Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
pen_219.001

"Das Wahre nicht, obgleich, nach aller Schwärmer pen_219.002
Art,
pen_219.003
"Mit Unsinn und Chimären wohl gepaart. pen_219.004
"Nur diese trifft der Spott. Doch wir versteigen pen_219.005
"Uns allzuhoch; ich wollte dir nur zeigen, pen_219.006
"Daß dich dein Vorurtheil für dieses weise pen_219.007
Paar
pen_219.008
"Nicht schamroth machen soll. Nichts war pen_219.009
"Natürlicher in deiner schlimmen Lage. pen_219.010
"Der Knospe gleich am kalten Märzentage, pen_219.011
"Schrumpft, wenn des Glückes Sonnenschein pen_219.012
"Sich ihr entzieht, die Seel' in sich hinein. pen_219.013
"Entfiedert, nackt, von Allem ausgeleeret, pen_219.014
"Was sie für wesentlich zu ihrem Wohlseyn pen_219.015
hielt;
pen_219.016
"Was Wunder, wenn sich ihr ein Lehrbegriff pen_219.017
empfiehlt,
pen_219.018
"Der sie die Kunst, es zu entbehren, lehret? pen_219.019
"Der ihr beweist: was nicht zu ihr gehöret, pen_219.020
"Was sie verlieren kann, sei keinen Seufzer pen_219.021
werth;
pen_219.022
"Ja, ihren Unmuth zu betrügen, pen_219.023
"Aus der Entbchrung selbst ein künstliches pen_219.024
Vergnügen
pen_219.025
"Ihr statt des wahren schafft? Was ist so angenehm

pen_219.026
pen_219.001

„Das Wahre nicht, obgleich, nach aller Schwärmer pen_219.002
Art,
pen_219.003
„Mit Unsinn und Chimären wohl gepaart. pen_219.004
„Nur diese trifft der Spott. Doch wir versteigen pen_219.005
„Uns allzuhoch; ich wollte dir nur zeigen, pen_219.006
„Daß dich dein Vorurtheil für dieses weise pen_219.007
Paar
pen_219.008
„Nicht schamroth machen soll. Nichts war pen_219.009
„Natürlicher in deiner schlimmen Lage. pen_219.010
„Der Knospe gleich am kalten Märzentage, pen_219.011
„Schrumpft, wenn des Glückes Sonnenschein pen_219.012
„Sich ihr entzieht, die Seel' in sich hinein. pen_219.013
„Entfiedert, nackt, von Allem ausgeleeret, pen_219.014
„Was sie für wesentlich zu ihrem Wohlseyn pen_219.015
hielt;
pen_219.016
„Was Wunder, wenn sich ihr ein Lehrbegriff pen_219.017
empfiehlt,
pen_219.018
„Der sie die Kunst, es zu entbehren, lehret? pen_219.019
„Der ihr beweist: was nicht zu ihr gehöret, pen_219.020
„Was sie verlieren kann, sei keinen Seufzer pen_219.021
werth;
pen_219.022
„Ja, ihren Unmuth zu betrügen, pen_219.023
„Aus der Entbchrung selbst ein künstliches pen_219.024
Vergnügen
pen_219.025
„Ihr statt des wahren schafft? Was ist so angenehm

pen_219.026
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0260" n="219"/>
        <lb n="pen_219.001"/>
        <p> <hi rendition="#aq">
            <lg>
              <l>&#x201E;Das Wahre nicht, obgleich, nach aller Schwärmer <lb n="pen_219.002"/>
Art,</l>
              <lb n="pen_219.003"/>
              <l>&#x201E;Mit Unsinn und Chimären wohl gepaart.</l>
              <lb n="pen_219.004"/>
              <l>&#x201E;Nur diese trifft der Spott. Doch wir versteigen</l>
              <lb n="pen_219.005"/>
              <l>&#x201E;Uns allzuhoch; ich wollte dir nur zeigen,</l>
              <lb n="pen_219.006"/>
              <l>&#x201E;Daß dich dein Vorurtheil für dieses weise <lb n="pen_219.007"/>
Paar</l>
              <lb n="pen_219.008"/>
              <l>&#x201E;Nicht schamroth machen soll. Nichts war</l>
              <lb n="pen_219.009"/>
              <l>&#x201E;Natürlicher in deiner schlimmen Lage.</l>
              <lb n="pen_219.010"/>
              <l>&#x201E;Der Knospe gleich am kalten Märzentage,</l>
              <lb n="pen_219.011"/>
              <l>&#x201E;Schrumpft, wenn des Glückes Sonnenschein</l>
              <lb n="pen_219.012"/>
              <l>&#x201E;Sich ihr entzieht, die Seel' in sich hinein.</l>
              <lb n="pen_219.013"/>
              <l>&#x201E;Entfiedert, nackt, von Allem ausgeleeret,</l>
              <lb n="pen_219.014"/>
              <l>&#x201E;Was sie für wesentlich zu ihrem Wohlseyn <lb n="pen_219.015"/>
hielt;</l>
              <lb n="pen_219.016"/>
              <l>&#x201E;Was Wunder, wenn sich ihr ein Lehrbegriff <lb n="pen_219.017"/>
empfiehlt,</l>
              <lb n="pen_219.018"/>
              <l>&#x201E;Der sie die Kunst, es zu entbehren, lehret?</l>
              <lb n="pen_219.019"/>
              <l>&#x201E;Der ihr beweist: was nicht zu ihr gehöret,</l>
              <lb n="pen_219.020"/>
              <l>&#x201E;Was sie verlieren kann, sei keinen Seufzer <lb n="pen_219.021"/>
werth;</l>
              <lb n="pen_219.022"/>
              <l>&#x201E;Ja, ihren Unmuth zu betrügen,</l>
              <lb n="pen_219.023"/>
              <l>&#x201E;Aus der Entbchrung selbst ein künstliches <lb n="pen_219.024"/>
Vergnügen</l>
              <lb n="pen_219.025"/>
              <l>&#x201E;Ihr statt des wahren schafft? Was ist so angenehm</l>
            </lg>
          </hi> </p>
        <lb n="pen_219.026"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[219/0260] pen_219.001 „Das Wahre nicht, obgleich, nach aller Schwärmer pen_219.002 Art, pen_219.003 „Mit Unsinn und Chimären wohl gepaart. pen_219.004 „Nur diese trifft der Spott. Doch wir versteigen pen_219.005 „Uns allzuhoch; ich wollte dir nur zeigen, pen_219.006 „Daß dich dein Vorurtheil für dieses weise pen_219.007 Paar pen_219.008 „Nicht schamroth machen soll. Nichts war pen_219.009 „Natürlicher in deiner schlimmen Lage. pen_219.010 „Der Knospe gleich am kalten Märzentage, pen_219.011 „Schrumpft, wenn des Glückes Sonnenschein pen_219.012 „Sich ihr entzieht, die Seel' in sich hinein. pen_219.013 „Entfiedert, nackt, von Allem ausgeleeret, pen_219.014 „Was sie für wesentlich zu ihrem Wohlseyn pen_219.015 hielt; pen_219.016 „Was Wunder, wenn sich ihr ein Lehrbegriff pen_219.017 empfiehlt, pen_219.018 „Der sie die Kunst, es zu entbehren, lehret? pen_219.019 „Der ihr beweist: was nicht zu ihr gehöret, pen_219.020 „Was sie verlieren kann, sei keinen Seufzer pen_219.021 werth; pen_219.022 „Ja, ihren Unmuth zu betrügen, pen_219.023 „Aus der Entbchrung selbst ein künstliches pen_219.024 Vergnügen pen_219.025 „Ihr statt des wahren schafft? Was ist so angenehm pen_219.026

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/260
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/260>, abgerufen am 28.11.2024.