Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843.Kaleschwagen, 1 oder 2 Spänner ließen sich sehen. Da ritten bis auf die Augen verschleierte Frauenzimmer, Türken, Araber, Franken, da ward Gemüse und Fleisch herbeigeschleppt, ein buntes orientalisches Gemisch; die verschiedenen Trachten sind unbeschreiblich. - Um 1/2 8 Caffee getrunken, dann Tagebuch geschrieben und nun will ich mich anziehen, um zum Consul Dumreicher zu gehen. Die Reisekosten bis hierher haben grade etwa 600 rt betragen. Meine Eau de Cologne Flasche finde ich heut zerbrochen, auch an meinem Barbiermesser ist leider die Schale durch den schweren Druck des Geldes geplatzt; sonst habe ich bisher nichts eingebüßt, vergessen oder verloren. Ich war bei Dumreicher, ein lieber Mann, der aber vom Fiber geplagt war und darum wohl für mich nur Rath gebend sein kann. Nach der Zurückkunft schlief ich etwas, und um 1/2 3 Uhr etwa machten wir uns zu einem Spatziergang auf, zuerst durch einen Theil der türkischen Stadt, wo Verkaufsbuden sind. Es ist keine Beschreibung der zerlumpten halbnackten Arabergestalten, der Neger, der verhüllten und unverhüllten Weiber mit hängenden Brüsten, der nackten Kinder zu geben, die einen da umschreien und umlaufen, so etwas muß gesehen werden; weiße Gestalten sieht man da wenig, fast gar nicht. Einen Augenblick erquickte uns aus diesem Gewühl der Anblick des Meeres und der Citadelle am Ende des Mole's. Dann wanderten wir bei der malerischen Moschee hinter dem Frankenviertel hin, wo Weiber in singendem Ton schmierige Früchte feil boten. Nun ging es vor einem Garten vorbei über ödere Felder des alten Alexandrien's, wo die Erde vielfach nach Bausteinen aufgegraben war, und auf einem Hügel erblickten Kaleschwagen, 1 oder 2 Spänner ließen sich sehen. Da ritten bis auf die Augen verschleierte Frauenzimmer, Türken, Araber, Franken, da ward Gemüse und Fleisch herbeigeschleppt, ein buntes orientalisches Gemisch; die verschiedenen Trachten sind unbeschreiblich. - Um ½ 8 Caffee getrunken, dann Tagebuch geschrieben und nun will ich mich anziehen, um zum Consul Dumreicher zu gehen. Die Reisekosten bis hierher haben grade etwa 600 rt betragen. Meine Eau de Cologne Flasche finde ich heut zerbrochen, auch an meinem Barbiermesser ist leider die Schale durch den schweren Druck des Geldes geplatzt; sonst habe ich bisher nichts eingebüßt, vergessen oder verloren. Ich war bei Dumreicher, ein lieber Mann, der aber vom Fiber geplagt war und darum wohl für mich nur Rath gebend sein kann. Nach der Zurückkunft schlief ich etwas, und um ½ 3 Uhr etwa machten wir uns zu einem Spatziergang auf, zuerst durch einen Theil der türkischen Stadt, wo Verkaufsbuden sind. Es ist keine Beschreibung der zerlumpten halbnackten Arabergestalten, der Neger, der verhüllten und unverhüllten Weiber mit hängenden Brüsten, der nackten Kinder zu geben, die einen da umschreien und umlaufen, so etwas muß gesehen werden; weiße Gestalten sieht man da wenig, fast gar nicht. Einen Augenblick erquickte uns aus diesem Gewühl der Anblick des Meeres und der Citadelle am Ende des Mole’s. Dann wanderten wir bei der malerischen Moschee hinter dem Frankenviertel hin, wo Weiber in singendem Ton schmierige Früchte feil boten. Nun ging es vor einem Garten vorbei über ödere Felder des alten Alexandrien’s, wo die Erde vielfach nach Bausteinen aufgegraben war, und auf einem Hügel erblickten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0028" n="27"/> Kaleschwagen, 1 <choice><abbr>od</abbr><expan>oder</expan></choice> 2 Spänner ließen sich sehen. 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Kaleschwagen, 1 od 2 Spänner ließen sich sehen. Da ritten bis auf die Augen verschleierte Frauenzimmer, Türken, Araber, Franken, da ward Gemüse d Fleisch herbeigeschleppt, ein buntes orientalisches Gemisch; die verschiedenen Trachten sind unbeschreiblich. - Um ½ 8 Caffee getrunken, dann Tagebuch geschrieben d nun will ich mich anziehen, um zum Consul Dumreicher zu gehen. Die Reisekosten bis hierher haben grade etwa 600 rt betragen. Meine Eau de Col Flasche finde ich heut zerbrochen, auch an meinem Barbiermesser ist leider die Schale durch d schweren Druck des Geldes geplatzt; sonst habe ich bisher nichts eingebüßt, vergessen od verloren. Ich war bei Dumreicher, ein lieber Mann, der aber vom Fiber geplagt war d darum wohl für mich nur Rath gebend sein kann. Nach d Zurückkunft schlief ich etwas, d um ½ 3 Uhr etwa machten wir uns zu einem Spatziergang auf, zuerst durch e Theil der türkischen Stadt, wo Verkaufsbuden sind. Es ist keine Beschreibung der zerlumpten halbnackten Arabergestalten, der Neger, der verhüllten d unverhüllten Weiber mit hängenden Brüsten, der nackten Kinder zu geben, die einen da umschreien d umlaufen, so etwas muß gesehen werden; weiße Gestalten sieht m da wenig, fast gar nicht. Einen Augenblick erquickte uns aus diesem Gewühl der Anblick des Meeres und der Citadelle am Ende des Mole’s. Dann wanderten wir bei der malerischen Moschee hinter d Frankenviertel hin, wo Weiber in singendem Ton schmierige Früchte feil boten. Nun ging es vor einem Garten vorbei über ödere Felder des alten Alex’s, wo d Erde vielfach nach Bausteinen aufgegraben war, d auf e Hügel erblickten
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Zitationshilfe: | Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch01_1842/28>, abgerufen am 17.02.2025. |