Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844.außer wenigen Tropfen fiel kein Regen und in Abekens Zelte legte ich mich mit ihm um 1/4 10 Uhr zu Bett. - Nach dem Mittagstisch trank ich mit Jussuf in einem ordinären Caffee Busa, ein Getränk aus Getreide, was wie verdünnter und gesäuerter Brodteig schmeckt, für mich seiner Consistenz wegen nicht grade angenehm. - Bei dem Zusammenpacken der Sachen fällt mir heut Abend meine Brille aus der Tasche, die nicht zu finden ist, was mich sehr unglücklich macht. Mittwoch den 1ten November 1843. Heut früh im Dunkel etwa um 1/4 4 Uhr hatte sich das gestrige Gewitter bis zu uns völlig heraufgezogen, Blitze und Donner rollte, endlich kam der Regen und wenn auch nicht mit großer Heftigkeit, hielt er doch etwa 2 Stunden an und jetzt, wo es halb 10 Uhr ist, ist der Himmel noch trübe, von Zeit zu Zeit regnet es, rings umher stehen Gewitter; die Temperatur ist etwa 16°; die Sonne hat noch nicht durch das Gewölk brechen können; es ist einem unbehaglich zu Muthe. - Viel Freude macht es mir, daß ich heut früh meine Brille unversehrt wiederfinde; seltsamer Charakter des sonnenlosen Egyptens! Der ganze Tag ist heut trübe und regnicht und kalt, die Erde feucht. Ich bin in meinem Zelte heut ziemlich müßig; die Kameele für hier zurückzulassende Sachen kommen und 9 Stück werden damit nach der Stadt hin beladen. Am Nachmittag lese ich ein wenig im Tasso und dann gehe ich mit Abeken und Lepsius nach den Ruinen der Syene spatzieren. Auf dem Rückwege besuchen wir das Sklavenlager. Die armen Kleinen saßen in ihre Tücher gewickelt da; mein Julchen bekam auf meinen Wunsch von Lepsius ein 4 Piasterstück, die Schwarzen backten wieder Brod; es wurde uns eine glückliche Reise prophezeit und wir vergnügten uns ein ganzes Weilchen bei ihnen. Dann zu unsren Zelten und für morgen früh werden die Cameele zum Aufbruch nach Phylae bestellt. Heut Abend nach dem Essen machen wir Turnkünste, die uns sehr belustigen, dann spiele ich einmal wieder mit Abeken bis 10 Uhr Schach, 2 Parthien; sehr müde zu Bett. Gegen Abend heitert sich der Himmel doch so auf, daß wir hoffen können, die Nacht ohne Regen zuzubringen. - Donnerstag den 2ten November 1843. Heut früh Aufbruch nach Phylae. 23 Kameele werden [...] mit unsern Sachen beladen, und dann reiten wir am Sklavenlager vorbei den schon bekannten Weg nach dem Dorfe vor Phylae; ich reite mit Abeken zusammen und wir treffen Lepsius un Ernst schon in der dort liegenden außer wenigen Tropfen fiel kein Regen und in Abekens Zelte legte ich mich mit ihm um ¼ 10 Uhr zu Bett. - Nach dem Mittagstisch trank ich mit Jussuf in einem ordinären Caffee Busa, ein Getränk aus Getreide, was wie verdünnter und gesäuerter Brodteig schmeckt, für mich seiner Consistenz wegen nicht grade angenehm. - Bei dem Zusammenpacken der Sachen fällt mir heut Abend meine Brille aus der Tasche, die nicht zu finden ist, was mich sehr unglücklich macht. Mittwoch den 1ten November 1843. Heut früh im Dunkel etwa um ¼ 4 Uhr hatte sich das gestrige Gewitter bis zu uns völlig heraufgezogen, Blitze und Donner rollte, endlich kam der Regen und wenn auch nicht mit großer Heftigkeit, hielt er doch etwa 2 Stunden an und jetzt, wo es halb 10 Uhr ist, ist der Himmel noch trübe, von Zeit zu Zeit regnet es, rings umher stehen Gewitter; die Temperatur ist etwa 16°; die Sonne hat noch nicht durch das Gewölk brechen können; es ist einem unbehaglich zu Muthe. - Viel Freude macht es mir, daß ich heut früh meine Brille unversehrt wiederfinde; seltsamer Charakter des sonnenlosen Egyptens! Der ganze Tag ist heut trübe und regnicht und kalt, die Erde feucht. Ich bin in meinem Zelte heut ziemlich müßig; die Kameele für hier zurückzulassende Sachen kommen und 9 Stück werden damit nach der Stadt hin beladen. Am Nachmittag lese ich ein wenig im Tasso und dann gehe ich mit Abeken und Lepsius nach den Ruinen der Syene spatzieren. Auf dem Rückwege besuchen wir das Sklavenlager. Die armen Kleinen saßen in ihre Tücher gewickelt da; mein Julchen bekam auf meinen Wunsch von Lepsius ein 4 Piasterstück, die Schwarzen backten wieder Brod; es wurde uns eine glückliche Reise prophezeit und wir vergnügten uns ein ganzes Weilchen bei ihnen. Dann zu unsren Zelten und für morgen früh werden die Cameele zum Aufbruch nach Phylae bestellt. Heut Abend nach dem Essen machen wir Turnkünste, die uns sehr belustigen, dann spiele ich einmal wieder mit Abeken bis 10 Uhr Schach, 2 Parthien; sehr müde zu Bett. Gegen Abend heitert sich der Himmel doch so auf, daß wir hoffen können, die Nacht ohne Regen zuzubringen. - Donnerstag den 2ten November 1843. Heut früh Aufbruch nach Phylae. 23 Kameele werden […] mit unsern Sachen beladen, und dann reiten wir am Sklavenlager vorbei den schon bekannten Weg nach dem Dorfe vor Phylae; ich reite mit Abeken zusammen und wir treffen Lepsius un Ernst schon in der dort liegenden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0068" n="67"/> außer wenigen Tropfen fiel kein Regen <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> in <persName>Abeken</persName>s Zelte legte ich mich mit ihm um ¼ 10 Uhr zu Bett. - Nach <choice><abbr>d</abbr><expan>dem</expan></choice> Mittagstisch trank ich mit <persName>Jussuf</persName> in einem ordinären Caffee Busa, ein Getränk aus Getreide<choice><sic/><corr>,</corr></choice> was wie verdünnter <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> gesäuerter Brodteig schmeckt, für mich seiner Consistenz wegen nicht grade angenehm. - Bei <choice><abbr>d</abbr><expan>dem</expan></choice> <choice><abbr>Zuspacken</abbr><expan>Zusammenpacken</expan></choice> der Sachen fällt mir heut Abend meine Brille aus <choice><abbr>d</abbr><expan>der</expan></choice> Tasche, die nicht zu finden ist, was mich sehr unglücklich macht. </p> </div> <div n="2"> <p><date when="1843-11-01"><hi rendition="#u">Mittwoch <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> 1ten <choice><abbr>Nov</abbr><expan>November</expan></choice> 1843</hi></date>. 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Mittwoch d 1ten Nov 1843. Heut früh im Dunkel etwa um ¼ 4 Uhr hatte sich das gestrige Gewitter bis zu uns völlig heraufgezogen, Blitze d Donner rollte, endl kam d Regen d wenn auch nicht mit großer Heftigkeit, hielt er doch etwa 2 Stunden an d jetzt, wo es halb 10 Uhr ist, ist d Himmel noch trübe, von Zeit zu Zeit regnet es, rings umher stehen Gewitter; die Temperatur ist etwa 16°; die Sonne hat noch nicht durch d Gewölk brechen können; es ist einem unbehaglich zu Muthe. - Viel Freude macht es mir, daß ich heut früh meine Brille unversehrt wiederfinde; seltsamer Charakter des sonnenlosen Egyptens! Der ganze Tag ist heut trübe d regnicht d kalt, die Erde feucht. Ich bin in meinem Zelte heut ziemlich müßig; die Kameele für hier zurückzulassende Sachen kommen d 9 Stück werden damit nach d Stadt hin beladen. Am Nachm lese ich ein wenig im Tasso d dann gehe ich mit Abeken d Leps nach d Ruinen der Syene spatzieren. Auf d Rückwege besuchen wir das Sklavenlager. Die armen Kleinen saßen in ihre Tücher gewickelt da; mein Julchen bekam auf meinen Wunsch v Leps ein 4 Piasterstück, die Schwarzen backten wieder Brod; es wurde uns eine glückliche Reise prophezeit d wir vergnügten uns ein ganzes Weilchen bei ihnen. Dann zu unsren Zelten d für morgen früh werden die Cameele zum Aufbruch nach Phylae bestellt. Heut Abend nach d Essen machen wir Turnkünste, die uns sehr belustigen, dann spiele ich einmal wieder mit Abeken bis 10 Uhr Schach, 2 Parthien; sehr müde zu Bett. Gegen Abend heitert sich der Himmel doch so auf, daß wir hoffen können, die Nacht ohne Regen zuzubringen. -
Donnerstag d 2ten Nov 1843. Heut früh Aufbruch nach Phylae. 23 Kameele werden mit unsern Sachen beladen, d dann reiten wir am Sklavenlager vorbei den schon bekannten Weg nach dem Dorfe vor Phylae; ich reite mit Abeken zusammen d wir treffen Leps d Ernst schon in der dort liegenden
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Zitationshilfe: | Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch02_1843/68>, abgerufen am 23.02.2025. |