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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844.

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Bei dem Schiffbauer dann vorbeigekommen und den Bau neuer Sakien beobachtet, welche ganz ohne Eisen gemacht sind; alle Felgen sind mit geschnittenen Thierhautstreifen verfestigt. Tragen der Kinder auf den Hüften; geflochtene anliegende Haare der Männer [Abbildung] ; Elfenbeinringe und Perlenschnüre der Weiber, hängende Brüste. - Zurück kommen wir vor dem Haus des Pascha's vorüber; nackter, verrückter Kerl auf dem Markt. - Abends Schach zu 4. -

Sonntag den 11 ten Februar 1844. Der heutige Tag vergeht mit Besuchen, die mir im Ganzen unausstehlich sind; ich komme kaum zu 1-2 Seiten, die ich in meinem Brief fortfahre. Abends 4 Schach, ich und Lepsius allein. Wir hatten am Vormittag wieder gemeinsam Andacht. -

Montag den 12ten Februar 1844. Brief fortgefahren und Besuche von befreundeten Männern sowie von Ouvriers gehabt; nicht aus dem Hause gekommen; ich habe meinen Hals ein wenig erkältet und bin heiser. Vor einigen Tagen habe ich meinen Bart (den Schnurbart ausgenommen) rasiren lassen, der seit meiner Abreise aus Cairo, also über Jahresfrist, stehen geblieben war; nun sehe ich wieder menschlich aus; Ernst ebenso. Wir, das heißt Lepsius, Abeken und ich waren am Abend zum Doktor Hermanowitsch gebeten, ich konnte und mochte aber nicht hingehen, theils der Heiserkeit wegen, theils weil ich keinen Anzug hatte.

Dienstag den 13ten Februar 1844. Ich fahre am Briefe fort; wir bekommen, wie alle Tage Besuche von den Europäern, die viel Zeit wegnehmen. Gegen Abend des Tages mache ich mit Jussuf einen kleinen Spatziergang über den Bazar, der freilich schon beinah ganz geschlossen ist, über den wimmelnden Markt und durch die Vorstadt, wo wir mancher anbittenden Mädchen ansichtig werden, die mit ihrem Schurz um den Leib vor den Hütten stehen, es fehlt bisweilen nicht an anmuthigen Formen; sie waren meist schwarz, doch auch braune und weiße waren zu sehen, letztere in seidne Gewänder gehüllt, die mehr werth waren, als die Personen selber. Solche Dirnen kamen auch nachher in das Caffee, in welches wir gingen, um eine Tschischa zu rauchen, wo sie sich zu Türken rauchend hinsetzten und sich mit ihnen unterhalten. Das Caffee bildet ein großes Gemach mit 4 Säulen im Quadrat in der Mitte, zwischen denen durch eine runde Öffnung die Luft einfällt; doch sind noch außerdem Fenster und Thüren vorhanden, deren eine nach dem Bazar führt; rings umher ist wie gewöhnlich eine Divan-Aufmauerung. Viele Sesselchen zu beliebigem Gebrauch stehen umher. Nach dem Abendessen wieder eine Parthie Schach en 4. -

Mittwoch den 14ten Februar 1844. Wir machen heut auf der großen Barke von Musa Bey eine Exkursion nach dem weißen Flusse. Schon 1/2 Stunde vor der Einmündung des blauen wollten die Schiffer an einer Insel anlegen, vorschützend, sie könnten bei dem starken Nordwinde der Tüchtigkeit und Langsamkeit des Flusses wegen nicht zurückkehren; indessen bestimmten wir sie, doch noch 1 gute Stunde weiter zu segeln und dann legten wir am rechten Ufer, wo es bewachsen zu werden beginnt, an. - Große Breite des Stromes; Unzahl von Gänsen und andren Wasservögeln fast auf meilenlangen Sandbänken aufgereiht; Zug schöner Reiher mit rothen Flügeln. Krokodill am Ufer, worauf ich schieße, scheinbar ohne zu treffen, denn es begibt sich ins Wasser. Mutters letzte Schokoladentafel verzehren wir auf dem Schiffe. - Ans Land gestiegen zerstreuen wir uns,

Bei dem Schiffbauer dann vorbeigekommen und den Bau neuer Sakien beobachtet, welche ganz ohne Eisen gemacht sind; alle Felgen sind mit geschnittenen Thierhautstreifen verfestigt. Tragen der Kinder auf den Hüften; geflochtene anliegende Haare der Männer [Abbildung] ; Elfenbeinringe und Perlenschnüre der Weiber, hängende Brüste. - Zurück kommen wir vor dem Haus des Pascha’s vorüber; nackter, verrückter Kerl auf dem Markt. - Abends Schach zu 4. -

Sonntag den 11 ten Februar 1844. Der heutige Tag vergeht mit Besuchen, die mir im Ganzen unausstehlich sind; ich komme kaum zu 1-2 Seiten, die ich in meinem Brief fortfahre. Abends 4 Schach, ich und Lepsius allein. Wir hatten am Vormittag wieder gemeinsam Andacht. -

Montag den 12ten Februar 1844. Brief fortgefahren und Besuche von befreundeten Männern sowie von Ouvriers gehabt; nicht aus dem Hause gekommen; ich habe meinen Hals ein wenig erkältet und bin heiser. Vor einigen Tagen habe ich meinen Bart (den Schnurbart ausgenommen) rasiren lassen, der seit meiner Abreise aus Cairo, also über Jahresfrist, stehen geblieben war; nun sehe ich wieder menschlich aus; Ernst ebenso. Wir, das heißt Lepsius, Abeken und ich waren am Abend zum Doktor Hermanowitsch gebeten, ich konnte und mochte aber nicht hingehen, theils der Heiserkeit wegen, theils weil ich keinen Anzug hatte.

Dienstag den 13ten Februar 1844. Ich fahre am Briefe fort; wir bekommen, wie alle Tage Besuche von den Europäern, die viel Zeit wegnehmen. Gegen Abend des Tages mache ich mit Jussuf einen kleinen Spatziergang über den Bazar, der freilich schon beinah ganz geschlossen ist, über den wimmelnden Markt und durch die Vorstadt, wo wir mancher anbittenden Mädchen ansichtig werden, die mit ihrem Schurz um den Leib vor den Hütten stehen, es fehlt bisweilen nicht an anmuthigen Formen; sie waren meist schwarz, doch auch braune und weiße waren zu sehen, letztere in seidne Gewänder gehüllt, die mehr werth waren, als die Personen selber. Solche Dirnen kamen auch nachher in das Caffée, in welches wir gingen, um eine Tschischa zu rauchen, wo sie sich zu Türken rauchend hinsetzten und sich mit ihnen unterhalten. Das Caffee bildet ein großes Gemach mit 4 Säulen im Quadrat in der Mitte, zwischen denen durch eine runde Öffnung die Luft einfällt; doch sind noch außerdem Fenster und Thüren vorhanden, deren eine nach dem Bazar führt; rings umher ist wie gewöhnlich eine Divan-Aufmauerung. Viele Sesselchen zu beliebigem Gebrauch stehen umher. Nach dem Abendessen wieder eine Parthie Schach en 4. -

Mittwoch den 14ten Februar 1844. Wir machen heut auf der großen Barke von Musa Bey eine Exkursion nach dem weißen Flusse. Schon 1/2 Stunde vor der Einmündung des blauen wollten die Schiffer an einer Insel anlegen, vorschützend, sie könnten bei dem starken Nordwinde der Tüchtigkeit und Langsamkeit des Flusses wegen nicht zurückkehren; indessen bestimmten wir sie, doch noch 1 gute Stunde weiter zu segeln und dann legten wir am rechten Ufer, wo es bewachsen zu werden beginnt, an. - Große Breite des Stromes; Unzahl von Gänsen und andren Wasservögeln fast auf meilenlangen Sandbänken aufgereiht; Zug schöner Reiher mit rothen Flügeln. Krokodill am Ufer, worauf ich schieße, scheinbar ohne zu treffen, denn es begibt sich ins Wasser. Mutters letzte Schokoladentafel verzehren wir auf dem Schiffe. - Ans Land gestiegen zerstreuen wir uns,

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[118/0119] Bei dem Schiffbauer dann vorbeigekommen d den Bau neuer Sakien beobachtet, welche ganz ohne Eisen gemacht sind; alle Felgen sind mit geschnittenen Thierhautstreifen verfestigt. Tragen der Kinder auf den Hüften; geflochtene anliegende Haare der Männer [Abbildung] ; Elfenbeinringe d Perlenschnüre der Weiber, hängende Brüste. - Zurück kommen wir vor d Haus des Pascha’s vorüber; nackter, verrückter Kerl auf d Markt. - Abends Schach zu 4. - Sonntag d 11 ten Febr 1844. Der heutige Tag vergeht mit Besuchen, die mir im Ganzen unausstehlich sind; ich komme kaum zu 1-2 Seiten, die ich in meinem Brief fortfahre. Abends 4 Schach, ich d Leps allein. Wir hatten am Vorm wieder gemeinsam Andacht. - Montag d 12ten Febr 1844. Brief fortgefahren und Besuche von befreundeten Männern sowie von Ouvriers gehabt; nicht aus d Hause gekommen; ich habe meinen Hals ein wenig erkältet d bin heiser. Vor einigen Tagen habe ich meinen Bart (den Schnurbart ausgenommen) rasiren lassen, der seit meiner Abreise aus Cairo, also über Jahresfrist, stehen geblieben war; nun sehe ich wieder menschlich aus; Ernst ebenso. Wir, d h Leps, Ab d ich waren am Abend zum Dr Hermanowitsch gebeten, ich konnte d mochte aber nicht hingehen, theils der Heiserkeit wegen, theils weil ich keinen Anzug hatte. Dienstag d 13ten Febr 1844. Ich fahre am Briefe fort; wir bekommen, wie alle Tage Besuche v den Europäern, die viel Zeit wegnehmen. Gegen Abend des Tages mache ich mit Jussuf einen kl Spatziergang über den Bazar, der freilich schon beinah ganz geschlossen ist, über den wimmelnden Markt d durch d Vorstadt, wo wir mancher anbittenden Mädchen ansichtig werden, die mit ihrem Schurz um d Leib vor den Hütten stehen, es fehlt bisweilen nicht an anmuthigen Formen; sie waren meist schwarz, doch auch braune d weiße waren zu sehen, letztere in seidne Gewänder gehüllt, die mehr werth waren, als die Personen selber. Solche Dirnen kamen auch nachher in das Caffée, in welches wir gingen, um eine Tschischa zu rauchen, wo sie sich zu Türken rauchend hinsetzten d sich mit ihnen unterhalten. Das Caffee bildet ein großes Gemach mit 4 Säulen im Quadrat in d Mitte, zwischen denen durch e runde Öffnung d Luft einfällt; doch sind noch außerdem Fenster d Thüren vorhanden, deren eine nach d Bazar führt; rings umher ist wie gewöhnlich eine Divan-Aufmauerung. Viele Sesselchen zu beliebigem Gebrauch stehen umher. Nach dem Abendessen wieder eine Parthie Schach en 4. - Mittwoch d 14ten Febr 1844. Wir machen heut auf d großen Barke von Musa Bey eine Exkursion nach d weißen Flusse. Schon 1/2 Stunde v d Einmündung des blauen wollten die Schiffer an einer Insel anlegen, vorschützend, sie könnten bei dem starken Nordwinde der Tüchtigkeit d Langsamkeit des Flusses wegen nicht zurückkehren; indessen bestimmten wir sie, doch noch 1 gute Stunde weiter zu segeln d dann legten wir am rechten Ufer, wo es bewachsen zu werden beginnt, an. - Große Breite des Stromes; Unzahl v Gänsen d andren Wasservögeln fast auf meilenlangen Sandbänken aufgereiht; Zug schöner Reiher mit rothen Flügeln. Krokodill am Ufer, worauf ich schieße, scheinbar ohne zu treffen, denn es begibt sich ins Wasser. Mutters letzte Schokoladentafel verzehren wir auf dem Schiffe. - Ans Land gestiegen zerstreuen wir uns,

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch02_1843/119>, abgerufen am 25.11.2024.