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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844.

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Den 19ten September 1843 Dienstag. - Heut früh fahren wir weiter bei Schech Saide vorbei nach El Tell. Es dauert lange, ehe wir zum Anlanden kommen, weil sie aus Zufall bis beinah nach El Amarna gefahren sind und der heftige Wind ein stromab fahren nur mit großer Mühe gestattet. Endlich aber landen wir bei El Tell, lassen Esel kommen, und reiten nach den, eine starke halbe Stunde entfernten Felsengräbern. Das Plateau zieht sich bei El Tell in einem großen Bogen vom Nil ab und läßt zwischen sich eine mächtige Ebne liegen, darin die Ruinen des alten Alabastron liegen sollen, was wir Morgen untersuchen werden. Die Gräber der 18ten Dynastie, die wir an den Felswänden dieser Ebne liegend, fanden, waren für Lepsius sehr interressant, weil er sie für äthiopischen Ursprungs erkannte. Er hat nur seine Noten gemacht und das Nothwendigste ist abgeklatscht worden. Es würde zu viel Zeit kosten, wenn wir anfangen wollten, jetzt hier gründlicher zu arbeiten und wir versparen es uns auf die Rückreise. Das letzte und interressanteste Grab besehen wir bei Lichte und kehren dann zum Schiffe zurück. -

Mittwoch den 20ten September 1843. Wir gehen heut noch einmal in die beiden letzten, nördlichen Felsengräber, wo die Inschriften gründlicher untersucht und abgeklatscht werden; in dem letzteren wird ein ganz neuer Königsnamen gefunden. Diese Arbeiten halten uns bis 1 Uhr Mittags auf, wo wir dann nach den Barken zurückkehren. Am Nachmittag fahren wir ein wenig aufwärts bis in die Gegend von el Amarna, und besichtigen dann die Ruinen der hier in enormer Ausdehnung angelegten alten Stadt. Bei den Tempelräumen an dem vordersten Pylonenpaare finden sich Granit, Sandstein und andre Steinarten mit Bruchstücken von Inschriften; sie werden mitgenommen. Ich für mein Theil nehme den Tempel auf, dessen Umfangsmauern der 2 Vorhöfe und Pylonenpaare (Alles von Nilziegeln) noch erkennbar sind; dann kehre ich wieder zum Schiffe mit Lepsius und Abeken zurück. Zum Abend hat heut Franke Kartoffelklöße gemacht, die mit gebackenen Pflaumen recht gut schmecken.

Donnerstag den 21ten September 1843. Mutters Geburtstag. Nachdem wir gestern Abend wahrscheinlich wegen Furchtsamkeit der Schiffsmannschaft auf der andern Nilseite am Dorfe Guerfe Sarghaune angelegt hatten, fahren wir trotz aller Protestationen des Kavaß und der Reiße heut nach el Amarna über, um die etwa noch übrigen Felsengräber zu untersuchen. Die Furcht scheint denn doch hier so ganz ohne Grund nicht zu sein. Wir finden die ganze männliche Bevölkerung bewaffnet, eigentlich in Rebellion gegen den Pascha, dem sie die Abgaben nicht bezahlen wollen und können. Auf

Den 19ten September 1843 Dienstag. - Heut früh fahren wir weiter bei Schech Saide vorbei nach El Tell. Es dauert lange, ehe wir zum Anlanden kommen, weil sie aus Zufall bis beinah nach El Amarna gefahren sind und der heftige Wind ein stromab fahren nur mit großer Mühe gestattet. Endlich aber landen wir bei El Tell, lassen Esel kommen, und reiten nach den, eine starke halbe Stunde entfernten Felsengräbern. Das Plateau zieht sich bei El Tell in einem großen Bogen vom Nil ab und läßt zwischen sich eine mächtige Ebne liegen, darin die Ruinen des alten Alabastron liegen sollen, was wir Morgen untersuchen werden. Die Gräber der 18ten Dynastie, die wir an den Felswänden dieser Ebne liegend, fanden, waren für Lepsius sehr interressant, weil er sie für äthiopischen Ursprungs erkannte. Er hat nur seine Noten gemacht und das Nothwendigste ist abgeklatscht worden. Es würde zu viel Zeit kosten, wenn wir anfangen wollten, jetzt hier gründlicher zu arbeiten und wir versparen es uns auf die Rückreise. Das letzte und interressanteste Grab besehen wir bei Lichte und kehren dann zum Schiffe zurück. -

Mittwoch den 20ten September 1843. Wir gehen heut noch einmal in die beiden letzten, nördlichen Felsengräber, wo die Inschriften gründlicher untersucht und abgeklatscht werden; in dem letzteren wird ein ganz neuer Königsnamen gefunden. Diese Arbeiten halten uns bis 1 Uhr Mittags auf, wo wir dann nach den Barken zurückkehren. Am Nachmittag fahren wir ein wenig aufwärts bis in die Gegend von el Amarna, und besichtigen dann die Ruinen der hier in enormer Ausdehnung angelegten alten Stadt. Bei den Tempelräumen an dem vordersten Pylonenpaare finden sich Granit, Sandstein und andre Steinarten mit Bruchstücken von Inschriften; sie werden mitgenommen. Ich für mein Theil nehme den Tempel auf, dessen Umfangsmauern der 2 Vorhöfe und Pylonenpaare (Alles von Nilziegeln) noch erkennbar sind; dann kehre ich wieder zum Schiffe mit Lepsius und Abeken zurück. Zum Abend hat heut Franke Kartoffelklöße gemacht, die mit gebackenen Pflaumen recht gut schmecken.

Donnerstag den 21ten September 1843. Mutters Geburtstag. Nachdem wir gestern Abend wahrscheinlich wegen Furchtsamkeit der Schiffsmannschaft auf der andern Nilseite am Dorfe Guerfe Sarghaune angelegt hatten, fahren wir trotz aller Protestationen des Kavaß und der Reiße heut nach el Amarna über, um die etwa noch übrigen Felsengräber zu untersuchen. Die Furcht scheint denn doch hier so ganz ohne Grund nicht zu sein. Wir finden die ganze männliche Bevölkerung bewaffnet, eigentlich in Rebellion gegen den Pascha, dem sie die Abgaben nicht bezahlen wollen und können. Auf

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[40/0041] D 19ten Sept 1843 Dienstag. - Heut früh fahren wir weiter bei Schech Saide vorbei nach El Tell. Es dauert lange, ehe wir zum Anlanden kommen, weil sie aus Zufall bis beinah nach El Amarna gefahren sind d d heftige Wind ein stromab fahren nur mit großer Mühe gestattet. Endl aber landen wir bei El Tell, lassen Esel kommen, d reiten nach den, e starke halbe Stunde entfernten Felsengräbern. Das Plateau zieht sich bei El Tell in einem großen Bogen vom Nil ab d läßt zwischen sich eine mächtige Ebne liegen, darin die Ruinen des alten Alabastron liegen sollen, was wir Morgen untersuchen werden. Die Gräber der 18ten Dynastie, die wir an d Felswänden dieser Ebne liegend, fanden, waren für Leps sehr interressant, weil er sie für äthiopischen Ursprungs erkannte. Er hat nur seine Noten gemacht d das Nothwendigste ist abgeklatscht worden. Es würde zu viel Zeit kosten, wenn wir anfangen wollten, jetzt hier gründlicher zu arbeiten d wir versparen es uns auf d Rückreise. Das letzte d interressanteste Grab besehen wir bei Lichte d kehren dann zum Schiffe zurück. - Mittwoch d 20ten Sept 1843. Wir gehen heut noch einmal in die beiden letzten, nördl Felsengräber, wo die Inschriften gründlicher untersucht d abgeklatscht werden; in dem letzteren wird ein ganz neuer Königsnamen gefunden. Diese Arbeiten halten uns bis 1 Uhr Mittags auf, wo wir dann nach d Barken zurückkehren. Am Nachmittag fahren wir ein wenig aufwärts bis in die Gegend von el Amarna, d besichtigen dann die Ruinen der hier in enormer Ausdehnung angelegten alten Stadt. Bei den Tempelräumen an dem vordersten Pylonenpaare finden sich Granit, Sandstein d andre Steinarten mit Bruchstücken von Inschriften; sie werden mitgenommen. Ich für mein Theil nehme den Tempel auf, dessen Umfangsmauern der 2 Vorhöfe d Pylonenpaare (Alles von Nilziegeln) noch erkennbar sind; dann kehre ich wieder zum Schiffe mit Leps d Abeken zurück. Zum Abend hat heut Franke Kartoffelklöße gemacht, die mit gebackenen Pflaumen recht gut schmecken. Donnerstag d 21ten Sept 1843. Mutters Geburtstag. Nachdem wir gestern Abend wahrsch wegen Furchtsamkeit der Schiffsmannschaft auf der andern Nilseite am Dorfe Guerfe Sarghaune angelegt hatten, fahren wir trotz aller Protestationen des Kavaß d der Reiße heut nach el Amarna über, um die etwa noch übrigen Felsengräber zu untersuchen. Die Furcht scheint denn doch hier so ganz ohne Grund nicht zu sein. Wir finden die ganze männliche Bevölkerung bewaffnet, eigentlich in Rebellion gegen d Pascha, dem sie die Abgaben nicht bezahlen wollen d können. Auf

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch02_1843/41>, abgerufen am 21.11.2024.