Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite

pen_124.001
sie erzeigt wird, Einfalt, mit zu viel Rohigkeit pen_124.002
des Verstandes verbunden u. s. w. pen_124.003
wären vielleicht nach der Natur wahrer, pen_124.004
aber für den cultivirten Menschen zu wenig pen_124.005
einnehmend und reizend. Man wird pen_124.006
also erst dann die ganze abgezweckte Wirkung pen_124.007
erreichen, wenn man nach einem pen_124.008
Ideale arbeitet, oder, welches der Begriff pen_124.009
eines Ideals ist, wenn man das was der pen_124.010
vorgesetzten Wirkung entspricht, so von pen_124.011
allem Fremden absondert, so erhöht und pen_124.012
verstärkt, wie die Wirkung am vollständigsten pen_124.013
dadurch erreicht werden kann. - pen_124.014
Das Ideal aber ist wandelbar, nach der pen_124.015
verschiedenen Beschaffenheit derer, auf pen_124.016
die man die Wirkung thun will. Zu den pen_124.017
Zeiten Theokrits war Manches dem schönen pen_124.018
Ideale noch nicht zuwider, was es pen_124.019
zu den Zeiten Virgils schon geworden pen_124.020
war.

pen_124.001
sie erzeigt wird, Einfalt, mit zu viel Rohigkeit pen_124.002
des Verstandes verbunden u. s. w. pen_124.003
wären vielleicht nach der Natur wahrer, pen_124.004
aber für den cultivirten Menschen zu wenig pen_124.005
einnehmend und reizend. Man wird pen_124.006
also erst dann die ganze abgezweckte Wirkung pen_124.007
erreichen, wenn man nach einem pen_124.008
Ideale arbeitet, oder, welches der Begriff pen_124.009
eines Ideals ist, wenn man das was der pen_124.010
vorgesetzten Wirkung entspricht, so von pen_124.011
allem Fremden absondert, so erhöht und pen_124.012
verstärkt, wie die Wirkung am vollständigsten pen_124.013
dadurch erreicht werden kann. – pen_124.014
Das Ideal aber ist wandelbar, nach der pen_124.015
verschiedenen Beschaffenheit derer, auf pen_124.016
die man die Wirkung thun will. Zu den pen_124.017
Zeiten Theokrits war Manches dem schönen pen_124.018
Ideale noch nicht zuwider, was es pen_124.019
zu den Zeiten Virgils schon geworden pen_124.020
war.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0165" n="124"/><lb n="pen_124.001"/>
sie erzeigt wird, Einfalt, mit zu viel Rohigkeit <lb n="pen_124.002"/>
des Verstandes verbunden u. s. w. <lb n="pen_124.003"/>
wären vielleicht nach der Natur wahrer, <lb n="pen_124.004"/>
aber für den cultivirten Menschen zu wenig <lb n="pen_124.005"/>
einnehmend und reizend. Man wird <lb n="pen_124.006"/>
also erst dann die ganze abgezweckte Wirkung <lb n="pen_124.007"/>
erreichen, wenn man nach einem <lb n="pen_124.008"/>
Ideale arbeitet, oder, welches der Begriff <lb n="pen_124.009"/>
eines Ideals ist, wenn man das was der <lb n="pen_124.010"/>
vorgesetzten Wirkung entspricht, so von <lb n="pen_124.011"/>
allem Fremden absondert, so erhöht und <lb n="pen_124.012"/>
verstärkt, wie die Wirkung am vollständigsten <lb n="pen_124.013"/>
dadurch erreicht werden kann. &#x2013; <lb n="pen_124.014"/>
Das Ideal aber ist wandelbar, nach der <lb n="pen_124.015"/>
verschiedenen Beschaffenheit derer, auf <lb n="pen_124.016"/>
die man die Wirkung thun will. Zu den <lb n="pen_124.017"/>
Zeiten Theokrits war Manches dem schönen <lb n="pen_124.018"/>
Ideale noch nicht zuwider, was es <lb n="pen_124.019"/>
zu den Zeiten Virgils schon geworden <lb n="pen_124.020"/>
war.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0165] pen_124.001 sie erzeigt wird, Einfalt, mit zu viel Rohigkeit pen_124.002 des Verstandes verbunden u. s. w. pen_124.003 wären vielleicht nach der Natur wahrer, pen_124.004 aber für den cultivirten Menschen zu wenig pen_124.005 einnehmend und reizend. Man wird pen_124.006 also erst dann die ganze abgezweckte Wirkung pen_124.007 erreichen, wenn man nach einem pen_124.008 Ideale arbeitet, oder, welches der Begriff pen_124.009 eines Ideals ist, wenn man das was der pen_124.010 vorgesetzten Wirkung entspricht, so von pen_124.011 allem Fremden absondert, so erhöht und pen_124.012 verstärkt, wie die Wirkung am vollständigsten pen_124.013 dadurch erreicht werden kann. – pen_124.014 Das Ideal aber ist wandelbar, nach der pen_124.015 verschiedenen Beschaffenheit derer, auf pen_124.016 die man die Wirkung thun will. Zu den pen_124.017 Zeiten Theokrits war Manches dem schönen pen_124.018 Ideale noch nicht zuwider, was es pen_124.019 zu den Zeiten Virgils schon geworden pen_124.020 war.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/165
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/165>, abgerufen am 28.11.2024.