Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.Großartigkeit, wie ich sie nie geahnt habe. In nebeneinander liegenden mit kleinen Kuppeln überdeckten Räumen zwischen denen ein Mittelgang hinführt, von welchem aus die Thüren nach rechts und links abgehen, geschieht das Sortieren der Eier, worin der Alte (in dem Sonnenstrahl sitzend, der durch ein Kuppelloch grell herabfiel) eine ungemeine Fertigkeit hatte, geschieht das Ausbrüten und ebenso auch das Kribbeln und Krabbeln der jungen Thierchen. In den Bruträumen war an den Wänden rings umher ein schwarzer Streifen glühende Asche zu sehen, deren Glimmen durch trocknen Mist erhalten wurde, weshalb alle Räume räuchrig und übelriechend waren. Die Wärme mochte etwa nur 24-25° betragen. Der Eier und Küchel aber waren Tausende zu sehen; besonders interressant der Raum, wo sie in dem Stadium des Auskriechens waren, die geborstenen Schalen klafften und umherlagen, die noch nassen Küchelchen von den größeren trocken und pflaumig gezupft wurden. Es schienen mir etwa 4-5 Menschen dabei beschäftigt. - Montag den 31ten März 1845. Ich mache mich heut an das Ausarbeiten der Tempel auf meinem Generalplane. Die Tage jetzt kühl und sehr luftig. - Dienstag den 1ten April 1845 Heut früh kommt mein Bote aus Kenne mit Zucker und Essig, aber ohne meine erwartete Uhr. Mittag Besuch von Herrn Wardi, mit dem ich mich 1 Stunde recht wohl unterhalte. Den Tag über am Generalplan fortgefahren. - Mittwoch den 2ten April 1845. Am Auftragen des großen Tempels im Hauptplan fortgefahren. Der Tag kühl und windig. Ich fange an, wieder an Zahnschmerzen zu leiden, wie vor Jahren. Donnerstag den 3ten April 1845. Der große Tempel wird heut fertig. Früh, um mich zu erwärmen, messe ich auf den Dämmen. Der Tag wiederum kalt und windig; fortwährend Zahnmunkeln, was zugleich in Kopfschmerzen ausartet. Freitag den 4ten April 1845. Am Hauptplan gearbeitet. Sehr windig und kalt. Heut gehen leider wieder die Zeitungen aus. - Sonnabend den 5ten April 1845. Den Generalplan weiter gearbeitet, auch am Nachmittag am Souterrain studirt. - Sonntag den 6ten April 1845. Vor- wie Nachmittags mit Georgi Skizzen gemalt. Das Wetter wieder ruhiger und somit auch wärmer. Großartigkeit, wie ich sie nie geahnt habe. In nebeneinander liegenden mit kleinen Kuppeln überdeckten Räumen zwischen denen ein Mittelgang hinführt, von welchem aus die Thüren nach rechts und links abgehen, geschieht das Sortieren der Eier, worin der Alte (in dem Sonnenstrahl sitzend, der durch ein Kuppelloch grell herabfiel) eine ungemeine Fertigkeit hatte, geschieht das Ausbrüten und ebenso auch das Kribbeln und Krabbeln der jungen Thierchen. In den Bruträumen war an den Wänden rings umher ein schwarzer Streifen glühende Asche zu sehen, deren Glimmen durch trocknen Mist erhalten wurde, weshalb alle Räume räuchrig und übelriechend waren. Die Wärme mochte etwa nur 24-25° betragen. Der Eier und Küchel aber waren Tausende zu sehen; besonders interressant der Raum, wo sie in dem Stadium des Auskriechens waren, die geborstenen Schalen klafften und umherlagen, die noch nassen Küchelchen von den größeren trocken und pflaumig gezupft wurden. Es schienen mir etwa 4-5 Menschen dabei beschäftigt. - Montag den 31ten März 1845. Ich mache mich heut an das Ausarbeiten der Tempel auf meinem Generalplane. Die Tage jetzt kühl und sehr luftig. - Dienstag den 1ten April 1845 Heut früh kommt mein Bote aus Kenne mit Zucker und Essig, aber ohne meine erwartete Uhr. Mittag Besuch von Herrn Wardi, mit dem ich mich 1 Stunde recht wohl unterhalte. Den Tag über am Generalplan fortgefahren. - Mittwoch den 2ten April 1845. Am Auftragen des großen Tempels im Hauptplan fortgefahren. Der Tag kühl und windig. Ich fange an, wieder an Zahnschmerzen zu leiden, wie vor Jahren. Donnerstag den 3ten April 1845. Der große Tempel wird heut fertig. Früh, um mich zu erwärmen, messe ich auf den Dämmen. Der Tag wiederum kalt und windig; fortwährend Zahnmunkeln, was zugleich in Kopfschmerzen ausartet. Freitag den 4ten April 1845. Am Hauptplan gearbeitet. Sehr windig und kalt. Heut gehen leider wieder die Zeitungen aus. - Sonnabend den 5ten April 1845. Den Generalplan weiter gearbeitet, auch am Nachmittag am Souterrain studirt. - Sonntag den 6ten April 1845. Vor- wie Nachmittags mit Georgi Skizzen gemalt. Das Wetter wieder ruhiger und somit auch wärmer. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0044" n="43"/> Großartigkeit, wie ich sie nie geahnt habe. 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Der Eier <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> Küchel aber waren Tausende zu sehen; besonders interressant der Raum, wo sie in <choice><abbr>d</abbr><expan>dem</expan></choice> Stadium des Auskriechens waren, die geborstenen Schalen klafften <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> umherlagen, die noch nassen Küchelchen von den größeren trocken <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> pflaumig gezupft wurden. Es schienen mir etwa 4-5 Menschen dabei beschäftigt. - </p> </div> <div n="2"> <p><date when="1845-03-31"><hi rendition="#u">Montag <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> 31ten März 1845</hi></date>. Ich mache mich heut an <choice><abbr>d</abbr><expan>das</expan></choice> Ausarbeiten der Tempel auf meinem Generalplane. 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Großartigkeit, wie ich sie nie geahnt habe. In nebeneinander liegenden mit kl Kuppeln überdeckten Räumen zw denen e Mittelgang hinführt, von welchem aus die Thüren nach rechts d links abgehen, geschieht das Sortieren der Eier, worin der Alte (in dem Sonnenstrahl sitzend, der durch ein Kuppelloch grell herabfiel) eine ungemeine Fertigkeit hatte, geschieht das Ausbrüten d ebenso auch das Kribbeln d Krabbeln der jungen Thierchen. In den Bruträumen war an den Wänden rings umher ein schwarzer Streifen glühende Asche zu sehen, deren Glimmen durch trocknen Mist erhalten wurde, weshalb alle Räume räuchrig d übelriechend waren. Die Wärme mochte etwa nur 24-25° betragen. Der Eier d Küchel aber waren Tausende zu sehen; besonders interressant der Raum, wo sie in d Stadium des Auskriechens waren, die geborstenen Schalen klafften d umherlagen, die noch nassen Küchelchen von den größeren trocken d pflaumig gezupft wurden. Es schienen mir etwa 4-5 Menschen dabei beschäftigt. -
Montag d 31ten März 1845. Ich mache mich heut an d Ausarbeiten der Tempel auf meinem Generalplane. Die Tage jetzt kühl d sehr luftig. -
Dienstag d 1ten April 1845 Heut früh kommt m Bote aus Kenne mit Zucker d Essig, aber ohne meine erwartete Uhr. Mittag Besuch v H Wardi, mit dem ich mich 1 Stunde recht wohl unterhalte. Den Tag über am Generalplan fortgefahren. -
Mittwoch d 2ten April 1845. Am Auftragen des gr Tempels im Hauptplan fortgefahren. Der Tag kühl d windig. Ich fange an, wieder an Zahnschmerzen zu leiden, wie vor Jahren.
Donnerstag d 3ten April 1845. Der gr Tempel wird heut fertig. Früh, um mich zu erwärmen, messe ich auf d Dämmen. Der Tag wiederum kalt d windig; fortwährend Zahnmunkeln, was zugl in Kopfschmerzen ausartet.
Freitag d 4ten April 1845. Am Hauptplan gearbeitet. Sehr windig d kalt. Heut gehen leider wieder die Zeitungen aus. -
Sonnabend d 5ten April 1845. Den Generalplan weiter gearbeitet, auch am Nachm am Souterrain studirt. -
Sonntag d 6ten April 1845. Vor- wie Nachm mit Georgi Skizzen gemalt. Das Wetter wieder ruhiger d somit auch wärmer.
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