Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite

pen_230.001
wir durch Worte zu Vorstellungen gelangen?

pen_230.002
pen_230.003

Man lese die Klopstockische Beschreibung pen_230.004
eines Sterbenden noch einmal, und pen_230.005
man wird bald gewahr werden, daß es pen_230.006
nicht, wie bei Gemälden und Actionen, pen_230.007
durch wirkliche Nachahmung, wirkliche pen_230.008
Darstellung geschehe. Einige einzelne Züge pen_230.009
zwar dürften hievon auszunehmen seyn; pen_230.010
denn z. B. die Wörter: Stammeln, Athmen, pen_230.011
sind Zeichen die dem Bezeichneten pen_230.012
ähnlich sind, oder kürzer, nachahmende pen_230.013
Zeichen. Wir erhalten, wenn wir sie hören, pen_230.014
nicht bloß eine Vorstellung im Verstande, pen_230.015
sondern gewissermaßen die sinnliche pen_230.016
Empfindung der Sache. - Wie weit pen_230.017
erstreckt sich aber in der Sprache dieses pen_230.018
Nachahmende der Zeichen? Wie viel wird pen_230.019
man durch Worte nicht bloß andeuten, pen_230.020
sondern ausdrücken, maien können? -

pen_230.001
wir durch Worte zu Vorstellungen gelangen?

pen_230.002
pen_230.003

  Man lese die Klopstockische Beschreibung pen_230.004
eines Sterbenden noch einmal, und pen_230.005
man wird bald gewahr werden, daß es pen_230.006
nicht, wie bei Gemälden und Actionen, pen_230.007
durch wirkliche Nachahmung, wirkliche pen_230.008
Darstellung geschehe. Einige einzelne Züge pen_230.009
zwar dürften hievon auszunehmen seyn; pen_230.010
denn z. B. die Wörter: Stammeln, Athmen, pen_230.011
sind Zeichen die dem Bezeichneten pen_230.012
ähnlich sind, oder kürzer, nachahmende pen_230.013
Zeichen. Wir erhalten, wenn wir sie hören, pen_230.014
nicht bloß eine Vorstellung im Verstande, pen_230.015
sondern gewissermaßen die sinnliche pen_230.016
Empfindung der Sache. – Wie weit pen_230.017
erstreckt sich aber in der Sprache dieses pen_230.018
Nachahmende der Zeichen? Wie viel wird pen_230.019
man durch Worte nicht bloß andeuten, pen_230.020
sondern ausdrücken, maien können? –

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0273" n="230"/><lb n="pen_230.001"/>
wir durch Worte zu Vorstellungen gelangen?</p>
        <lb n="pen_230.002"/>
        <lb n="pen_230.003"/>
        <p>  Man lese die Klopstockische Beschreibung <lb n="pen_230.004"/>
eines Sterbenden noch einmal, und <lb n="pen_230.005"/>
man wird bald gewahr werden, daß es <lb n="pen_230.006"/>
nicht, wie bei Gemälden und Actionen, <lb n="pen_230.007"/>
durch wirkliche Nachahmung, wirkliche <lb n="pen_230.008"/>
Darstellung geschehe. Einige einzelne Züge <lb n="pen_230.009"/>
zwar dürften hievon auszunehmen seyn; <lb n="pen_230.010"/>
denn z. B. die Wörter: Stammeln, Athmen, <lb n="pen_230.011"/>
sind Zeichen die dem Bezeichneten <lb n="pen_230.012"/>
ähnlich sind, oder kürzer, <hi rendition="#i">nachahmende</hi> <lb n="pen_230.013"/>
Zeichen. Wir erhalten, wenn wir sie hören, <lb n="pen_230.014"/>
nicht bloß eine Vorstellung im Verstande, <lb n="pen_230.015"/>
sondern gewissermaßen die sinnliche <lb n="pen_230.016"/>
Empfindung der Sache. &#x2013; Wie weit <lb n="pen_230.017"/>
erstreckt sich aber in der Sprache dieses <lb n="pen_230.018"/>
Nachahmende der Zeichen? Wie viel wird <lb n="pen_230.019"/>
man durch Worte nicht bloß andeuten, <lb n="pen_230.020"/>
sondern ausdrücken, maien können? &#x2013;
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[230/0273] pen_230.001 wir durch Worte zu Vorstellungen gelangen? pen_230.002 pen_230.003   Man lese die Klopstockische Beschreibung pen_230.004 eines Sterbenden noch einmal, und pen_230.005 man wird bald gewahr werden, daß es pen_230.006 nicht, wie bei Gemälden und Actionen, pen_230.007 durch wirkliche Nachahmung, wirkliche pen_230.008 Darstellung geschehe. Einige einzelne Züge pen_230.009 zwar dürften hievon auszunehmen seyn; pen_230.010 denn z. B. die Wörter: Stammeln, Athmen, pen_230.011 sind Zeichen die dem Bezeichneten pen_230.012 ähnlich sind, oder kürzer, nachahmende pen_230.013 Zeichen. Wir erhalten, wenn wir sie hören, pen_230.014 nicht bloß eine Vorstellung im Verstande, pen_230.015 sondern gewissermaßen die sinnliche pen_230.016 Empfindung der Sache. – Wie weit pen_230.017 erstreckt sich aber in der Sprache dieses pen_230.018 Nachahmende der Zeichen? Wie viel wird pen_230.019 man durch Worte nicht bloß andeuten, pen_230.020 sondern ausdrücken, maien können? –

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/273
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/273>, abgerufen am 28.11.2024.