Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.denartigsten Marmore, die mustrischen Fußböden, die reichen Mosaikbilder, die Fresken außen und innen, die 4 bronzenen Rosse über dem Eingangsthor (deren Köpfe und Hälse aber zu klein erscheinen). Alles ward betrachtet; dann besah ich den Dogenpallast, erst allein und dann mit Wagner, den ich auch noch in den San Marco führte. Die Säle des Dogenpallastes wurden mit ihm durchwandert und die herrlichen Gemälde von Paul Veronese, Tintoretto pp. von neuem bewundert; nachher machten wir noch eine Wasserfahrt durch den Canal grande, und hielten am Pallast Vendramin stille, der jetzt der Herzogin von Bereg gehört; Besehen desselben im Innern; die Zimmer sind sehr reich und schön eingerichtet; ein Saal mit neueren Bildern zog mich absonderlich an; es waren da Sachen von Ariarc Vernet und andren berühmten Meistern. Von hier nach dem Eisenbahn Viadukt gefahren, der in der That ein ganz kolossales Unternehmen ist; (NB die Brückenbogen haben 3 Stein Stärke aus gebrannten Ziegeln). Dann zum Gasthof, wo ich allein zu Mittag speiste und sodann von Wagner Abschied nahm. Um 3 Uhr Nachmittags fuhr ich zu Wasser über die Lagunen zum Bahnhofe, der einstweilen noch am festen Lande ist, da an der Brücke noch einige Bogen fehlen. Die Fahrt nach Padua unglaublich langsam und alle Augenblicke wird still gehalten; die Wagen zu etwa 40 Personen nicht sehr bequem, doch ländlich. Wie freute ich mich der unendlich fruchtbaren Gegenden, der mit Bäumen umkränzten und von Wein überrankten Saatfelder, der erquicklichen, obwohl kühlen Abendluft; es war mir lieb, daß es langsam ging. Etwa um 1/2 7 Uhr kamen wir nach Padua; die Sonne war schon untergegangen. Ich folgte vom Bahnhofe meinem Portier in das Hotel: L'aigle d'or, ein weiter Weg in die Stadt hinein; trank Thee und aß zum erstenmal nach langer Zeit wieder schöne frische Butter, schrieb Tagebuch und ging dann nach 1/2 10 Uhr zu Bette; ein an Genüssen reicher Tag! - Freitag den 17ten October 1845. Heut Vormittag mit einem Lohnbedienten die Merkwürdigkeiten der Stadt besichtigt; zuerst in die kleine Basilica Santa Annunziata neben der sogenannten Arena, voll von interressanten Fresken von Giotto. Das Universitätsgebäude von Palladio, dessen Hof besonders merkwürdig, denn in den Arkaden ringsumher sind alle Wappen der früheren Studenten eingemauert und skulpirt. Dann in das Cafe Pedrocchi, ein neues Etablissement vom Architekten Jazpelli. Es enthält unten die Cafe Räume, oben Festlokale; darunter ein Ägyptisches Zimmer, eins in orientalischem Styl, eins im gothischen Styl; denartigsten Marmore, die mustrischen Fußböden, die reichen Mosaikbilder, die Fresken außen und innen, die 4 bronzenen Rosse über dem Eingangsthor (deren Köpfe und Hälse aber zu klein erscheinen). Alles ward betrachtet; dann besah ich den Dogenpallast, erst allein und dann mit Wagner, den ich auch noch in den San Marco führte. Die Säle des Dogenpallastes wurden mit ihm durchwandert und die herrlichen Gemälde von Paul Veronese, Tintoretto pp. von neuem bewundert; nachher machten wir noch eine Wasserfahrt durch den Canal grande, und hielten am Pallast Vendramin stille, der jetzt der Herzogin von Bereg gehört; Besehen desselben im Innern; die Zimmer sind sehr reich und schön eingerichtet; ein Saal mit neueren Bildern zog mich absonderlich an; es waren da Sachen von Ariarc Vernet und andren berühmten Meistern. Von hier nach dem Eisenbahn Viadukt gefahren, der in der That ein ganz kolossales Unternehmen ist; (NB die Brückenbogen haben 3 Stein Stärke aus gebrannten Ziegeln). Dann zum Gasthof, wo ich allein zu Mittag speiste und sodann von Wagner Abschied nahm. Um 3 Uhr Nachmittags fuhr ich zu Wasser über die Lagunen zum Bahnhofe, der einstweilen noch am festen Lande ist, da an der Brücke noch einige Bogen fehlen. Die Fahrt nach Padua unglaublich langsam und alle Augenblicke wird still gehalten; die Wagen zu etwa 40 Personen nicht sehr bequem, doch ländlich. Wie freute ich mich der unendlich fruchtbaren Gegenden, der mit Bäumen umkränzten und von Wein überrankten Saatfelder, der erquicklichen, obwohl kühlen Abendluft; es war mir lieb, daß es langsam ging. Etwa um ½ 7 Uhr kamen wir nach Padua; die Sonne war schon untergegangen. Ich folgte vom Bahnhofe meinem Portier in das Hotel: L’aigle d’or, ein weiter Weg in die Stadt hinein; trank Thee und aß zum erstenmal nach langer Zeit wieder schöne frische Butter, schrieb Tagebuch und ging dann nach ½ 10 Uhr zu Bette; ein an Genüssen reicher Tag! - Freitag den 17ten October 1845. Heut Vormittag mit einem Lohnbedienten die Merkwürdigkeiten der Stadt besichtigt; zuerst in die kleine Basilica Santa Annunziata neben der sogenannten Arena, voll von interressanten Fresken von Giotto. Das Universitätsgebäude von Palladio, dessen Hof besonders merkwürdig, denn in den Arkaden ringsumher sind alle Wappen der früheren Studenten eingemauert und skulpirt. Dann in das Café Pedrocchi, ein neues Etablissement vom Architekten Jazpelli. 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denartigsten Marmore, die mustrischen Fußböden, die reichen Mosaikbilder, die Fresken außen d innen, die 4 bronzenen Rosse über dem Eingangsthor (deren Köpfe d Hälse aber zu klein erscheinen). Alles ward betrachtet; dann besah ich den Dogenpallast, erst allein d dann mit Wagner, den ich auch noch in den San Marco führte. Die Säle des Dogenpallastes wurden mit ihm durchwandert d die herrlichen Gemälde v Paul Veronese, Tintoretto pp. von neuem bewundert; nachher machten wir noch eine Wasserfahrt durch den Canal grande, d hielten am Pallast Vendramin stille, der jetzt der Herzogin von Bereg gehört; Besehen desselben im Innern; die Zimmer sind sehr reich d schön eingerichtet; ein Saal mit neueren Bildern zog mich absonderlich an; es waren da Sachen v Ariarc Vernet d andren berühmten Meistern. Von hier nach dem Eisenbahn Viadukt gefahren, der in d That ein ganz kolossales Unternehmen ist; (NB die Brückenbogen haben 3 Stein Stärke aus gebrannten Ziegeln). Dann zum Gasthof, wo ich allein zu Mittag speiste d sodann von Wagner Abschied nahm. Um 3 Uhr Nachm fuhr ich zu Wasser über die Lagunen zum Bahnhofe, der einstweilen noch am festen Lande ist, da an der Brücke noch einige Bogen fehlen. Die Fahrt nach Padua unglaublich langsam d alle Augenblicke wird still gehalten; die Wagen zu etwa 40 Personen nicht sehr bequem, doch ländlich. Wie freute ich mich der unendlich fruchtbaren Gegenden, der mit Bäumen umkränzten d v Wein überrankten Saatfelder, der erquicklichen, obwohl kühlen Abendluft; es war mir lieb, daß es langsam ging. Etwa um ½ 7 Uhr kamen wir nach Padua; die Sonne war schon untergegangen. Ich folgte v Bahnhofe meinem Portier in das Hotel: L’aigle d’or, ein weiter Weg in die Stadt hinein; trank Thee d aß zum erstenmal nach langer Zeit wieder schöne frische Butter, schrieb Tagebuch d ging dann nach ½ 10 Uhr zu Bette; ein an Genüssen reicher Tag! -
Freitag d 17ten Oct 1845. Heut Vorm mit e Lohnbedienten die Merkwürdigkeiten der Stadt besichtigt; zuerst in d kl Basilica Sta Annunziata neben der sogen Arena, voll von interr Fresken v Giotto. Das Universitätsgebäude v Palladio, dessen Hof besonders merkwürdig, denn in den Arkaden ringsumher sind alle Wappen der früheren Studenten eingemauert d skulpirt. Dann in das Café Pedrocchi, ein neues Etablissement v Architekten Jazpelli. Es enthält unten die Café Räume, oben Festlokale; darunter e Ägypt Zimmer, eins in oriental Styl, eins im gothischen Styl;
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