Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite

pen_227.001
Roß, Schwert, Baum, Strom u. s. w. Wenn pen_227.002
also auch hier wieder der allgemeine Begriff pen_227.003
der Gattung dem Dichter nicht hinlänglich pen_227.004
scheint; wenn er will, daß wir pen_227.005
uns speciellere Merkmaale mit den allgemeinen pen_227.006
verbunden denken: was kann er pen_227.007
thun, als diese speciellen Merkmaale besonders pen_227.008
angeben, d. h. beschreiben? - pen_227.009
So verbindet Kleist die Merkmaale des pen_227.010
Stolzes, des Muths, der Geschwindigkeit pen_227.011
und Leichtigkeit, mit dem allgemeinen pen_227.012
Begriffe des Rosses, damit wir nicht etwa pen_227.013
auf die Vorstellung eines Donquischotischen pen_227.014
Rosinante fallen:

pen_227.015

- Sein Roß war stolz, wie er; pen_227.016
Es schien die Erde zu verachten: kaum pen_227.017
Berührt' es sie mit leichten Füßen; schnob pen_227.018
Und wieherte zu der Trompete Klang, pen_227.019
Und foderte zum Kampf heraus, wie er.

pen_227.020

Es giebt also, wie es scheint, einen pen_227.021
dreifachen Gebrauch der Beschreibung.

pen_227.001
Roß, Schwert, Baum, Strom u. s. w. Wenn pen_227.002
also auch hier wieder der allgemeine Begriff pen_227.003
der Gattung dem Dichter nicht hinlänglich pen_227.004
scheint; wenn er will, daß wir pen_227.005
uns speciellere Merkmaale mit den allgemeinen pen_227.006
verbunden denken: was kann er pen_227.007
thun, als diese speciellen Merkmaale besonders pen_227.008
angeben, d. h. beschreiben? – pen_227.009
So verbindet Kleist die Merkmaale des pen_227.010
Stolzes, des Muths, der Geschwindigkeit pen_227.011
und Leichtigkeit, mit dem allgemeinen pen_227.012
Begriffe des Rosses, damit wir nicht etwa pen_227.013
auf die Vorstellung eines Donquischotischen pen_227.014
Rosinante fallen:

pen_227.015

– Sein Roß war stolz, wie er; pen_227.016
Es schien die Erde zu verachten: kaum pen_227.017
Berührt' es sie mit leichten Füßen; schnob pen_227.018
Und wieherte zu der Trompete Klang, pen_227.019
Und foderte zum Kampf heraus, wie er.

pen_227.020

  Es giebt also, wie es scheint, einen pen_227.021
dreifachen Gebrauch der Beschreibung.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0270" n="227"/><lb n="pen_227.001"/>
Roß, Schwert, Baum, Strom u. s. w. Wenn <lb n="pen_227.002"/>
also auch hier wieder der allgemeine Begriff <lb n="pen_227.003"/>
der Gattung dem Dichter nicht hinlänglich <lb n="pen_227.004"/>
scheint; wenn er will, daß wir <lb n="pen_227.005"/>
uns speciellere Merkmaale mit den allgemeinen <lb n="pen_227.006"/>
verbunden denken: was kann er <lb n="pen_227.007"/>
thun, als diese speciellen Merkmaale besonders <lb n="pen_227.008"/>
angeben, d. h. beschreiben? &#x2013; <lb n="pen_227.009"/>
So verbindet Kleist die Merkmaale des <lb n="pen_227.010"/>
Stolzes, des Muths, der Geschwindigkeit <lb n="pen_227.011"/>
und Leichtigkeit, mit dem allgemeinen <lb n="pen_227.012"/>
Begriffe des <hi rendition="#i">Rosses,</hi> damit wir nicht etwa <lb n="pen_227.013"/>
auf die Vorstellung eines Donquischotischen <lb n="pen_227.014"/>
Rosinante fallen:</p>
        <lb n="pen_227.015"/>
        <p> <hi rendition="#aq">
            <lg>
              <l>&#x2013; Sein Roß war stolz, wie er;</l>
              <lb n="pen_227.016"/>
              <l>Es schien die Erde zu verachten: kaum</l>
              <lb n="pen_227.017"/>
              <l>Berührt' es sie mit leichten Füßen; schnob</l>
              <lb n="pen_227.018"/>
              <l>Und wieherte zu der Trompete Klang,</l>
              <lb n="pen_227.019"/>
              <l>Und foderte zum Kampf heraus, wie er.</l>
            </lg>
          </hi> </p>
        <lb n="pen_227.020"/>
        <p>  Es giebt also, wie es scheint, einen <lb n="pen_227.021"/>
dreifachen Gebrauch der Beschreibung.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0270] pen_227.001 Roß, Schwert, Baum, Strom u. s. w. Wenn pen_227.002 also auch hier wieder der allgemeine Begriff pen_227.003 der Gattung dem Dichter nicht hinlänglich pen_227.004 scheint; wenn er will, daß wir pen_227.005 uns speciellere Merkmaale mit den allgemeinen pen_227.006 verbunden denken: was kann er pen_227.007 thun, als diese speciellen Merkmaale besonders pen_227.008 angeben, d. h. beschreiben? – pen_227.009 So verbindet Kleist die Merkmaale des pen_227.010 Stolzes, des Muths, der Geschwindigkeit pen_227.011 und Leichtigkeit, mit dem allgemeinen pen_227.012 Begriffe des Rosses, damit wir nicht etwa pen_227.013 auf die Vorstellung eines Donquischotischen pen_227.014 Rosinante fallen: pen_227.015 – Sein Roß war stolz, wie er; pen_227.016 Es schien die Erde zu verachten: kaum pen_227.017 Berührt' es sie mit leichten Füßen; schnob pen_227.018 Und wieherte zu der Trompete Klang, pen_227.019 Und foderte zum Kampf heraus, wie er. pen_227.020   Es giebt also, wie es scheint, einen pen_227.021 dreifachen Gebrauch der Beschreibung.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/270
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/270>, abgerufen am 24.11.2024.