mit neuen massiven Häusern aus Kalkstein, aber engen bergigen Gassen; letztere wimmelten von Arabern mit interressanten Gesichtern. Vor dem Kloster abgestiegen; wir finden dort vor der Thür den Dicken und unsre 5 Handwerker von Jafa; Bettler umringen uns zudringlich, auch Verkäufer von Rosenkränzen und Perlmutterwaaren. Zuerst in das Langschiff der Kirche gegangen, die basilikenartig mit 5 Schiffen erbaut ist; schöne römisch-korinthische Säulen mit Marmorschäften stehen in 4 Reihen; die Decke offnes Holzgebälk. Alte Mosaikstellen von großem Interresse, aber kaum noch erkenntlich. Nachher kam ein padre, der uns zuvörderst das reich ausgeschmückte Kreuz der Kirche zeigte, was zum römischen und griechischen Gottesdienst verwandt wird. Wir hielten uns nicht lange bei den vielen Bildern auf, die an den Wänden hingen, sondern stiegen bald mit Kerzen in die Grotte hinab. Die Treppenseiten mit gelblichem Zeuge tapeziert, unten der schmale Raum der Grotte mit unzähligen von der Decke herabhängenden Lampen von Silber und Gold hell und festlich erleuchtet. Nische der Geburt, wo im Boden der Fleck mit einem silbernen oder goldenen Sterne ausgelegt ist; die Niesche, wo die Wiege stand, die Stelle, wo die Anbetung der Könige statt fand. Dann in Seitengängen der Wohnort Joseph’s, das Grab Hieronymus und Eusebius; das Beinhaus der gemordeten Kinder mit 3 Schlössern verschlossen etc. Mir wäre es lieber gewesen, die rauhen Wände der Grotte ohne jeglichen Schmuck zu sehen als so unkenntlich und mit Prunk überladen. - Vor der Kirchenbesichtigung ein Mahl von Eiern, Reis und Eierkuchen eingenommen; nachher Perlen Waaren eingekauft, dann , etwa um 1 Uhr abgeritten und gegen 3 Uhr in Jerusalem zurück. Nach dem Mittagessen Besuch bei Dr. Macgowen, der nicht zu Hause. Abends kommt Abeken, der eine kleine Vorbereitung für unsern morgenden Abenmahlsgang hält. Sonntag den 10ten August 1845. Gegen 8 Uhr gehe ich mit Georgi nach der Grabkirche der heiligen Maria, der Gottesdienst war leider schon vorbei und man hatte die Lampen schon ausgelöscht. - Überraschender Anblick beim Eintritt in das Gebäude. Eine breite Treppe führt tief in die Grotte hinab und das Gewölbe über der Treppe wie unten in der Kirche strotzt von niederhängenden silbernen oder goldenen Lampen. Neben der Hauptkapelle ist wie in Bethlehem ein Seitenkämmerchen, wo das Grab gezeigt wird, ausgelegt, wenn ich nicht irre, mit Marmor (oder Perlmutter). - Von hier ging ich allein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0085" n="84"/> hier abgeritten <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> nun nach dem rechtsab liegenden <placeName>Bethlehem</placeName>. 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Sonntag d 10ten Aug 1845. Gegen 8 Uhr gehe ich mit Georgi nach der Grabkirche der heil Maria, der Gottesdienst war leider schon vorbei d man hatte die Lampen schon ausgelöscht. - Überraschender Anblick beim Eintritt in d Gebäude. Eine breite Treppe führt tief in d Grotte hinab d d Gewölbe über d Treppe wie unten in d Kirche strotzt von niederhängenden silb od goldenen Lampen. Neben der Hauptkapelle ist wie in Bethlehem ein Seitenkämmerchen, wo d Grab gezeigt wir, ausgelegt, wenn ich nicht irre, mit Marmor (od Perlmutter). - Von hier ging ich allein
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