Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
pen_201.001

Euch ist ein Glück geschehn, dergleichen nie pen_201.002
geschah;
pen_201.003
Die Welt verjüngt sich schon, die güldne Zeit pen_201.004
ist nah!
pen_201.005
Gesetzt, daß ungefühlt in ihr die Jugend blühet, pen_201.006
Und nur der Andacht Brand in ihren Adern pen_201.007
glühet;
pen_201.008
Daß kein verstohlner Blick in die verlaßne pen_201.009
Welt
pen_201.010
Mit sehnender Begier zu spät zurücke fällt; pen_201.011
Daß immer die Vernunft der Sinnen Feuer pen_201.012
kühlet,
pen_201.013
Und nur ihr eigner Arm die reine Brust befühlet; pen_201.014
Gesetzt, was niemal war, daß Tugend wird pen_201.015
aus Zwang:
pen_201.016
Was jauchzt das eitle Volk? Wen rühmt sein pen_201.017
Lobgesang?
pen_201.018
Doch wohl, daß List und Geiz des Schöpfers pen_201.019
Zweck verdrungen,
pen_201.020
Was er zum Lieben schuf, zur Witwenschaft pen_201.021
gezwungen,
pen_201.022
Den vielleicht edlen Stamm, den er ihr zugedacht, pen_201.023
pen_201.024
Noch in der Blüth' erstickt und Helden umgebracht;

pen_201.025
pen_201.001

Euch ist ein Glück geschehn, dergleichen nie pen_201.002
geschah;
pen_201.003
Die Welt verjüngt sich schon, die güldne Zeit pen_201.004
ist nah!
pen_201.005
Gesetzt, daß ungefühlt in ihr die Jugend blühet, pen_201.006
Und nur der Andacht Brand in ihren Adern pen_201.007
glühet;
pen_201.008
Daß kein verstohlner Blick in die verlaßne pen_201.009
Welt
pen_201.010
Mit sehnender Begier zu spät zurücke fällt; pen_201.011
Daß immer die Vernunft der Sinnen Feuer pen_201.012
kühlet,
pen_201.013
Und nur ihr eigner Arm die reine Brust befühlet; pen_201.014
Gesetzt, was niemal war, daß Tugend wird pen_201.015
aus Zwang:
pen_201.016
Was jauchzt das eitle Volk? Wen rühmt sein pen_201.017
Lobgesang?
pen_201.018
Doch wohl, daß List und Geiz des Schöpfers pen_201.019
Zweck verdrungen,
pen_201.020
Was er zum Lieben schuf, zur Witwenschaft pen_201.021
gezwungen,
pen_201.022
Den vielleicht edlen Stamm, den er ihr zugedacht, pen_201.023
pen_201.024
Noch in der Blüth' erstickt und Helden umgebracht;

pen_201.025
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0242" n="201"/>
        <lb n="pen_201.001"/>
        <p> <hi rendition="#aq">
            <lg>
              <l>Euch ist ein Glück geschehn, dergleichen nie <lb n="pen_201.002"/>
geschah;</l>
              <lb n="pen_201.003"/>
              <l>Die Welt verjüngt sich schon, die güldne Zeit <lb n="pen_201.004"/>
ist nah!</l>
              <lb n="pen_201.005"/>
              <l>Gesetzt, daß ungefühlt in ihr die Jugend blühet,</l>
              <lb n="pen_201.006"/>
              <l>Und nur der Andacht Brand in ihren Adern <lb n="pen_201.007"/>
glühet;</l>
              <lb n="pen_201.008"/>
              <l>Daß kein verstohlner Blick in die verlaßne <lb n="pen_201.009"/>
Welt</l>
              <lb n="pen_201.010"/>
              <l>Mit sehnender Begier zu spät zurücke fällt;</l>
              <lb n="pen_201.011"/>
              <l>Daß immer die Vernunft der Sinnen Feuer <lb n="pen_201.012"/>
kühlet,</l>
              <lb n="pen_201.013"/>
              <l>Und nur ihr eigner Arm die reine Brust befühlet;</l>
              <lb n="pen_201.014"/>
              <l>Gesetzt, was niemal war, daß Tugend wird <lb n="pen_201.015"/>
aus Zwang:</l>
              <lb n="pen_201.016"/>
              <l>Was jauchzt das eitle Volk? Wen rühmt sein <lb n="pen_201.017"/>
Lobgesang?</l>
              <lb n="pen_201.018"/>
              <l>Doch wohl, daß List und Geiz des Schöpfers <lb n="pen_201.019"/>
Zweck verdrungen,</l>
              <lb n="pen_201.020"/>
              <l>Was er zum Lieben schuf, zur Witwenschaft <lb n="pen_201.021"/>
gezwungen,</l>
              <lb n="pen_201.022"/>
              <l>Den vielleicht edlen Stamm, den er ihr zugedacht,</l>
              <lb n="pen_201.023"/>
              <lb n="pen_201.024"/>
              <l>Noch in der Blüth' erstickt und Helden umgebracht;</l>
            </lg>
          </hi> </p>
        <lb n="pen_201.025"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201/0242] pen_201.001 Euch ist ein Glück geschehn, dergleichen nie pen_201.002 geschah; pen_201.003 Die Welt verjüngt sich schon, die güldne Zeit pen_201.004 ist nah! pen_201.005 Gesetzt, daß ungefühlt in ihr die Jugend blühet, pen_201.006 Und nur der Andacht Brand in ihren Adern pen_201.007 glühet; pen_201.008 Daß kein verstohlner Blick in die verlaßne pen_201.009 Welt pen_201.010 Mit sehnender Begier zu spät zurücke fällt; pen_201.011 Daß immer die Vernunft der Sinnen Feuer pen_201.012 kühlet, pen_201.013 Und nur ihr eigner Arm die reine Brust befühlet; pen_201.014 Gesetzt, was niemal war, daß Tugend wird pen_201.015 aus Zwang: pen_201.016 Was jauchzt das eitle Volk? Wen rühmt sein pen_201.017 Lobgesang? pen_201.018 Doch wohl, daß List und Geiz des Schöpfers pen_201.019 Zweck verdrungen, pen_201.020 Was er zum Lieben schuf, zur Witwenschaft pen_201.021 gezwungen, pen_201.022 Den vielleicht edlen Stamm, den er ihr zugedacht, pen_201.023 pen_201.024 Noch in der Blüth' erstickt und Helden umgebracht; pen_201.025

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/242
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/242>, abgerufen am 29.11.2024.